Ungarn nahm 1896 zum ersten Mal an den Olympischen Spielen teil und war seitdem an fast allen Spielen beteiligt. Ausnahmen waren: 1920, als das Land nicht eingeladen wurde, weil es zu den Verlierern des Ersten Weltkrieges gehörte. Obwohl Budapest in dem Jahr die Spiele ausrichten sollte, wurde das Recht wegen der Kriegsniederlage an die Stadt Antwerpen übertragen. Auch bei den Spielen 1984 waren wir nicht dabei: Nachdem die USA und einige ihrer Verbündeten die Olympischen Spiele 1980 in Moskau boykottiert hatten, schloss sich Ungarn zusammen mit mehreren anderen sozialistischen Ländern der Sowjetunion an und nahm an den Olympischen Spielen in Los Angeles nicht teil. Nach Finnland konnte Ungarn bis dato die meisten Medaillen pro Einwohner gewinnen. Ungarn trug bis jetzt keine Olympischen Spiele aus und ist damit das nichtaustragende Land mit den meisten Medaillen. Machen Sie mit uns eine Zeitreise, mit Hilfe der Fotos von Fortepan!
Ungarn nahm gleich an den ersten Olympischen Sommerspielen 1896 in Athen, Griechenland teil, mit einer Delegation von nur sieben Sportlern. Da der österreichisch-ungarische Kaiser Franz Joseph I. dem Projekt keine wichtige Bedeutung zumaß, gab es keine offizielle staatliche Unterstützung dafür. Die Delegation war damals wegen des „bunten Staates“ auch multikulturell.
Bei diesen spielen erhielt Ungarn schon seine erste Goldmedaille: Alfréd Hajós gewann über 100 Meter Freistil die erste Schwimm-Olympiamedaille der Neuzeit und die erste olympische Goldmedaille für sein Heimatland.
1936: Berlin
Ungarn nahm an den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin mit einer Delegation von 209 Athleten (191 Männer und achtzehn Frauen) an 101 Wettbewerben in zwanzig Sportarten teil. Dabei gewannen die ungarischen Athleten 10 Mal Gold, 1 Mal Silber und 5 Mal Bronze und kamen damit nach dem Rangsystem des IOC (nach der Anzahl der gewonnenen Goldmedaillen sortiert, gefolgt von der Anzahl der Silber- und Bronzemedaillen) auf den dritten Platz vor Italien und nach den USA und dem Deutschen Reich.
Imre Mándi, fünffacher ungarischer Meister, Berliner Olympia-Sieger im Boxen. Foto: Erky-Nagy Tibor/Fortepan.
Olympische Standorte in der deutschen Hauptstadt
Die meisten Wettkämpfe fanden auf dem „Reichssportfeld“ statt, mit dem Olympiastadion als zentraler Arena. Mit 49 teilnehmenden Nationen und 3961 Athleten stellten die Olympischen Spiele einen Teilnehmerrekord auf.
Foto: Kieselbach Gyula/Fortepan
Foto: Kieselbach Gyula/Fortepan
Foto: Kieselbach Gyula/Fortepan
Foto: Vass Károly/Fortepan
… Und das ist Budapest noch vor den Spielen. Mária Dukesz läuft mit der Berliner Olympiaflamme. Foto: Dr. Varga Csaba/Fortepan.
Nazigruß unter den Fans. Die Geschichte hat bei den Olympischen Spielen oft ihre Spuren hinterlassen…
Ungarische Fans in Berlin. Sie drückten vielleicht unserer Säbel-Mannschaft die Daumen, die später die Goldmedaille gewonnen haben.
Zeitsprung in das Jahr 1948. Hier schon in London
Ungarn nahm in London mit einer Delegation von 128 Athleten an 76 Wettkämpfen in 15 Wettbewerben teil. Die ungarischen Athleten gewannen zehn Gold-, fünf Silber- und zwölf Bronzemedaillen.
Olympiasieger wurden die Leichtathleten Imre Németh im Hammerwurf und Olga Gyarmati im Weitsprung, die Boxer Tibor Csík im Bantamgewicht und László Papp im Mittelgewicht, der Sportschütze Károly Takács mit der Schnellfeuerpistole, der Freistilringer Gyula Bóbis im Schwergewicht, der Turner Ferenc Pataki am Boden, die Fechter Aladár Gerevich mit dem Säbel und Ilona Elek mit dem Florett sowie die Säbelfecht-Mannschaft der Männer.
Boxer Tibor Csík mit seinen Medaillen nach London
Foto: Morvay Kinga/Fortepan
László Papp, dreifacher Olympiasieger im Profiboxen. Das Foto wurde in der Autowerkstatt an der Ecke Lehel utca und Dévai utca in Budapest aufgenommen.
