Die schwachen Industriedaten in Deutschland wirken sich insbesondere auf die ungarische Wirtschaft aus.Weiterlesen
Nach den Daten des ungarischen Zentralamts für Statistik ist das BIP im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 % und auch im Vergleich zum Vorquartal um 0,7 % gesunken, sagte Volkswirtschaftsminister Márton Nagy in seiner Analyse am Mittwoch.
Er wies darauf hin, dass die Regierung bereits früher darauf hingewiesen hatte, dass die Leistung der ungarischen Wirtschaft im dritten Quartal schwächer ausfallen würde. Die Hauptgründe dafür seien Rückgänge in der Industrie, im Baugewerbe und in der Landwirtschaft, aber auch die schwache Leistung der Industrie, die mit der anhaltenden Krise in der deutschen Wirtschaft zusammenhänge, müsse hervorgehoben werden.
Der Minister verwies darauf, dass es jeden Tag negative Nachrichten über den tragischen Zustand der deutschen Automobilindustrie gebe, was sich stark auf die ungarische Auto- und Batterieindustrie auswirke. Dies werde nur teilweise durch die positiven Aktivitäten in den Bereichen Logistik, Tourismus, Infokommunikation und Finanzen ausgeglichen.
Wir machen eine schwierige Zeit durch, aber es gibt gleichzeitig mehr und mehr positive Anzeichen dafür, dass die ungarische Wirtschaft einen Wendepunkt erreicht hat“,
betonte Márton Nagy.
Die Beschäftigung ist hoch und nähert sich der Vollbeschäftigung mit rund 4,7 Millionen Erwerbstätigen, während die Zahl der registrierten Arbeitssuchenden auf einem Tiefstand ist.
Die Löhne und Gehälter steigen nominal um 14 %, so dass der Durchschnittslohn jetzt 634 Tausend HUF (1552 EUR, 1 EUR=408 HUF) beträgt. Das bedeutet, dass die Arbeitnehmer jetzt 77 Tausend HUF mehr verdienen als ein Jahr zuvor. Die Reallöhne steigen seit einem Jahr kontinuierlich an und lagen im August um 9,4 % über dem Vorjahresniveau. Die Inflation wurde von der Regierung niedrig gehalten und lag im September bei 3 %. Und das wird auch so bleiben, die Regierung wird verhindern, dass die Inflation wieder ansteigt, sagte der Minister.
Er erinnerte daran, dass die Einzelhandelsumsätze bereits im August auf Jahresbasis um mehr als 4 % gestiegen sind – und für den Rest des Jahres weiter steigen könnten -, wobei der Konsum von Gütern die Wirtschaftsleistung insgesamt deutlich antreibt. Auch der Tourismus befindet sich im Aufwind: Die Zahl der Übernachtungen stieg in den ersten neun Monaten des Jahres um 5 % auf 35 Millionen im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2023.
Auch der Immobilienmarkt boomt: Die Transaktionen im Wohnungsbau stiegen in den ersten neun Monaten des Jahres um fast 40 % im Vergleich zum Vorjahr, und die Auszahlungen von Krediten für gewerbliche Immobilienprojekte stiegen in der ersten Jahreshälfte um mehr als 30 %.
Er betonte, dass die Leistung der nationalen Wirtschaft in naher Zukunft weiterhin durch große Mega-Investitionen wie CATL, BYD, BMW, SEMCORP und EcoPro angekurbelt werden wird, die der ungarischen Wirtschaft einen neuen Impuls geben können.
Márton Nagy stellte fest, dass es insgesamt eine deutliche Belebung des Konsums und eine Erholung der Binnenwirtschaft gibt, die sich in den kommenden Monaten immer stärker auswirken wird.
Dies steht im Gegensatz zu den schwachen außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der schwächelnden deutschen Wirtschaft.
Wann die deutsche Wirtschaft sich wieder erholen kann, ist nach den Worten des Ministers noch nicht absehbar, was sich in den BIP-Zahlen deutlich widerspiegelt: 2023 wird das deutsche BIP um 0,3 % sinken, 2024 um 0,2 %, 2025 könnte die deutsche Wirtschaftsleistung aber nur noch um 0,8 % steigen.
Der Minister bestätigte, dass das Ziel der Regierung darin bestehe, dass die ungarische Wirtschaft im Jahr 2025 um mehr als 3 % wachsen solle, und zwar auf der Grundlage der wirtschaftlichen Neutralität. Um das Tempo des Wirtschaftswachstums in diese Bandbreite zu ziehen und zu verstärken, hat die Regierung einen Aktionsplan für eine neue Wirtschaftspolitik entwickelt, der aus 21 Maßnahmen besteht, die der ungarischen Wirtschaft beträchtliche Geldbeträge zuführen werden.
Die Erhöhung der Kaufkraft der Einkommen durch die Kredite für Arbeiter, die Anhebung des Mindestlohns und die Verdoppelung der Steuergutschriften für Familien könnte dem Konsumwachstum einen weiteren Impuls verleihen.
Nach Ansicht des Ministers könnten Maßnahmen für erschwinglichen Wohnraum wie die Einführung des Programms zur Renovierung der Häuser auf dem Lande oder die Möglichkeit Ersparnisse aus der Rentenkasse für Wohnungszwecke zu verwenden sowie das Programm zum Bau von Schülerwohnheimen den Wohnungsmarkt ankurbeln, was sich positiv auf die Leistung der Bauindustrie auswirken könnte.
Das Demján-Sándor-Programm wird Darlehen, Kapital und Subventionen bereitstellen, um die Produktivität der KMU zu steigern, die inländischen Investitionen zu erhöhen und die Größe der KMU zu verdoppeln.
Der Minister erklärte, der Aktionsplan werde dazu beitragen, dass die ungarische Wirtschaft im nächsten Jahr wieder dynamisch wächst.
Ein großer Sprung in der Wirtschaftsleistung wird für das dritte Quartal 2025 erwartet.
Der Minister fügte hinzu, dass sich die ungarische Wirtschaft schneller erholen und das Wachstum auf ein noch höheres Niveau ansteigen könnte, wenn die deutsche Wirtschaft endlich in einen höheren Gang schaltet.
Vor diesem Hintergrund, so der Minister, stelle sich die wirtschaftspolitische Frage, ob die hohe Abhängigkeit Ungarns von der deutschen Wirtschaft vorteilhaft sei. Die Antwort auf diese Frage ist wirtschaftliche Neutralität. Seiner Ansicht nach besteht ein klarer Bedarf, die Abhängigkeit zu verringern und zu diversifizieren, so dass neben dem Westen auch die wirtschaftlichen Beziehungen Ungarns zum Osten, der derzeit ein viel höheres Wachstum aufweist, gestärkt werden sollten.
Via MTI Beitragsbild: MTI/Kocsis Zoltán