Ein regierungsnaher Kolumnist sieht eine weitere durchgesickerte Tonaufnahme als Beweis dafür, dass die Opposition ausländischen Interessen diene und das Land ausverkaufen und ausplündern würde, sollte sie die Wahlen im April 2022 gewinnen. Presseschau von budapost.de.
In einer weiteren anonymen Informanten zugespielten Aufnahme im Zusammenhang mit dem angeblichen Vorhaben des Budapester Stadtrats, das hauptstädtische Rathaus zu verkaufen (siehe BudaPost vom 11. November), ist der allseits bekannte Geschäftsmann Gyula Gansperger zu hören. In dem Tonmitschnitt äußert er die Vermutung, dass die ungarische Opposition von ausländischen Gruppen und Einzelpersonen finanziert werde, die in Ungarn Einfluss gewinnen wollten.
Als beispielhaft für diese Gruppierungen verweist Gansperger auf das „Soros-Imperium“ und den ehemaligen Ministerpräsidenten Gordon Bajnai als dessen Agenten. Die gleichen Gruppen statteten linke und liberale Medien sowie Intellektuelle mit Geld aus, so Gansperger, der 1998 unter der ersten Orbán-Regierung Chef der staatlichen Agentur für Privatisierung und Vermögensverwaltung war. Ab 2006 arbeitete er als Regierungskommissar unter der sozialistisch-liberalen Regierung. Darüber hinaus war er auch ein Geschäftspartner des ehemaligen Ministerpräsidenten Gordon Bajnai, während er linken Medien zufolge zeitgleich geschäftliche Verbindungen zu Fidesz-nahen Unternehmern unterhalten habe.
In einem Facebook-Eintrag beschuldigt der Budapester Oberbürgermeister Gergely Karácsony den Fidesz, „Propagandamethoden nach russischem Vorbild“ anzuwenden, sowie die Regierung, Geheimdienste zur Bespitzelung des Budapester Stadtrats zu missbrauchen. OB Karácsony schrieb auch, dass der Plan für den Ankauf des Rathausgebäudes von Fidesz-nahen Unternehmern stammen würde.
Tamás Pilhál von Magyar Nemzet hält die durchgesickerte Aufnahme für noch empörender als die Őszöd-Rede des ehemaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány aus dem Jahr 2006. Der regierungsnahe Kommentator sieht in den Anschuldigungen Ganspergers den unwiderlegbaren Beweis dafür, dass die Opposition ausländischen Interessen diene. Pilhál geht sogar so weit, sie als „Söldner“ zu bezeichnen, die nach einer erneuten Machtübernahme alles täten, was ihre ausländischen Geldgeber verlangen würden, selbst wenn dies einem Verrat gleichkäme. Sollten sie die Wahlen im April 2022 gewinnen, „werden sie Ungarn ausverkaufen und ausplündern und es zu einem regenbogenfarbenen multikulturellen Protektorat machen“, echauffiert sich Pilhál abschließend.
(Via: budapost.de, Titelbild: MTI/Kovács Tamás)