Foto: Kovács Márton Ernő/Fortepan
Ágnes Keleti, spätere Olympiasiegerin im Turnen. Foto: Ernő Márton Kovács/Fortepan. Sie feierte Anfang 2021 ihren 100. Geburtstag. 🙂
Staatspräsident János Áder gratulierte in einem Brief und Ministerpräsident Viktor Orbán in einem Facebook-Video der fünfmaligen Olympiasiegerin Ágnes Keleti zu ihrem 100. Geburtstag am Samstag. Áder sagte, dass Keletis globale Erfolge als Turnerin und ihr Engagement für ihre Arbeit als Trainerin für einen jeden ein Beispiel zeigten. Er sagte, er fühle sich geehrt, sie persönlich […]Weiterlesen
Helsinki 1952
Auch Helsinki war für Ungarn ein erfolgreicher Austragungsort, was die Anzahl der Medaillen betrifft. Die ungarischen Sportler gewannen 16 Gold-, 10 Silber- und 16 Bronzemedaillen. Im Medaillenspiegel platzierte sich das Land somit auf den dritten Platz.
Bei diesen Spielen konnten wir sogar im Fußball die Goldmedaille mit nach Haus bringen. Mitglieder der Nationalelf waren:
József Bozsik, László Budai, Jenő Buzánszky, Lajos Csordás, Zoltán Czibor, Jenő Dalnoki, Gyula Grosics, Nándor Hidegkuti, Sándor Kocsis, Imre Kovács, Mihály Lantos, Gyula Lóránt, Péter Palotás, Ferenc Puskás, József Zakariás.
Ungarn besiegte Jugoslawien 2:0 und war damit die erste osteuropäische Mannschaft, die die Olympischen Spiele gewinnen konnte und deren Dominanz bis 1980 die olympischen Fußballturniere bestimmte.
Foto: Kovács József/Fortepan
Ilona Novák, Kató Szőke, Éva Novák und Judit Temes sind die Mitglieder der siegreichen 4×100-m-Freistilstaffel der Frauen. Foto: Imre Sárosi/Fortepan
… Sogar Mátyás Rákosi besuchte unsere Sportler vor dem Wettkampf im Trainingslager in Tata.
Foto: Horváth Lajos/Fortepan
Olympiasieger im Boxen László Papp und Olympiasieger im Ringen Miklós Szilvásy auf einer Bootsfahrt während der XV. Olympischen Sommerspiele in Helsinki.
Foto: Bojár Sándor/Fortepan
József Csermák, Olympiasieger im Hammerwurf.
Foto: Bojár Sándor/Fortepan
Die ungarische Nationalhymne wird in Helsinki gespielt. Bekanntgabe der Ergebnisse der 400 m Freistil der Frauen, Silbermedaille für Éva Novák, Goldmedaille für Valéria Gyenge, Bronzemedaille für Evelyn Kawamoto (USA).
Links Hannie Termeulen aus den Niederlanden, Silbermedaillengewinnerin über 100 m Freistil, rechts die zweimalige Olympiasiegerin Kató Szőke, Goldmedaillengewinnerin. 🙂 Fotos: Bojár Sándor/Fortepan.
Die Olympiasieger-Wasserballmannschaft: im Vordergrund György Kárpáti, István Szívós, im Hintergrund Dezső Gyarmati, György Vizvári, Antal Bolvári, László Jeney, Kálmán Markovits.
Und schon geht es weiter zu den nächsten Olympischen Spielen in Melbourne.
Das Foto entstand am Bahnhof während der Verabschiedung der Delegation, die über Prag/Wien zu den XVI. Olympischen Sommerspielen nach Melbourne reiste.
Foto: Imre Sárosi/Fortepan
In Melbourne traten 67 Nationen an. Aufgrund der politischen Ereignisse von 1956, der Suez-Krise und der ungarischen Revolution, sagten mehrere Länder (z.B. die Niederlande, Spanien, die Schweiz) ihre Teilnahme ab, aber ungarische Sportler waren dabei. Sie gewannen sogar neun Gold-, zehn Silber- und sieben Bronzemedaillen.
Interessante Fakten
Die besten Leistungen bei der Olympiade zeigten die ungarische Turnerin Ágnes Keleti und die sowjetische Turnerin Larisa Latinyina, die beide drei Einzel- und einen Mannschaftstitel gewannen.
László Papp gewann seine dritte olympische Medaille im Boxen.
Als olympisches Blutbad wurde das Wasserballspiel zwischen Ungarn und der Sowjetunion bekannt, das die ungarische Mannschaft mit 4:0 gewann. Das „Blutbad von Melbourne“ ist das berühmteste Aufeinandertreffen in der Geschichte des Wasserballsports, ausgetragen zwischen Ungarn und der Sowjetunion, einen Monat nach der Niederschlagung der ungarischen Revolution von 1956. Die Veranstaltung war geprägt von hohen Emotionen im Becken und im Zuschauerbereich aufgrund der allseits bekannten politischen Vorgeschichte.
Tokio 1964
Springen wir wieder in der Zeit zurück ins Jahr 1964, als die Augen und Ohren von Budapest auf Tokio gerichtet waren. Das war das Jahr, in dem die japanische Stadt die Spiele zum letzten Mal vor 2021 ausrichtete.
Zentralschaltanlage des ungarischen staatlichen Fernsehens MTV.
