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Wladimir Klitschko: „Wen hält Orbán für das Massaker in Butscha verantwortlich?“

Ungarn Heute 2022.04.20.
FIZETŐS

„Freiheit ist unbezahlbar. So sehr, dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen. (…) Wir wollen erhobenen Hauptes leben, nicht als kniende Sklaven“ sagt Wladimir Klitschko in einem Exklusivinterview mit dem ungarischen Portal Válasz Online. Der ehemalige ukrainische Boxweltmeister, dessen Bruder Vitaly, ebenfalls ein ehemaliger Boxer, derzeit Bürgermeister von Kiew ist, ist kein Politiker, er bezeichnet sich selbst als Aktivist. Er wurde zum Krieg in der Ukraine und zur Rolle Ungarns gefragt. 

Auf die Frage, warum er sich schon so lange mit einem ungarischen Journalisten unterhalten wollte, antwortet der Sportler: „Ja, warum nicht? Ungarn ist ein Teil Europas, dessen demokratische Werte wir teilen. Obwohl die Ukraine kein Mitglied der EU ist, kämpft sie seit 2014 im Einklang mit den europäischen Grundsätzen um den Beitritt. Ich habe das Land schon oft besucht, ich habe dort auch viele Freunde“ betont gleich am Anfang des Interviews Klitschko und fügt hinzu:

„Ich will mich nicht in die Politik einmischen, aber ich finde, dass Ungarn eine Art Loyalität zu Russland hat“ sagte Klitschko in dem Interview und fügte hinzu, dass diese Loyalität immer noch spürbar ist. In dem Interview fragte man ihn auch über die internationale Pressekonferenz von Ministerpräsident Viktor Orbán am 6. April, in der er den Verantwortlichen für das Butscha-Massaker nicht klar benannt hatte, worauf Klitschko in dem Interview scharf reagierte:

Wer könnte es Ihrer Meinung nach getan haben? Wer hat wen besetzt? Sind wir es selbst, die das getan haben? Hätten wir unser eigenes Volk massenhaft ermordet, nur um es der Welt zu zeigen und andere zu beschuldigen? Butscha war eine klare Botschaft des russischen Präsidenten, und wir Ukrainer sind seit mehr als 50 Tagen die Opfer seiner Aggression. Wenn jemand wegschaut und so tut, als ob er nichts sieht, wird zum passiven Kriegsführer und bekommt Blut an seine Hände

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Klitschko selbst war in Butscha und sagte, für die Russen bedeute die „Spezialoperation“ die Tötung von Ukrainern. „Es gab junge Menschen, die auf der Straße lagen, ein Panzer fuhr über das Auto einer Familie, deren Leichen noch im Auto lagen. Andere zeigten Anzeichen von Folter. Sie wurden in den Kopf geschossen. Ich will mich nicht an alles erinnern, was ich gesehen habe, aber es gibt Hinweise auf Verbrechen. Diese Bilder, dieser Geruch…“, erinnerte sich Klitschko an das, was er sah.

Klitschko glaubt, dass die Ukraine nach dem Krieg stärker sein wird als je zuvor, bittet aber weiterhin um Hilfe:

Wir brauchen Unterstützung: militärisch, finanziell, humanitär. Solange der Krieg nicht vorbei ist, kann es nicht genug sein. Stehen Sie zu uns, und wir werden zu Ihnen stehen. Und glauben Sie mir: Wir werden die gesamte Hilfe zurückgeben! Um ein Vielfaches. Helfen Sie uns einfach, den Krieg zu beenden – denn wir werden Sie vor dem Bösen schützen, das in unser Land gekommen ist!

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Orbán sprach in einer Pressekonferenz am Mittwoch über das Telefonat, erwähnte aber nicht, dass der russische Präsident über das Ereignis sprach.Weiterlesen

Wladimir Wladimirowitsch Klitschko (russisch Влади́мир Влади́мирович Кличко́, ukrainisch Володи́мир Володи́мирович Кличко́ ‚Wolodymyr Wolodymyrowytsch Klytschko‘; * 25. März 1976 in Semipalatinsk, Kasachische SSR, Sowjetunion; heute Semei, Kasachstan) ist ein ukrainischer ehemaliger Boxer (1996–2017) und mehrfacher Weltmeister im Schwergewicht nach Version der IBF, WBO, WBA und IBO. Er galt über viele Jahre bei Fachzeitschriften und in den unabhängigen Ranglisten als Nummer 1 im Schwergewicht. Er ist der jüngere Bruder von Vitali Klitschko.

(Via: valaszonline.hu, Titelbild: MTI/EPA/Andy Rain)