Vor zehn Jahren stellte die einzige staatliche, 100%-ig ungarische Fluggesellschaft MALÉV ihren Flugbetrieb ein. Der Flug Helsinki-Budapest landete am 3. Februar 2012 um viertel vor zehn in Budapest, danach hob kein weiterer Malév-Linienflug mehr ab. Zu diesem Zeitpunkt war die finanzielle Situation der Fluggesellschaft bereits unhaltbar geworden. Die 66-jährige Geschichte des Unternehmens wird durch eine Auswahl von Bildern aus Fortepan illustriert. Sie zeigen, wie sehr sich der Luftverkehr im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Wie das Fliegen, das einst ein Privileg war, zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist, die heutzutage die Massen erreicht. Mal sehen, wie sich die Flugzeuge, die Passagiere, das Flughafenpersonal und die Flugbegleiterinnen von 1956 an bei MALÉV verändert haben. Bitte schnallen Sie sich an, die Zeitreise beginnt!
Am 3. Februar 2012 um viertel vor zehn landete der Malév-Flug MA745 aus Helsinki auf dem Flughafen „Ferihegy“ und markierte damit das Ende der damals und bisher einzigen staatlichen ungarischen Fluggesellschaft. MALÉV war damit fast 66 Jahre lang tätig. Die Gesellschaft wurde am 29. März 1946 als eine ungarisch-sowjetische zivile Luftverkehrsgesellschaft (Masovlet) gegründet. Anfänglich beförderte sie Passagiere ausschließlich zu inländischen Zielen. Der erste Auslandsflug ging 1947 nach Bukarest, während am 5. Juni 1956 der erste Linienflug in Wien landete und damit den Luftverkehr nach Westeuropa eröffnete.
Das folgende Flugzeug ist eines der ersten aus der Flotta. Die Li-2 (russisch: Ли-2, NATO-Code: Cab) war eine Version des US-amerikanischen Transportflugzeugs, die in der Sowjetunion in Lizenz hergestellt wurde. Es wurde von der Staatlichen Flugzeugfabrik in der Nähe von Moskaubis 1941 und danach in Taschkent hergestellt.
Ein bei MALÉV HA-TSA registriertes Flugzeug vom Typ Douglas C-47A im Jahr 1957. Das amerikanische Flugzeug verirrte sich 1951 in den ungarischen Luftraum, wo es von der Luftabwehr abgefangen wurde und dann in die zivile Flotte überging. Im Jahr 1961 stürzte dieses Flugzeug in ein Wohnhaus in Zugló.
Während die heutigen Billigfluglinien oft dafür kritisiert werden, dass sie für die Passagiere zu eng und daher zu unbequem sind, ist dies bei MALÉV nicht der Fall, zumindest nicht auf dem Bild unten. Die fast sesselähnlichen Sitze waren sicherlich sehr bequem, auch für längere Flüge. Und die Flugbegleiterin mit Handschuhen verleiht der gesamten Reise-Atmosphäre einen zusätzlichen Hauch von Eleganz.
Das Gepäckabteil glich eher dem der Eisenbahn als dem der heutigen Flugzeuge. Aber die Polsterung im Inneren des Flugzeugs, die Vorhänge und das Bild an der Wand des Flugzeugs erwecken den Eindruck, als säße man im Wohnzimmer zu Hause.
Die „Iljuschin Il-14“ war ein zweistrahliges sowjetisches Transportflugzeug für ziviles und militärisches Personal und Fracht, das erstmals 1950 flog und 1954 in Dienst gestellt wurde. Die Il-14 wurde auch in Ostdeutschland von VVB Flugzeugbau als VEB 14 und in der Tschechoslowakei als Avia 14 hergestellt. Die Iljuschin Il-14 wurde in der Regel durch die Antonov An-24 und die Yakovlev Yak-40 ersetzt.
