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Budapost: Afghanistan: Flüchtlingskrise 2.0?

Ungarn Heute 2021.08.18.
FIZETŐS

Eine linke Kolumnistin hält es für eine moralische Pflicht, dass Europa vor den Taliban flüchtenden Afghanen Schutz gewährt. Nach Auffassung eines regierungsnahen Kommentators dagegen könnte ein Massenzustrom afghanischer Migranten eine Krise auslösen, die an die islamistische Übernahme Afghanistans selbst erinnert. Presseschau von budapost.de. 

Wir, der Westen und die Nato-Mitglieder“ sollten jenen Verbündeten in Afghanistan helfen, die „vom zivilisierten Westen gemäßigt“ worden seien und die jetzt seitens der das Land erobernden Islamisten verfolgt würden. Das, so Mária Gál, sei eine moralische Pflicht. Die linke Kommentatorin der Tageszeitung Népszava befürchtet allerdings, dass die USA und die Nato kaum in der Lage sein dürften, den Flüchtlingen wirksam zu helfen und sie aus dem Land zu evakuieren, um ihr Leben zu retten. Traurig, dass auch Politiker in Europa die Gelegenheit nutzen würden, um Ängste vor einer weiteren Welle afghanischer Flüchtlinge zu schüren, beklagt Gál. Zwar trügen die USA die größte Verantwortung für die Krise, aber die vor der Vergeltung der Taliban Fliehenden könnten nur Europa erreichen, unterstreicht die Autorin und äußert die Befürchtung, „dass die Tore des christlichen Europas ähnlich verriegelt bleiben werden wie die Türen in Betlehem, als die mit Jesus schwangere Maria Zuflucht suchte“.

"Ungarn ist bereit, alle seine Bürger aus Afghanistan zu evakuieren"

Gleichzeitig haben sich nicht nur die ungarische Regierung, sondern auch mehrere deutsche Politiker besorgt über die Möglichkeit eines Massenexodus von Migranten nach Europa geäußert. Wie sie es ausdrücken: "2015 darf sich nicht wiederholen!"Weiterlesen

In einem Kommentar für Magyar Hírlap sagt Dániel Deme voraus, dass US-amerikanische und europäische Politiker mit der Forderung nach Aufnahme afghanischer Flüchtlinge versuchen dürften, sich ihrer Scham- und Schuldgefühle zu entledigen. Der regierungsnahe Kommentator findet es selbstgefällig, wenn sich Politiker, „die die Abschiebung afghanischer Einwanderer zugesagt hatten, nunmehr gegenseitig in ihren Forderungen nach Aufnahme von Afghanen in Europa überbieten“.

Regierungsbeamter: "Ungarn ist gegen unbeschränkte Aufnahme afghanischer Migranten"
Regierungsbeamter:

Laut Magyar soll Ungarn darauf vorbereitet sein, dass das Land bald mit einem ernsthaften Migrationsdruck konfrontiert wird. "Wenn Migranten, die aus Afghanistan fliehen, es durch die Türkei schaffen, könnten sie innerhalb weniger Tage die südliche Grenze Ungarns erreichen" so der Politiker.Weiterlesen

Laut Deme beruhen der Demokratieexport nach Afghanistan und die geplante Integration von Flüchtlingen auf derselben falschen Ideologie, der zufolge westliche Normen Stammesnormen ersetzen könnten. „Aber niemand weiß, warum die Afghanen, die diese Normen in ihrem eigenen Land nicht akzeptiert haben, dies in Europa tun sollten“, schreibt Deme. In einer abschließenden apokalyptischen Prophezeiung behauptet er, dass die Ansiedlung afghanischer Flüchtlinge ebenso scheitern könnte wie die US-Intervention in Afghanistan, und dass Europa ähnlich werden könnte wie das von den Taliban eingenommene Kabul. Jedoch würden die Europäer dann keinen Ort haben, wohin sie fliehen könnten.

(Via: budapost.de, Titelbild: MTI/AP/Shekib Rahmani)