Jährlich strömen 200-300 Tausend Pilger in die Mitte des Csíker-Beckens, nach Csíkszereda bzw. nach Csíksomlyó, um sich zwischen den zwei Bergen Kleiner und Großer Somlyó zu treffen und zusammen an der Kirmes teilzunehmen.
Das Csíker-Becken (rumänisch: Depresiunea Ciucului) erstreckt sich längsseitig in nördliche und südliche Richtung in den Ostkarpaten, Rumänien. Hier befindet sich Csíksomlyó (deutsch: Schomlenberg), was heute ein Ortsteil von Csíkszereda (deutsch: Szeklerburg), und seit Jahrhunderten der Wallfahrtsort der ungarischen Szekler Siebenbürgens ist. Jahr für Jahr kommen ungarischsprachige Pilgers katholischen Glaubens am Abend der Pfingstvigil, um an der Kirmes teilzunehmen.
Seit 1400 sind Franziskaner in Csíksomlyó ansässig, deren gotische Gnadenkirche 1448 zu Ehren der Gottesmutter Maria geweiht wurde. Die Kirche und das Kloster wurden mehrmals restauriert und erweitert, der heutige Form entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Der wertvollste Schatz des Heiligtums der Kirche ist die 2,27 m große Gnadenstatue der Heiligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, die die größte bekannte Gnadenstatue der Welt ist. Sie wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts (1510-1515) im Renaissancestil aus Lindenholz geschnitzt und stellt die mit der Sonne bekleidete Frau dar, mit dem Mond unter ihren Füßen. Um ihren Kopf trägt sie einen Kranz aus zwölf Sternen, auf ihrem Haupt eine Krone, in ihrer rechten Hand hält sie das Zepter und auf ihrem linken Arm sitzt das Jesuskind. Im Laufe der Jahrhunderte ereigneten sich mit der Gnadenstatue und um sie viele Wunder. Es ist eine Tradition, das Jesuskind durch das ganze Jahr in ein verziertes Gewand zu kleiden, wobei die Farbe seines Gewandes nach liturgischer Zeit verändert wird.
Die Pfingstwallfahrt nach Csíksomlyó blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1567, in der Zeit der Reformation, wollte Zsigmond János, der Fürst Siebenbürgens, die Csíker, Gyergyóer und Kászoner mit der Hilfe seiner Heerscharen zwangsunitarisieren. So hat sich 1567 das Volk der Szekler-Regionen zur Verteidigung des angestammten Glaubens gegen den reformierten Adel erhoben und diesem am Pfingstsamstag desselben Jahres auf dem Somlyó Berg (deutsch: Schomlenberg), nahe Csíkszereda, eine erfolgreiche Schlacht geliefert. Bei der Heimkehr hatten die Sieger grüne Birkenzweige in ihren Händen. Diesem Ereignis wird seit 450 Jahren jährlich in einer eindrucksvollen Prozession gedacht.
Am Anfang hatten nur die Gyergyóer, Csíker und Kászoner nach Csíksomlyó gepilgert, später schlossen sich auch die Háromszéker, Udvarhelyszéker, Marosszéker und die Csángó-Ungarn aus der Moldau der Wallfahrt an. Die Pilgergruppen zogen mit Kruzifix und Fahnen in Csíksomlyó ein. Während der Pilgerfahrt wurde rhythmisch geklingelt. Als sie ankamen, wurden sie vor der Sankt Johannes-Kapelle von einem Franziskaner empfangen. Die Pilger nahmen in der Gnadenkirche oder am Platz vor der Kirche an der Heiligen Messe teil, sie gingen zur Beichte, empfingen die heilige Kommunion, begrüßten die Selige Jungfrau Maria.
Danach machten sie sich auf den Weg, um eine Prozession zu starten. Vorne gingen die Pilger mit geschichtlichem Vorrang aus Alfalu, nach ihnen die andere Pilgergruppen der verschiedenen Regionen. Alle Wallfahrer nahmen an der Prozession, die zum Berg Kleiner Somlyó hinaufführte, teil. Als der Oberpriester den Berg Kleiner Somlyó umlaufend an der Salvator Kapelle ankam, sangen die Pilger das Kirchenlied „Ganz schön bist Du, Maria”. Nachher segnete er alle Anwesenden.
Für Csíkszereda ist heute die Pfingstwallfahrt, deren Bedeutung weit über den religiösen Gehalt hinausgeht, das herausragende Ereignis des Jahres. Die Teilnehmer sind ungarischsprachige Menschen katholischen Glaubens aus dem heutigen Rumänien, verstärkt durch Pilgergruppen aus Ungarn und der ungarischen Diaspora außerhalb Rumäniens. Distanzen von über 60 Kilometer zurücklegend, streben die Pilger, oft in mehreren Tagesetappen, vielfach zu Fuß oder auf Pferdewagen, aber auch mit der Bahn und mit Bussen, dem Wallfahrtsort zu. Für nicht wenige, so zum Beispiel für die in der Moldau wohnenden Csángó (nach Alt-Rumänien ausgewanderte Ungarn) gilt es dabei, auf der mehrtägigen Pilgerwanderung einen der Karpatenpässe zu bewältigen. Die festliche Eucharistiefeier wird ab 1993 wegen der zunehmenden Pilgerzahl auf dem breiten Bergsattel zwischen den zwei Bergen Kleiner und Großer Somlyó gefeiert. Hier wurde 1996 von dem berühmten Architekten Imre Makovecz eine Kapelle mit zwei Seitenflügeln im Freien erbaut. Die große Prozession mit dem Kordon folgt auch heute noch der traditionellen Strecke.
Das Pfingstfest wird 2017 am 04. Juni gefeiert, was der 97. Jubiläum des Friedensvertrags von Trianon ist. Am 04. Juni wird in Ungarn der Tag der nationalen Zusammengehörigkeit gefeiert, so hat 2017 die 450. Pfingstwallfahrt in Csíksomlyó eine doppelte Symbolik.
via csiksomlyo.ro, riehener-jahrbuch.ch, Friends of Hungary Magazin; Foto: hungarytoday.hu