Der reformierte Bischof Siebenbürgens spricht über die Gegenwart seiner KircheWeiterlesen
Was von Bözödújfalu (Szeklerland, Siebenbürgen) nach der Überflutung übrigblieb.
Réka Újlaki-Nagy erforscht einen untergegangenen Teil der Religionsgeschichte Siebenbürgens, indem sie die Quellen über die Sabbatarier untersucht. Vor kurzem hat sie die Ergebnisse ihrer Forschungen in englischer Sprache veröffentlicht.
Siebenbürgens Einzigartigkeit liegt nicht nur in seinen wildromantischen, mystischen Landschaften und seinem reichen kulturellen Erbe, sondern auch in seiner sozialen und religiösen Vielfalt. Was letztere betrifft, so ist vielleicht wenig bekannt, dass Siebenbürgen die Heimat einer christlichen religiösen Bewegung war, die in Abkehr von der Dreifaltigkeitslehre die jüdischen Traditionen, Riten und Bräuche des Alten Testaments übernahm.
Ihre Vertreter wurden Sabbatarier genannt, ein Name, der sich auf das auffälligste Merkmal der Bewegung bezieht, das sich von der Überlieferung der übrigen Christen unterscheidet:
Die Anhänger dieser Bewegung hielten nicht den Sonntag als Ruhetag ein, sondern den Samstag.
Zu ihren Bräuchen gehörten darüber hinaus die Einhaltung der koscheren Ernährung, und ihre Lehren, wie bei den gleichfalls in Siebenbürgen beheimateten Unitariern, stellten Jesus als Menschen und nicht als Sohn Gottes dar.
Réka Újlaki-Nagy hat ein Buch über dieses religionssoziologische Kuriosum geschrieben. Ihr Buch Christians or Jews? Early Transylvanian Sabbatarianism (1588-1621) wurde als Monographie in englischer Sprache veröffentlicht. Aus diesem Anlass wurde in der Unitarischen Gemeinde Budapest eine Diskussionsrunde organisiert.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema war in mehrfacher Hinsicht schwierig. Konversionen führten dazu, dass Anfang des 20. Jahrhunderts nur noch einige hundert Mitglieder der Gruppe in Siebenbürgen lebten und während des Jahrhunderts die sabbatarische Konfession weitgehend aufgelöst wurde. Auch die Judenverfolgung holte die Gemeinschaft ein. Obwohl es dem katholischen Pfarrer István Ráduly gelang, die meisten der in Bözödújfalu (Neudorf, Bezidu Nou) lebenden Sabbatarier unter Einsatz seines Lebens vor dem sicheren Tod zu retten, konnten sie der Verfolgung und Einschüchterung nicht entkommen. Der endgültige Schlag für die Bewegung war jedoch, dass das multikonfessionelle Dorf Bözödújfalu, in dem die Nachkommen der verbliebenen Sabbatarier nach der Verfolgung lebten, Ende der 1980er Jahre überflutet wurde, wodurch ein Großteil des materiellen und geistigen Erbes zerstört wurde, ganz zu schweigen von der erzwungenen Auflösung der Gemeinschaft.
Réka Újlaki-Nagy musste sich vor allem auf das verbliebene schriftliche Quellenmaterial stützen und trat damit in die Fußstapfen ihrer beiden Forschungsvorgänger Samuel Kohn und Róbert Dán. Die Monographie ist in ihrem postmodernen Umgang mit den Quellen und in ihrer Methode einzigartig. Diese Eigenschaft wurde auch von der Hebraistin des Abends, Kornélia Koltai, hervorgehoben, die sich zuvor mit Simon Péchi (1570-1643) befasst hat, dem Initiator der „zweiten Ära“ der Sabbatarier, einer Schlüsselfigur bei der Verbreitung der Bewegung und ihrer weiteren Annäherung an die rabbinischen Grundlagen.
„Alles ist irgendwie relativ. Das ist ein Merkmal, das mir sehr gut gefällt, weil es unterstreicht, dass eine entstehende Konfession nicht unbedingt entlang von Dogmen arbeitet. Aber es gibt ein gemeinsames Ziel, einen Eifer im Glauben, nach dem die Gemeindemitglieder die Grundlagen legen, ohne sich auf große theologische Selbstdefinitionen einzulassen“, erläuterte Koltai ihre Gedanken zu dem Buch.
„Ich hätte sehr gerne eine Geschichte der Frühzeit des Sabbatarianismus geschrieben, aber leider kann dieses Buch nicht als historische Zusammenfassung betrachtet werden. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass die Quellenlage dies nicht zulässt. Es gibt zwar Quellen – wenn auch nicht viele -, aber meistens fehlen die Jahreszahlen am Ende der Schriften. Infolgedessen konnte ich den Zeitraum grob eingrenzen, aber keine kohärente Chronologie erstellen“, stellte die Autorin klar.
Letztendlich waren es gerade diese Einschränkungen, die den Inhalt des Buches in eine bestimmte Richtung drängten, indem die Autorin den trockenen Historismus hinter sich ließ und sich stattdessen auf das Alltagsleben, die Bräuche und die Ideen der Sabbatarier konzentrierte. Dem Titel entsprechend bot sich die Gelegenheit, die Ähnlichkeiten und Unterschiede zur jüdischen, katholischen und reformierten christlichen Praxis zu betrachten und so die einzigartige Verbindung zwischen dem extremen Purismus der radikalen Reformation und dem Festhalten an der alttestamentlichen Lehre hervorzuheben, die diese Glaubensgemeinschaft hervorgebracht hat.
Via Kultúra Beitragsbild: Fehér Fekete Lak Facebook