Zwei Monate nach dem Besuch Viktor Orbáns in Weißrussland (Belarus) wird in linken Medien über die Möglichkeiten spekuliert, die dem ungarischen Ministerpräsidenten angesichts des weitgehend als gefälscht betrachteten Wahlsiegs von Aljaksandr Lukaschenka offen bleiben. Presseschau von budapost.de.
Auf 24.hu fragt sich Zsolt Kerner, ob die ungarische Regierung die geplanten neuen EU-Sanktionen gegen Belarus unterstützen oder ihr Veto einlegen werde. Immerhin schienen die europäischen Staatslenker von einer Manipulation der weißrussischen Präsidentschaftswahl überzeugt zu sein. Nach seinen Gesprächen in Minsk Anfang Juni habe Viktor Orbán Europa noch aufgefordert, die verbliebenen Sanktionen gegen Belarus aufzuheben, ruft Kerner ins Gedächtnis. (Die meisten dieser Maßnahmen waren bereits 2016 aufgehoben worden – Anm. d. Red.)
Bemerkenswert, dass die Regierung die Versendung ihres routinemäßigen Glückwunschtelegramms an Präsident Lukaschenka zu seiner Wiederwahl augenscheinlich hinauszögere, notiert das Internetportal von Heti Világgazdaság. (Gemäß des diplomatischen Protokolls sollte diese Botschaft von Präsident Áder übermittelt werden – Anm. d. Red.) Regierungsinterne Quellen hätten eine von hvg.hu gerichtete Anfrage, ob ein solches offizielles Telegramm bereits nach Minsk geschickt worden sei, unbeantwortet gelassen.
In einem empörten Artikel wirft Miklós Hargitai dem Ministerpräsidenten vor, er unterhalte freundschaftliche Beziehungen zu Diktatoren. Und so interpretiert der Népszava-Autor Orbáns Haltung gegenüber Lukaschenka auch in diesem Sinne. Hargitai erinnert daran, dass der Regierungschef während seines Aufenthalts in Minsk erklärt habe, die beiden Völker stünden sich näher, als gemeinhin angenommen – und fügt hinzu: Offensichtlich habe das weißrussische Volk nun genug von seinem Führer Nummer eins.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI – Pressestelle des Premiers, Zoltán Fischer)