Zwei unabhängige Wirtschaftsexperten kommentieren einen Bericht der Europäischen Union über die Abwanderung von hoch qualifizierten Fachleuten. Im Ergebnis ihrer Analyse empfehlen sie der ungarischen Regierung gezielte Steuersenkungen für junge Ungarn, womit ihrem Weggang entgegengewirkt werden könnte. Ein regierungsfreundlicher Kolumnist vergleicht EU-Politiker des Pro-Migrations-Lagers mit Kolonisatoren. Eine Presseschau von budapost.de.
András Lovas-Romváry fasst auf Napi.hu einen Bericht von CNBC zusammen. (Nach Angaben des US-amerikanischen Fernsehsenders fügt die Abwanderung junger und gebildeter Menschen den mittel- und osteuropäischen Volkswirtschaften schweren Schaden zu. Dem Bericht zufolge lebten im Jahr 2017 bis zu 8,8 Millionen Bürger aus der Region – davon ein Drittel jünger als 35 Jahre alt – in anderen EU-Mitgliedstaaten – Anm. d. Red.)
Lovas-Romváry konstatiert unter Berufung auf Experten, dass Mittel- und Osteuropa nie zu Westeuropa aufschließen werde, falls die Abwanderungstrends nicht umgekehrt werden sollten. Als mögliche Gegenmaßnahmen verweist der Autor auf Polen und Kroatien. Beide Länder versuchten es mit speziellen Steuererleichterungen für Jugendliche. Allerdings bezweifelten Fachleute, dass diese Vorgehensweise ohne gleichzeitige Erhöhung der Geburtenraten oder eine erleichterte Einwanderung erfolgreich sein könne, um den Anteil der Erwerbsbevölkerung zu steigern, notiert Lovas-Romváry.
Károly Beke nimmt die jüngste Analyse der EU zum Thema Braindrain unter die Lupe. (In der Untersuchung wird der Nachweis erbracht, dass der Umfang der Auswanderung aus Ungarn nach wie vor einer der niedrigsten in der Region sei – Anm. d. Red.) Der Redakteur des Online-Wirtschaftsportals Portfolio ist dessen ungeachtet der Meinung, dass eine Steuerpolitik wie die in Polen und Kroatien betriebene Ungarn dabei helfen könnte, den Weggang junger Menschen zu bremsen. Beke schlägt vor, dass die Regierung künftige Steuersenkungen zunächst mit der Einführung einer Einkommensteuer für junge Ungarn im einstelligen Bereich beginnen könnte.
Sollte der Chefin der EU-Kommission Ursula von der Leyen die Zukunft von Familien, Kindern sowie die Sicherheit am Herzen liegen, sollte sie Mittel- und Osteuropa bei der Bekämpfung des Braindrain unterstützen, schreibt István Pálffy in Magyar Nemzet. Der regierungsnahe Kommentator kritisiert andere führende Politiker der Europäischen Union, die sich für die Globalisierung und eine massenhafte Zuwanderung einsetzen würden. Ihre Politik teile Europa in Kolonisatoren und Kolonisierte auf. Im Folgenden behauptet Pálffy, dass die Staats- und Regierungschefs der EU talentierte Mittel- und Osteuropäer gewinnen wollten, um ihr Sozialvermögen zu steigern. Infolge dieser de facto kolonialen Ausbeutung würden Ungarn und andere Länder der Region ihre Besten verlieren, ohne die sie ihre Traditionen und ihre Kultur nicht aufrechterhalten könnten. Falls dieser beschleunigte Braindrain anhalten sollte, werde Ungarn hinsichtlich seines Wohlstandes niemals zu Westeuropa aufschließen können. Zudem werde die gesamte Region destabilisiert, da man Migranten aus dem außereuropäischen Ausland importiere, um die in den Westen abwandernde Bevölkerung zu ersetzen, argumentiert Pálffy.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: Jan Vašek from Pixabay)