Regierungsnahe Medien beschuldigen den Oberbürgermeister der ungarischen Hauptstadt, er wolle das Budapester Rathausgebäude veräußern. Ein linker Kommentator hält diese Behauptung für eine pure Erfindung. Presseschau von budapost.de.
Ein durchgesickerter Vertragsentwurf samt zweier Videos – von einem anonymen Informanten ins Internet gestellt – besagen, dass der Budapester Stadtrat den Verkauf des Rathauses geplant habe. Bürgermeister Gergely Karácsony wies die Behauptungen zurück und bestritt, jemals von derartigen Absichten gehört zu haben. Er erklärte, dass der Stadtrat in der Tat mehrere Pläne zur Umnutzung des Rathauses und seiner Umgebung in Erwägung gezogen, sich aber für den Erhalt und die Renovierung des Gebäudes sowie die Umwandlung des Parkplatzes in einen begrünten öffentlichen Platz entschieden habe. Das im V. Stadtbezirk gelegene Rathaus gilt als eine der wertvollsten Immobilien im Zentrum Budapests.
Related article
Fidesz fordert Informationen über angebliche Pläne zum Verkauf des Budapester RathausesDer Fidesz-Politiker Zsolt Láng fragt auch, ob der Bürgermeister rechtliche Schritte einleiten werde, sobald sichergestellt ist, dass "das in den Medien genannte Unternehmen" tatsächlich keine Unterstützung aus städtischen Kreisen erhalten habe.Weiterlesen
Es sei unwahrscheinlich, dass der Budapester OB nichts von den Plänen eines möglichen Rathausverkaufs gewusst habe, notiert Bálint Botond auf Pesti Srácok. Habe er es nicht gewusst, dann sei Bürgermeister Gergely Karácsony von seinen Kollegen hinters Licht geführt worden. Der regierungsfreundliche Kommentator fragt sich, ob der Skandal von Ferenc Gyurcsány inszeniert worden sei, um sich an Karácsony zu rächen, weil er bei den Vorwahlen der Opposition anstatt Klára Dobrev deren Mitbewerber Péter Márki-Zay unterstützt habe. So oder so zeige der Vorgang, dass Bürgermeister Karácsony für sein Amt nicht geeignet sei, schlussfolgert Bálint.
Péter Németh, Chefredakteur der linken Tageszeitung Népszava, hält Behauptungen über einen geplanten Verkauf des Rathauses für reine Fake News, die von der „Propagandamaschine der Regierung“ verbreitet würden. Seiner Ansicht nach versuchen die regierungsnahen Medien die Opposition zu schwächen, indem sie unfundierte Behauptungen in die Welt setzen würden. Németh sagt voraus, dass es in den nächsten sechs Monaten bis zu den Wahlen im April noch viele solcher Fälle geben werde.