Neben Miskolc, Debrecen, Nyíregyháza, Zalaegerszeg, Szombathely, Győr, Békéscsaba und Szeged konnte man nonstop nach Moskau, Prag, Warschau, Bukarest, Sofia und Wien fliegen. Der erste Flug außerhalb Europas ging 1963 über Athen nach Kairo.
Das folgende Bild zeigt die Gastronomie von MALÉV. Die Geräte, mit denen das Essen serviert wurde, rufen in vielen von uns nostalgische Gefühle hervor, sie sind demnach auch heute noch sehr beliebt und gefragt. Mit anderen Worten: Teller, Tassen und Besteck mit dem MALÉV-Logo werden im Internet nach wie vor immer gesucht.
Der Inlandsflugverkehr wurde 1969 eingestellt, unter anderem weil die sich modernisierende Flotte nicht mehr auf den Start- und Landebahnen der ländlichen Grasflughäfen landen konnte. Und die Luftfahrt wurde langsam von einem Privileg für Geschäftsleute zu einem Privileg für Touristen, und Ende der 1970er Jahre flogen schon eine Million Menschen aus Ferihegy und mit Malév, wie das Portal hvg.hu berichtet.
MALÉV war auch ein angesehener Arbeitsplatz: Die Generationen folgten einander, auch wenn die Bezahlung der meisten nicht der Qualität der geleisteten Arbeit und der damit verbundenen Verantwortung entsprach.
Es ist auch wichtig, die Busse zu erwähnen. Der Ikarus 280 Autobus gilt als der größte Erfolg in der gesamten Geschichte der ungarischen Industrie; mehr als 60.000 Busse wurden verkauft, und in den 1970er und 1980er Jahren machte er ⅔ der weltweiten Gelenkbusproduktion aus. In Ferihegy setzte Malév von der zweiten Hälfte der 1970er Jahre bis zur Jahrtausendwende Dutzende von ihnen ein.
Flugverkehrskontrollturm aus dem Jahr 1966
Für viele Menschen ist es immer noch ein großes Erlebnis bzw. Familienprogramm, auf die Panoramaterrasse des Flughafens zu gehen und die startenden und landenden Flugzeuge zu beobachten. Das war auch vor Jahrzehnten nicht anders. Es war doch anders, denn das Fliegen war damals eine viel größere Sensation!
Und wie sah der Check-in bzw. der Fahrgastraum/Warteraum aus?
Nicht nur die Kleidung der Menschen, sondern auch das Design des Flughafens wirken jetzt sehr retro! Bis dato wurde der ehemalige Flughafen „Ferihegy“ (heute Budapester Liszt Ferenc Airport) einer Reihe von Renovierungen unterzogen. Die Fahrgäste genießen nun modernere, größere und komfortablere Räume. Was heute selbstverständlich ist, galt früher aber als Luxus! 🙂
Seit dem Niedergang von MALÉV hatte Ungarn fast keine Gelegenheit mehr, eine andere nationale Fluggesellschaft zu gründen. Der einzige Versuch war eine große Ankündigung im Jahr 2013 von zwei Geschäftsleuten, sie wollten unter dem Namen „Sólyom Airways“ ein neues Flug-Unternehmen gründen. Geplant war, die Fluggesellschaft mit sechs Boeing-Flugzeugen an den Start zu bringen, aber dieser Traum ist dann kürzlich geplatzt. Heute wird die Erinnerung an die MALÉV nur noch in einem Museum bewahrt, und einige ihrer ehemaligen Flotte sind auf dem Budapester Flughafen ausgestellt. Das Budapester Flugzeugmuseum bietet einen nahezu vollständigen Überblick über die Entwicklung der öffentlichen ungarischen Luftfahrt in den letzten 60 Jahren. Und viele seiner Reliquien sind immer noch im Internet verfügbar. Ganz zu schweigen von der kultigen Werbemusik, die der berühmte ungarische Musiker und Komponist Gábor Presser komponiert hat.
(Fotos: Fortepan)