Die überregionale und täglich erscheinende Sportzeitung Ungarns kritisiert die Europäische Fußballunion UEFA für die harte Bestrafung des ungarischen Fußballverbands. Hintergrund sind sporadische rassistische und homophobe Äußerungen von Fans bei Spielen der UEFA Euro 2020 in Budapest. Ein linker Kommentator hält die Sanktionen dagegen für gerechtfertigt. Presseschau von budapost.de.
In Nemzeti Sport räumt Chefredakteur György Szöllősi ein, dass die Disziplinarkommission aufgrund der strengen Null-Toleranz-Regeln der UEFA keine andere Wahl gehabt habe, als Sanktionen gegen Ungarn zu verhängen. Dass die UEFA allerdings verdeckte Ermittler in die Stadien entsandt habe, um auch extrem vereinzelte und von den Veranstaltern nicht zu verhindernde Vorkommnisse aufzuspüren, hält der Sportjournalist für absurd. Er wirft der UEFA zudem vor, mit zweierlei Maß zu messen, denn sie habe in verschiedenen Fällen äußerst milde Strafen verhängt.
(Szöllősi verweist in diesem Zusammenhang auf Spieler, die durch Gegenstände werfende Fans körperlich attackiert wurden; auf den dänischen Torhüter, der bei einem Elfmeter per Laserstrahl irritiert wurde; und auf eine Person, die während der ungarischen Hymne mit einer Regenbogenfahne auf das Spielfeld gelaufen war – Anm. d. Red.)
Die UEFA sei keine ausländische Macht, die Böses gegen Ungarn im Schilde führe, notiert Péter Bernau in der Tageszeitung Népszava. Der Chef des ungarischen Fußballverbandes sei Vizepräsident der UEFA und in der Disziplinarkommission sitze ein ungarisches Mitglied, erinnert der Autor. Angesichts dieser Tatsachen sei es doch eigenartig, wenn Außenminister Péter Szijjártó die UEFA als erbärmliches und feiges Gremium bezeichne, das Spitzel im kommunistischen Stil beschäftigen würde. Da der Ungarische Fußballverband Teil der UEFA sei, schlussfolgert Bernau sarkastisch, sollte die Regierung keinen einzigen Forint öffentlichen Geldes für den Profifußball ausgeben.
(Via: budapost.de, Titelbild: MTI/Szigetváry Zsolt)