Der Kurs der ungarischen Landeswährung Forint ist im Juni auf ein Rekordtief gefallen. Im Gegenzug wird der Euro immer teurer: Ende Juni zahlten Händler auf den Devisenmärkten rund 328 Forint für einen Euro. Den bisherigen Tiefstand hatte der Forint im Jänner 2015 erreicht, als die Schweiz den Franken-Mindestkurs gegenüber dem Euro aufgegeben hatte. Eine dauerhafte Schwächung kann aber nicht nur der ungarischen Wirtschaft schaden.
Insgesamt verlor der Forint seit Jahresbeginn fast sechs Prozent an Wert gegenüber dem Euro. Analysten begründen das damit, dass die Ungarische Nationalbank (MNB) an ihrer Niedrigzinspolitik festhält: die Preisstabilität bleibe ihr vorrangiges Ziel. Die Bank ist in dem Thema sehr lakonisch: fast ein „Kommunikationsstop“ wurde eingerichtet – schreibt index.hu.
Die Regierung
Das Kabinett sieht Spekulationen im Hintergrund, am Donnerstagvormittag sagte Regierungssprecher Zoltán Kovács auf einer Pressekonferenz auf eine Frage von Journalisten, der Zustand und die Leistung der ungarischen Wirtschaft böten keinen Grund für den schwachen Forint, es sei vorstellbar, dass hinter dieser Bewegung Spekulationen stehen. Finanzminister Mihály Varga betonte am Dienstagabend in einem Interview: obwohl die Regierung das Budget mit einem stärkeren Forint geplant hat, die schwache Währung wird den Haushalt nicht beeinflussen. Inflation bleibe unter 3%, und der Ölpreis sei auch nicht kritisch – so Varga. Demnach ist kein Eingriff von der Regierung zu erwarten, fügte der Minister hinzu.
Opposition
Die rechtsradikale Partei Jobbik meint: eine dauerhafte schwache Währung wird die Interessen aller Ungarn verletzen. Vizepräsident Dániel Z. Kárpát hat die Regierung aufgefordert, in den Prozess einzugreifen. Laut Z. Kárpát zeigt die Reaktion vom Regierungssprecher Zoltán Kovács den Eindruck einer „Schüchternen und Schwachen“ Regierung, die unfähig ist das Problem zu lösen.
Wirkungen des schwachen Forints
Für das Exportland Ungarn ist ein schwacher Forint eher von Vorteil. Deutsche Autohersteller wie Mercedes und Audi unterhalten in dem Land große Werke, deren Kostenstruktur dadurch günstiger wird. Das Rekordtief des Forint gegenüber dem Euro wird der Notenbank zunehmend unbequemer, heißt es in einer aktuellen Analyse der Commerzbank, die demnächst mit einer „echten monetären Wende“ rechnet. Hingegen müssen zu Sommerbeginn jene Ungarinnen und Ungarn, die ins Ausland auf Urlaub fahren wollen, tiefer in die Tasche greifen.
Der Haushaltsausschuss des Parlaments möchte gerade heute den MNB-Präsidenten anhören.
(Via: orf.at, mti.hu, hvg.hu, portfolio.hu, diepresse.com, budapester.de, index.hu, Beitragsbild: AFP, Attila Kisbenedek)