Eine alt-linke sowie eine konservative Stimme äußern sich über möglichen Perspektiven einer lokalistischen Ideologie, die sowohl von Rechten als auch Linken geteilt wird. Presseschau voon budapost.de.
Dorottya Mendly denkt über die Möglichkeit einer linken lokalistischen Ideologie nach. Auf Mérce vertritt die alt-linke Kommentatorin die Auffassung, dass viele der von zeitgenössischen globalisierungskritischen Konservativen vertretenen Ideen mit antikapitalistischen linken Ideologien in Einklang gebracht werden könnten. Globalisierungskritische Rechte wie auch Linke gleichermaßen träten für ein nicht-materialistisches Wohlergehen sowie die Bedeutung lokaler Solidarität ein und lehnten zugleich den globalen Kapitalismus ab.
Allerdings würden sie lokale Gemeinschaften unterschiedlich definieren, räumt die Autorin ein: Demnach würden Konservative örtliche Gemeinschaften auf der Grundlage einer gemeinsamen Abstammung oder Genetik verstehen, während der alt-linke Lokalismus eine naturwüchsige („primordialistische“) und nationalistische Vorstellung von lokaler Solidarität nicht befürworten könne. Auch macht Mendly darauf aufmerksam, dass es sich bei Nationen zumeist um „imaginäre Gemeinschaften“ sowie soziale Konstrukte und keine wirklichen Gemeinschaften handele, die durch starke persönliche Bindungen und Solidaritätsbeziehungen zwischen den Mitgliedern gekennzeichnet seien.
In einer Replik auf Mendlys Ideen begrüßt Gergely Szilvay den Dialog über das Phänomen Lokalismus, lehnt jedoch einige ihrer Überlegungen ab. Auf Mandiner wendet sich der konservative Autor gegen die Annahme, dass Konservative Gemeinschaften als genetisch oder sogar aufgrund ihrer Abstammung definiert betrachten würden. Laut Szilvay sind organische Gemeinschaften durch die langsame und spontane Entwicklung kultureller Gemeinsamkeiten gekennzeichnet. Daher benötige eine sinnvolle Mitgliedschaft in einer lokalen Gemeinschaft Zeit.
Szilvay kritisiert linke Individualisten, die den Beitritt zu einer organischen Gemeinschaft für einen rein voluntaristischen Akt hielten. Die Nation sei eine der wichtigsten organischen Gemeinschaften, die sich spontan entwickelt habe. Folglich könne sie nicht als etwas Künstliches angesehen werden, schlussfolgert der Autor. Falls Gemeinschaften durch reale, von Angesicht zu Angesicht bestehende soziale Verflechtungen definiert würden, dann sei die Menschheit die am wenigsten reale Gemeinschaft, behauptet Szilvay.
Zu den antikapitalistischen Ideen der Alt-Linken bemerkt er, dass die Konservativen tatsächlich an Eigentum glauben und es als Voraussetzung für Freiheit und Wohlergehen betrachten würden. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Auffassungen darüber, was Lokalismus ausmache, sieht Szilvay wenig Chancen für eine Koalition aus konservativen und alt-linken lokalistischen Bewegungen.
(Via: budapost.de)