Die Ungarn haben die Pflicht, die Erinnerung an die rund 100 Millionen Opfer kommunistischer Diktaturen weltweit zu würdigen, teilte ein Beamter des Humanressourcenministeriums am Sonntag im nordungarischen Kismaros mit.
In einer Rede nach einer Messe in der katholischen Kirche des Dorfes wies Staatssekretär Bence Rétvári darauf hin, dass der ungarische Außenminister kürzlich vorgeschlagen habe, dass die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) einen internationalen Gedenktag zu Ehren der Opfer der kommunistischen Diktaturen einführen sollte. Rétvári sagte, Péter Szijjártó habe bereits den Resolutionsentwurf zu diesem Thema den ungarischen V4-, EU- und NATO-Partnern vorgelegt. Er stellte fest, dass Hunderttausende ungarischer Bürger während und nach dem Zweiten Weltkrieg in sowjetische Gefängnis-, Umerziehungs- und Gulag-Lager deportiert wurden. Insgesamt wurden zwischen 700.000 und 850.000 Ungarn abgeschoben, von denen ein Viertel nie nach Hause zurückkehrte.
Nach der Gedenkveranstaltung legten die Teilnehmer an der Gedenktafel einen Kranz nieder, um die in die Sowjetunion deportierten Einwohner von Kismaros zu ehren.
Die Deportationen begannen im Herbst 1944 und dauerten mehrere Monate. Die ersten Überlebenden kehrten erst fast ein Jahrzehnt später, im November 1953, nach Ungarn zurück.
„600.000 ungarische Soldaten und Zivilinternierte traten infolge des 1945 beendeten Zweiten Weltkriegs den Marsch in die Kriegsgefangenenlager des sowjetischen GULag an. Unzählige von ihnen überstanden Hunger, Krankheiten und Zwangsarbeit nicht und sahen ihre Heimat ebensowenig wieder wie ihre deutschen und österreichischen Kameraden (…)“ – beginnt der Bericht Reinhard Olts in der „Budapester Zeitung“. Bericht über einen festlichen Anlass: die Forschungsarbeit des österreichischen Historikers, Stefan Karner wurde kürzlich mit einer hohen ungarischen Auszeichnung geehrt. Der Grazer Professor forscht die Schicksale der Kriegsgefangener seit Jahrzehnten.
(Beitragsbild: Illustration, MTI – Balázs Mohai)