Der derzeitige US-Präsident hat Ungarn zu seinem eigenen Schauplatz im Kulturkampf gemacht.Weiterlesen
Im Auftrag einer Facebook-Gruppe, die von der US-Botschaft in Budapest gesponsert wurde, sind in den letzten Tagen im ganzen Land Plakate aufgetaucht, die den Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine fordern.
Auf dem Plakat ist zu lesen, dass die Kampagne von einer Facebook-Gruppe namens Richtung Westen in Auftrag gegeben und von der US-Botschaft in Budapest unterstützt wurde, was in Anbetracht des diplomatischen Mandats eine präzedenzlose Aktion darstellt.
Wir glauben, dass Ungarn zum Westen gehört und seinen westlichen Weg auch in Zukunft fortsetzen sollte. Dafür treten wir ein und wollen so viele Ungarn wie möglich überzeugen,
heißt es auf der thematischen Seite, die von der Kommunikationsagentur Flow PR (Splendidea Communications GmbH) mit Unterstützung der US-Botschaft in Budapest betrieben wird.
Laut Ad Library haben sie seit 2019 138 Millionen Forint (366.600 Euro) für Facebook-Anzeigen ausgegeben und sind damit der dreizehntgrößte politische und öffentliche Werbetreibende in Ungarn.
Auf den Plakaten werden Parallelen zwischen 1956 in Ungarn und der aktuellen Situation in der Ukraine gezogen. Der Slogan ist einheitlich: Russen, nach Hause! Der Text auf dem Plakat lautet:
„Frieden in der Ukraine kann nur möglich sein, wenn die russische Besatzungsarmee abzieht“.
Die von den USA finanzierte Kampagne soll der Haltung der ungarischen Regierung entgegenwirken, die sich für einen sofortigen Waffenstillstand und Frieden einsetzt.
Es ist ein interessanter Zusammenfall, dass die Meldung über die Plakatkampagne veröffentlicht wurde, kurz nachdem das linksgerichtete Nachrichtenportal 444.hu am Dienstagmorgen unter Berufung auf „mehrere unabhängige diplomatische Quellen“ berichtete, dass die US-Regierung neue Maßnahmen zur Bestrafung der ungarischen Regierung plant, einschließlich der Möglichkeit, Sanktionen gegen einflussreiche Personen zu verhängen.
Die Losung Russen, nach Hause! und der gewollte Anklang zum Ungarn-Aufstand von 1956 tauchte voriges Jahr auch in den intensiv mediatisierten Front-Meldungen des ukrainisch-ungarischen „kämpfenden Professors“ Fedir (Ferenc) Sándor auf, welche das angebliche Engagement ungarischstämmiger Soldaten für die ukrainische Sache dokumentieren sollten (wir berichteten). Ein Zusammenhang zwischen der ukrainischen Charmeoffensive und der Plakatkampagne ist nicht zwingend, aber naheliegend.
Via Magyar Nemzet, hirado.hu Beitragsbild: Anna N. Almási Facebook