Foto: Tibor Valkó/Fortepan
Unterkunft des Ungarischen Teams:
Foto: Csőke József/Fortepan
Die ungarischen Sportler gewannen in Tokio zehn Gold-, sieben Silber- und vier Bronzemedaillen. Im Medaillenspiegel der Spiele platzierte sich Ungarn damit auf den sechsten Platz. Olympiasieger wurden die Fechter Tibor Pézsa im Säbel-Einzel und Ildikó Rejtő im Florett-Einzel, der Moderne Fünfkämpfer Ferenc Török im Einzel, der Sportschütze László Hammerl mit dem Kleinkalibergewehr im liegenden Anschlag, die Ringer Imre Polyák im Federgewicht und István Kozma im Schwergewicht des griechisch-römischen Stils, die Florett-Fechtmannschaft der Frauen sowie die Degen-Fechtmannschaft, die Wasserballmannschaft und die Fußballmannschaft der Männer. Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier war der Speerwerfer Gergely Kulcsár.
Foto: Magyar Hírek folyóirat/Fortepan
1968 – Mexikostadt
Die ungarische Delegation kehrte mit insgesamt 32 Medaillen aus Mexiko zurück: unsere Athleten gewannen zehn Gold-, zehn Silber- und zwölf Bronzemedaillen. Olympiasieger wurden die Leichtathleten Gyula Zsivótzky im Hammerwurf und Angéla Németh im Speerwurf, die Ringer des griechisch-römischen Stils János Varga im Bantamgewicht und István Kozma im Schwergewicht, die Kanuten Mihály Hesz im Einer-Kajak über 1000 Meter und Tibor Tatai im Einer-Canadier über 1000 Meter, der Fechter Győző Kulcsár im Säbel-Einzel, die Degenfecht-Mannschaft der Männer, die Modernen Fünfkämpfer András Balczó, István Móna und Ferenc Török in der Mannschaftswertung sowie die Fußballmannschaft der Männer. Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier war der Leichtathlet Gergely Kulcsár.
Foto: Romák Éva/Fortepan
Foto: Romák Éva/Fortepan
1972 reisten unsere Sportler nach München. Die folgenden Bilder wurden am Internationalen Flughafen Liszt Ferenc aufgenommen
Foto: Bojár Sándor/Fortepan
Olympiapark München
Überschattet wurden die Spiele durch das Münchner Olympia-Attentat vom 5. September 1972, bei dem 11 israelische Athleten zunächst als Geiseln genommen und dann ermordet wurden. Die Spiele wurden nach einem Trauertag dennoch fortgesetzt.
Fortepan / Vészi Ágnes
Eröffnungszeremonie
Mit 121 teilnehmenden Mannschaften und 7170 Athleten stellten die Spiele von München einen neuen Teilnehmerrekord auf.
Foto: Romák Éva/Fortepan
Ungarn belegte den achten Platz auf dem Medaillenspiegel.
1976 – Montreal
Ungarn nahm an den Olympischen Sommerspielen 1976 in Montreal mit einer Delegation von 178 Athleten (124 Männer und 54 Frauen) an 109 Wettkämpfen in 17 Sportarten teil. Die ungarischen Sportler gewannen vier Gold-, fünf Silber- und 13 Bronzemedaillen.
Der ungarische Kunstturner Zoltán Magyar hat in seiner Karriere drei Weltmeisterschaften und drei Europameisterschaften im Seitpferd gewonnen. Er nahm an den Olympischen Spielen 1972 in München, 1976 in Montreal und 1980 in Moskau teil. In den Jahren 1976 und 1980 gewann er die Olympiade.
Zwei von Magyar erfundene Übungsteile wurden nach ihm benannt und gehören heute zum Standard am Seitpferd. Beim Magyar-Wandern bewegt sich der Turner im Querverhalten über das gesamte Gerät und zeigt dabei Kreisflanken. Bei der Magyar-Spindel dreht der Turner eine Pirouette auf dem Gerät und zeigt dabei Kreisflanken.
Fortepan / Magyar Hírek folyóirat
1980 – Moskau
Die ungarischen Sportler gewannen in der russischen Hauptstadt sieben Gold-, zehn Silber- und 15 Bronzemedaillen. Olympiasieger wurden unter anderem Turner Zoltán Magyar am Seitpferd, der Gewichtheber Péter Baczakó im Mittelschwergewicht, und Norbert Növényi im Halbschwergewicht. (Fotos: Szalay Béla/Fortepan)
Die Erfolgsgeschichte endet hier natürlich nicht, doch wegen Fortepan, können wir die ungarischen Olympischen Spiele nur bis 1990 verfolgen. Das letzte Bild zeigt Krisztina Egerszegi, eine der erfolgreichsten Sportlerinnen von Ungarn.
Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul gewann sie im Alter von 14 Jahren den Wettbewerb über 200 m Rücken. Sie war damit die jüngste Goldmedaillengewinnerin im Schwimmen bei Olympischen Spielen.
Foto: Fortepan / Urbán Tamás
Verfolgen Sie die Olympischen Spiele in Tokio. In diesem Jahr haben wir 176 ungarische Sportler, denen wir die Daumen drücken können.