Die Kommentatoren zeigen sich einigermaßen empört angesichts der Tatsache, dass zum ersten Mal in der 30-jährigen Geschichte des demokratischen Ungarn in einem Wahlkampf Videos von verheirateten Kandidaten mit „leichten“ Damen aufgetaucht sind. Presseschau von budapost.de.
Wenige Tage nach der Veröffentlichung eines Sexvideos im Internet, das den liberalen Bürgermeister von Budaörs, Tamás Wittinghof, mit einer „Masseuse“ zeigt, ist nun auch Zsolt Bocskai, Fidesz-Bürgermeister von Győr, in einer Sexszene auf einer pornografischen Plattform zu sehen. In der Presse wurden ihre jeweiligen Partner als „Prostituierte“ bezeichnet. Zunächst hatten beide Kommunalpolitiker jedwedes Fehlverhalten geleugnet, am Montag jedoch räumte Bocskai ein, dass das Video, das ihn auf einer Yacht mit verschiedenen Mädchen zeige, „teilweise authentisch“ sei. Am kommenden Sonntag finden in ganz Ungarn Bürgermeisterwahlen statt.
Auf 24.hu äußert sich György Balavány entsetzt über eine derartige Wendung im politischen Wahlkampf. Er heiße weder Pornografie noch Prostitution gut, so der Autor. Allerdings hätten wir nicht das Recht, andere Menschen zu beobachten, einschließlich Politiker beim Sex – ganz gleichgültig mit wem. Vielmehr sollten Politiker für die missbräuchliche Verwendung öffentlicher Gelder zur Verantwortung gezogen werden, wettert Balavány.
András Jámbor wiederum erkennt in beiden Fälle eine logische Folge von Veränderungen in der Welt der Informationen. Soziale Medien hätten Menschen daran gewöhnt, nur noch auf Skandale zu achten, schreibt Jámbor auf Mérce. In der Folge hätten politische Programme und Ideen keine Chance mehr, den Durchschnittswähler zu erreichen. Sexskandale hingegen würden die aktiven Parteigänger lediglich dann beeindrucken, wenn sie einen Vertreter der Gegenseite beträfen.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: https://www.facebook.com/borkaizsoltgyor/photos)