Bekannter Neurobiologe Balázs Gulyás ist Mitlgied der Stiftung Freunde von Ungarn. Weiterlesen
Vor genau 175 Jahren wurde Baron Loránd Eötvös (1848 – 1919), ein berühmter ungarischer Physiker, Universitätsprofessor und Minister, geboren.
Nach einem kurzen Jurastudium wandte sich der Sohn des Schriftstellers und Politikers Baron József Eötvös, Loránd Eötvös, seiner Leidenschaft, der Naturwissenschaft zu und fing an, privat Mathematik, Mineralogie und Petrologie sowie Chemie zu studieren. Ab 1867 studierte er Chemie, Physik und Mathematik an der Universität Heidelberg, besuchte aber auch noch die Universitäten in Berlin, Göttingen und Leipzig.
Auf seine Bitte hin wurde er 1871 Assistenzprofessor, bald darauf Professor und nach der Pensionierung von Ányos Jedlik (Erfinder des Elektromotors und des Dynamos) Professor für Experimentalphysik und Direktor des Instituts für Physik an der Universität Pest.
Nach seinem Tod am 8. April 1919 erinnert sich Albert Einstein an ihn mit den Worten: „Ein Fürst der Physik ist gestorben“.
Seine wissenschaftlichen Arbeiten befassten sich zu Beginn mit dem Phänomen der Kapillarität. Er entwickelte eine neue Methode zur Messung der Oberflächenspannung (die Eötvös-Reflexionsmethode) und stellte eine Theorie über den Zusammenhang zwischen der Oberflächenspannung von Flüssigkeiten bei verschiedenen Temperaturen und ihrem Molekulargewicht auf. Dies ist als Eötvös’sches Gesetz bekannt.
Später wandte er sich der Erforschung der Schwerkraft und des Erdmagnetismus zu, wobei seine bekannteste Errungenschaft die Konstruktion eines sehr präzisen und empfindlichen Torsionspendels war. Eine weitere seiner wichtigsten Entdeckungen und Demonstrationen ist der so genannte Eötvös-Effekt, der besagt, dass ein Körper, der sich auf der Erdoberfläche nach Osten bewegt, einer größeren Zentrifugalkraft ausgesetzt ist als ein Körper, der sich nach Westen bewegt.
Im Jahr 1901 führte er die ersten Messungen des Eötvös-Pendels auf dem Eis des Plattensees durch. Zusammen mit Dezső Pekár und Jenő Fekete bewies er 1908, dass die Schwerkraft unabhängig von der materiellen Beschaffenheit der Masse ist. Für diese Messung erhielt er den Benecke-Preis der Universität Göttingen.
Dieser Nachweis der Proportionalität der Masse zwischen träger und schwerer Masse ist der experimentelle Eckpfeiler der allgemeinen Relativitätstheorie. Für seine Untersuchungen des Erdmagnetismus konstruierte er verschiedene Messinstrumente. Er machte auf die Corioliskraft aufmerksam und wies sie nach, womit er einen weiteren Beweis für die Rotation der Erde erbrachte.
Loránd Eötvös sah das Beispiel seines Vaters, des Schriftstellers József Eötvös, der Ungarns angesehener Kulturminister und Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften war und wollte sich ebenfalls für die ungarische Wissenschaft einsetzen. So arbeitete er an der Reform des Hochschulwesens. Loránd Eötvös war der Ansicht, dass die beiden wesentlichen Elemente einer guten Schule ein guter Lehrer und ein gutes System sind. Über seine Berufswahl schrieb Eötvös: „Ich habe diesen Beruf mit Begeisterung gewählt, weil ich überzeugt war, dass es keinen anderen Beruf gibt, in dem ich mehr für mein Land tun kann… „
In der universitären Ausbildung betonte er die Bedeutung der Verbindung von theoretischem und praktischem Unterricht; er führte die Methode des experimentellen Unterrichts am Physikalischen Institut der Universität ein und nutzte dabei seine eigenen Erfindungen als Beispiel.
1875 reichte er einen Antrag auf Einrichtung einer wissenschaftlichen Hochschule ein, die zwanzig Jahre später realisiert wurde. Das von ihm geplante Wohnheim bot den Studenten auch eine reichhaltige Bibliothek und Möglichkeiten zum Erlernen von Sprachen.
Im Juni 1894 wurde er zum Minister für Religion und Bildung ernannt. Während seiner nur siebenmonatigen Amtszeit gründete er vierhundert neue öffentliche Schulen.
Loránd Eötvös erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen für seine wissenschaftlichen Leistungen und Aktivitäten. Er wurde mehrmals für den Nobel-Preis nominiert.
Er war Mitglied und später Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und ausländisches Mitglied der Berliner Akademie.
Er gründete das Institut für Experimentalphysik. Im Jahr 1891 initiierte er die Gründung der Eötvös-Loránd-Physik-Gesellschaft, die Vorgängerin der Mathematisch-Physikalischen Gesellschaft, deren Präsident er wurde.
Für seine Arbeit mit dem Titel Untersuchungen über Gravitation und Magnetismus wurde er mit dem Großen Preis der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet. Seit 1949 trägt die Universität für Naturwissenschaften (ELTE) in Budapest seinen Namen.
Via: Eötvös Loránd Kollégium Szeged, Arcanum ; Titelbild: Wikipedia