
Das ungarische Pharmaunternehmen unterstützte im vergangenen Jahr 35 Einrichtungen.Weiterlesen
Das ungarische Pharmaunternehmen Gedeon Richter hat sich für die nächsten zehn Jahre ehrgeizige Wachstumsziele gesetzt. Das Hauptziel von Richters Vision bis 2035 ist es, die Lebensqualität insbesondere für Frauen und Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen zu verbessern. Neben der Verdoppelung der Einnahmen und Gewinnmargen wird Geld für eine großzügige Dividendenzahlung übrig bleiben.
Die Strategie Richter 2035 wurde in den vergangenen sechs Jahren durch den Aufbau eines starken Produktportfolios und einer starken Pipeline, durch die Erweiterung der Schlüsselkompetenzen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Produktion und Vermarktung sowie durch die Erneuerung des Führungsteams geprägt. In der Zwischenzeit hat sich der Aktienkurs verdoppelt und die von Richter gezahlte Dividende ist auf ein Rekordniveau gestiegen, wie Világgazdaság berichtet.
„Der Patentschutz für das Antipsychotikum Cariprazin, das ein Erfolgsprodukt ist und einen erheblichen Anteil an den Gewinnen ausmacht, läuft 2029-2030 aus – ein wichtiges Datum, das nun im strategischen Horizont liegt und eine neue Strategie erforderlich macht“, erklärte CEO Gábor Orbán auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Pläne bis 2035.
Mit dieser neuen Vision wolle man die Lebensqualität weltweit verbessern, insbesondere für Frauen und Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen. Man wolle sich diversifizieren und nicht mehr nur von Cariprazin abhängig sein. Aus diesem Grund werde das Produktportfolio in Bereichen erweitert, worin man Erfahrung habe und worin man kompetent sei, so der Vorstandsvorsitzende.
Das innovative Segment werde sich auf die Erforschung der Behandlung gynäkologischer Probleme und die Entwicklung eines neuropsychiatrischen Moleküls konzentrieren, während das erschwingliche Segment sich auf die Immunologie und Produkte für das Muskel-Skelett-System, das Herz-Kreislauf-System, Diabetes und Fettleibigkeit konzentrieren werde.
Entscheidend sei, so der CEO, dass die Rentabilität des lizenzfreien Geschäfts von derzeit 10 Prozent auf den Branchendurchschnitt von 20 Prozent aufgeholt werden müsse. Das Unternehmen plant, seinen Umsatz mit nicht-neuropsychiatrischen Medikamenten in den nächsten zehn Jahren um durchschnittlich 7 bis 8 Prozent pro Jahr zu steigern und den Umsatz des letzten Jahres bis 2035 zu verdoppeln.
Péter Turek, Leiter des Geschäftsbereichs Gynäkologie, erklärte, man wolle den Umsatz des Segments von 800 Millionen Euro im vergangenen Jahr in den nächsten zehn Jahren verdoppeln. Ungarn sei für sie ein sehr starker Markt mit einem Anteil von 35 Prozent an gynäkologischen Produkten, der Raum für weiteres Wachstum biete.
Derzeit konzentriert sich Richter auf vier klassische Therapiebereiche in diesem Segment: Empfängnisverhütung, Fruchtbarkeit, Menopause und Endometriose. Um der Nachfrage gerecht zu werden, möchte das Unternehmen sein Portfolio mit neuen Produkten auf neue Bereiche ausdehnen. Des Weiteren plant das Unternehmen auch geografisch zu expandieren, wobei der Schwerpunkt hier auf dem US-Markt liegt.
Kristóf Kóczián, Leiter des Geschäftsbereichs Neuropsychiatrie, betonte, dass man sich bereits auf die Zeit nach Cariprazin vorbereite und nach einem Molekül suche, das Richter ab 2030 auf dem Markt verkaufen könne, da nach dem Auslaufen der Lizenzeinnahmen für das Produkt mit dem Aufkommen konkurrierender Generika ein Verlust von 800-900 Millionen Dollar zu erwarten sei.
Das weiter entwickelte Molekül befindet sich bereits in Phase zwei der klinischen Prüfung für bipolare Depressionen und könnte bereits im nächsten Jahr in Phase drei eintreten.
Auf dieser Grundlage ist es realistisch, dass das Unternehmen nach Ablauf des Patentschutzes von Cariprazin ein neues, eigenes Blockbuster-Medikament auf den Markt bringen könnte.
Im Bereich der nicht-neuropsychiatrischen Medikamente laufen weniger Patente aus, während in den Bereichen Blutgerinnungshemmung und Fettleibigkeit in diesem Jahr eine große Anzahl von Patenten auslaufe, die genau unter die Lupe genommen werde. Die Einnahmen des Segments sollen im strategischen Zeitrahmen verdoppelt werden, wobei die Gewinnmarge von derzeit 16 Prozent auf 20 Prozent erhöht werden soll. Bis Ende der 2020er Jahre möchte das Unternehmen den Anteil neuer Produkte auf über 15 Prozent steigern.
Der kleinste Bereich, die Biotechnologie, erwirtschaftete im Jahr 2024 137 Millionen Euro, wobei die Hälfte davon auf ein Produkt entfiel, der Rest auf die Auftragsfertigung, sagte Erik Bogsch, Leiter des Geschäftsbereichs, und fügte hinzu, dass das Portfolio in den nächsten anderthalb Jahren um vier neue Produkte ergänzt werden könnte.
Es wird erwartet, dass das Biosimilars-Geschäft bis 2027 profitabel wird und bis 2030 einen Umsatz von 300 Millionen Euro und bis 2035 einen Umsatz von mehr als 600 Millionen Euro erzielt.
Berücksichtigt man all dies, könnten Richters Einnahmen aus dem Gynäkologie-, GenMed- und Biosimilars-Geschäft, d. h. ohne den Beitrag von nicht-neuropsychiatrischen Medikamenten, bis 2035 3,2 bis 3,5 Milliarden Euro betragen. Dies könnte durch die Neuropsychiatrie und deren Lizenzeinnahmen sowie mögliche zusätzliche Akquisitionseffekte ergänzt werden.
Die gute Nachricht ist, so der CEO Gábor Obán, dass Richter innerhalb aller Parameter eine Basisdividende von über 200 Millionen Euro pro Jahr zahlen kann, wobei in der ersten Hälfte des strategischen Zeitrahmens sogar noch Raum für eine deutliche Dividendenerhöhung bleibt. Dies wird davon abhängen, wie viele Lizenzeinnahmen das Unternehmen erhält und welche Akquisitionsmöglichkeiten sich auf dem Weg dorthin ergeben.
via vg.hu, Beitragsbild: Facebook/Richter Gedeon Nyrt.