Ein alt-linker Kommentator vertritt die Ansicht, dass soziale Fragen sowohl in den USA als auch in Ungarn kriminalisiert würden. Für einen konservativen Kolumnisten ist es beruhigend, dass einige jener Medien, die im Jahr 2006 das Ausmaß und Schwere der damaligen Polizeigewalt heruntergespielt hätten, nunmehr die Gefährlichkeit von Gummigeschossen und Tränengas konstatierten. Presseschau von budapost.de.
Szilárd István Pap vom Internetportal Mérce diskutiert Vorschläge, denen zufolge der Polizei in den Großstädten der USA die Finanzen gekürzt werden sollten. Der alt-linke Kommentator verweist auf Jahrzehnte alte Forderungen von Soziologen, zum Abbau der Ungleichheit Ausgaben für die Polizei senken und dafür mehr Geld in die Sozialsysteme zu stecken. Pap pflichtet denjenigen bei, die der US-Polizei systemischen Rassismus vorwerfen. In einem Exkurs behauptet er, dass auch die ungarische Regierung soziale Probleme gerne kriminalisieren würde. Als Beispiele nennt er das auf Obdachlose abzielende Verbot, auf Straßen und Plätzen von Innenstädten zu nächtigen, sowie das jüngste Vorhaben der Regierung, die Institution einer unbewaffneten „Schulpolizei“ einzuführen.
Der für den Ton von George Floyd verantwortliche Polizist habe seine Macht missbraucht und die von ihm angewandte Brutalität könne nicht gerechtfertigt werden, stellt Zoltán Veczán in Magyar Hírlap klar. Ebenso sei es aber auch absurd, das Opfer nun als Märtyrer zu stilisieren – genau das aber täten die Demonstranten. Der konservative Kommentator hält es dennoch für gerechtfertigt, dass Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt protestierten. Gleichzeitig kritisiert er sowohl gewalttätige Demonstranten als auch Polizisten, die sogar gegen friedliche Demonstranten Gewalt anwenden würden. Traurig, dass der Protest rassistisch geworden sei, notiert Veczán.
In einer Randnotiz zieht er eine Parallele zwischen den aktuellen Unruhen in den USA und den Auseinandersetzungen in Ungarn des Jahres 2006. Dabei stellt der Autor fest, dass einige der linken Medien Ungarns, die noch vor zehn Jahren unter der sozialliberalen Regierung Polizeigewalt heruntergespielt hätten, heute die Gefährlichkeit sogar von Gummigeschossen und Tränengas einräumen würden.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI/EPA-KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi)