Ein linksliberales Wochenmagazin kritisiert Ministerpräsident Orbán, denn dieser führe einen Krieg gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter. Eine konservative Kommentatorin hingegen wirft liberalen Feministinnen vor, im Namen der Geschlechtergleichheit einen ideologischen Kampf gegen traditionelle Familienwerte zu führen und dabei die Ausbeutung von Frauen zu tolerieren. Presseschau von budapost.de.
Magyar Narancs prangert in einem Leitartikel das Bemühen von Ministerpräsident Viktor Orbán an, die Aufnahme der Thematik Geschlechtergleichheit in die auf dem EU-Sozialgipfel in Porto vereinbarte Erklärung zu blockieren. Das linksliberale Wochenmagazin erinnert daran, dass sich Ungarn und Polen gegen die Erwähnung des Begriffs „Geschlechtergleichheit“ im Text gewehrt hätten, der endgültige Entwurf aber dennoch die Bedeutung des Kampfes gegen Diskriminierung unterstreichen und zu Bemühungen aufrufen würde, „geschlechtsspezifische Differenzen bei Beschäftigung, Entlohnung und Renten auszugleichen“. (Der ungarische Änderungsantrag wollte den Ausdruck „Gleichheit von Männern und Frauen“ anstelle von „Geschlecht“ verwendet wissen – Anm. d. Red.)
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Magyar Narancs ist der Meinung, dass die endgültige Version trotz der leicht abweichenden Formulierung das Gleiche bedeute wie die von Regierungschef Orbán mit einem Veto belegte. Für die Leitartikler handelt es sich beim Kampf von Ministerpräsident Orbán gegen die „Gleichstellung der Geschlechter“ um einen jämmerlichen Trick, damit er sich vor seinen parteiinternen Anhängern als „Gender-Krieger“ präsentieren könne. Magyar Narancs behauptet aber auch, die Regierung unternehme den Versuch, den Kampf gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung und Vorurteile im Namen christlicher Werte zu hintertreiben.
Es sei höchst irritierend, dass ein auf Sugar-Daddies abzielendes Online-Dating-Portal Werbeflächen in der Budapester Innenstadt nutzen könne, empört sich Krisztina Kincses. In Magyar Nemzet erinnert die konservative Kommentatorin daran, dass auf den Plakaten eine junge und sexy wirkende Frau abgebildet sei, zusammen mit dem Slogan „Finde deinen idealen Zuckerpartner“. Die Feministinnen sollten sich besser auf die sexuelle Ausbeutung von Frauen konzentrieren, anstatt ihre Zeit mit symbolischen und linguistischen Fragen zu verschwenden, empfiehlt Kincses und beschuldigt liberale Feministinnen, einen Krieg gegen „Normalität“, biologische Unterschiede und traditionelle Geschlechterrollen zu führen. Wenn es ihnen wirklich um Diskriminierung ginge, sollten sie nicht gegen Familienwerte kämpfen und LGBTQ-Rechte unterstützen. Wenn Gleichberechtigung der Geschlechter und individuelle Freiheit das Recht umfasse, einen Sugar Daddy zu finden, dann sollten Frauen auch das Recht haben, sich für traditionelle Familienrollen zu entscheiden, ohne von progressiven Feministinnen verachtet zu werden, schließt Kincses.
(Titelbild: Karolina Grabowska – Pixabay)