Zwei liberale Kommentatoren halten den Kabinettsbeschluss, das Kreditrückzahlungsmoratorium über die Wahl 2022 hinaus aufrechtzuerhalten, für fragwürdig und eventuell sogar kontraproduktiv. Presseschau von budapost.de.
Die Regierung hat verkündet, dass das im März 2020 ausgerufene Kreditrückzahlungsmoratorium (siehe BudaPost vom 20. März 2020) bis Juni 2022 verlängert wird. Es berücksichtigt Familien mit Kindern, Angestellte des öffentlichen Dienstes, Rentner sowie Schuldner, deren Einkommen während der Pandemie geschrumpft sind. Darüber hinaus wurden die Zinssätze für Kreditkarten gesenkt, woraufhin die Banken 20 bis 25 Milliarden Forint (57 bis 71 Millionen Euro) an die Kreditnehmer zurückzahlen müssen.
Die erneute Verlängerung des Kreditrückzahlungsmoratoriums sei riskant und fragwürdig, notiert Gábor Kovács in Heti Világgazdaság. Der liberale Kommentator räumt ein, dass das Moratorium ein wichtiges Instrument gewesen sei, um die negativen Auswirkungen des pandemiebedingten Wirtschaftsabschwungs zu mildern. Er weist jedoch darauf hin, dass die teilweise Verlängerung des Moratoriums bis Juni nächsten Jahres sowohl den Banken als auch den Kreditnehmern schaden werde. Die Banken müssten aufgrund der rückwirkenden Senkung der Kreditkartenzinsen durch die Regierung Verluste hinnehmen, während die die Regelung in Anspruch nehmenden Kreditnehmer weitere Schulden anhäufen würden, schreibt Kovács und fügt hinzu, dass die rückwirkende Senkung der Zinssätze diejenigen frustrieren könnte, die sich an eine frühere Empfehlung von Nationalbank und Regierung gehalten hätten, der zufolge die Personen, die zur Tilgung ihrer Schulden in der Lage seien, dies auch tatsächlich tun sollten.
Dénes Csurgó von 444 glaubt, dass die Verlängerung des Moratoriums den politischen Interessen der Regierung diene. Das Kabinett habe den Wählerinnen und Wählern einige Vergünstigungen anbieten wollen. Deswegen ende das Moratorium erst nach den Parlamentswahlen 2022. Csurgó erinnert daran, dass sowohl die Geschäftsbanken als auch die Nationalbank die Beendigung des Moratoriums gefordert hätten. Dessen ungeachtet habe die Regierung jedoch beschlossen, denjenigen zwei Dritteln der Schuldner, die die Kreditrückzahlung einstweilen ausgesetzt hätten, einen Gefallen zu tun. Csurgó befürchtet nun, dass die Regierung nicht nur denjenigen eine helfende Hand reiche, die Zahlungsprobleme hätten, sondern auch denen, die weiterhin ohne Schwierigkeiten zahlen könnten.
(Via: budapost.de, Titelbild: Geri Art – Pixabay)