Nach Ansicht eines Fidesz-Abgeordneten des Europaparlaments ist das Zerstören von Statuen in der Absicht, die Geschichte umzuschreiben, eine kommunistische Praxis. Ein Oppositionspolitiker betrachtet die gegenwärtige Welle des Denkmalvandalismus im Westen deutlich differenzierter. Ein unabhängiger Autor schließlich erklärt, der Westen habe Sklaverei und Kolonialismus nicht erfunden, sondern ihnen ein Ende bereitet. Presseschau von budapost.de.
Nach einer Reihe von Angriffen auf Statuen auf der nördlichen Erdhalbkugel haben Unbekannte die Abkürzung BLM für „Black Lives Matter“ sowie die Worte „Nazi“ und „Rassist“ auf den Sockel der Budapester Büste Winston Churchills gesprüht. Sowohl Oppositions- als auch Regierungspolitiker haben den Vorfall einhellig verurteilt.
In einem Beitrag von Euronews Ungarn hat der Fidesz-Europarlamentarier Tamás Deutsch erklärt, Ungarns Kommunisten hätten nach dem Zweiten Weltkrieg eine Neudeutung der Geschichte versucht. In diesem Sinne seien die Statuen historischer Persönlichkeiten niedergerissen worden. Vor diesem Hintergrund äußert Deutsch die Befürchtung, dass radikale und gewalttätige Gruppen versuchen könnten, Persönlichkeiten vergangener Jahrhunderte nach modernen extrem liberalen Maßstäben zu bewerten.
Auf Hírklikk erinnert Ferenc Dávid daran, dass Statuen oft aus ideologischen Gründen abgerissen würden – zuweilen verständlicherweise, zuweilen auch nicht. In Ungarn etwa seien zahlreiche Skulpturen und Denkmäler aus der kommunistischen Ära in einen historischen Statuen-Park in einem Budapester Außenbezirk verfrachtet worden. Andererseits verurteilt der wirtschaftspolitische Berater von Ferenc Gyurcsány die Regierung, weil sie die Statue von Imre Nagy, dem 1958 hingerichteten ungarischen Ministerpräsidenten, von ihrem ursprünglichen Standort in der Nähe des Parlamentsgebäudes in einen Park neben der ehemaligen Zentrale der Kommunistischen Partei umgesetzt habe (siehe BudaPost vom 31. Dezember 2018).
Willkürliche Anschläge auf Statuen seitens einer Minderheit seien kaum zu rechtfertigen, notiert András Sztankóczy auf Válasz. Er weist insbesondere die derzeitigen gezielten Angriffe auf das europäische Erbe als grundlegend rassistisch zurück. Sowohl der Kolonialismus als auch die Sklaverei seien nicht von Europäern oder Westlern im Allgemeinen erfunden worden. Ja mehr noch: Es sei der Westen gewesen, der die Sklaverei abgeschafft habe – und zwar aus moralischen Gründen, betont Sztankóczy.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: Gergely Karácsonys Facebook-Seite)