Das Regierungsdekret über die von der Regierung Orbán eingeführte Preisobergrenze für Lebensmittel, "um die schädlichen Auswirkungen von Marktanomalien zu verhindern".Weiterlesen
Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) waren die Lebensmittelpreise im vergangenen Jahr weltweit so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr, wobei der Preisanstieg in Mittel- und Osteuropa teilweise mehr als das Doppelte des EU-Durchschnitts betrug. Inzwischen zeigen aktuelle Eurostat-Daten, dass der Verbrauch der Haushalte (in der Bevölkerung) im Jahr 2020 in allen EU-Mitgliedstaaten zurückgegangen ist.
Die Lebensmittelpreise in der EU stiegen im November letzten Jahres um 2,9 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, geht aus einem Bericht der EU-Generaldirektion für Statistik (Eurostat) hervor. In mehreren osteuropäischen Ländern war der Preisanstieg doppelt so hoch: In Polen lag er bei 6,1 %, in Rumänien bei 6,2 % und in Bulgarien bei 6,8 %, während der Preisanstieg in Ungarn mit 5,4 % fast doppelt so hoch war wie im EU-Durchschnitt.
Diese Länder sind von den gleichen Faktoren betroffen wie die anderen EU-Länder – höherer Verbrauch nach den Corona-Lockerungen, Versorgungsunterbrechungen durch Naturkatastrophen sowie steigende Energiepreise und jedes der betroffenen Länder versucht, Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Trend einzudämmen.
Der Bericht von Politico bezieht sich auf den kürzlich von der ungarischen Regierung verhängten Preisstopp. Dem Portal zufolge haben Serbien und Nordmazedonien, die Kandidaten für den EU-Beitritt sind, bereits Maßnahmen ergriffen, indem sie die Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot, Zucker und Sonnenblumenöl vorübergehend eingefroren haben. Warschau versucht, die alarmierenden Preiserhöhungen abzumildern, vor allem mit einer möglichen Abschaffung der Mehrwertsteuer. Berichten zufolge wird auch in anderen Ländern der Region, darunter in Rumänien und in der Tschechische Republik, eine Senkung der Mehrwertsteuer erwogen.
Eurostat: EU-Bürger geben immer weniger aus
Inzwischen zeigen Eurostat-Daten aus dem Jahr 2020, dass der Verbrauch der Haushalte (in der Bevölkerung) in allen EU-Mitgliedstaaten zurückgegangen ist.
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte in der EU sind im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 8 % gesunken, wie Eurostat berichtet, und zwar aufgrund der Coronavirus-Epidemie und der damit verbundenen Maßnahmen, wie z. B. Abstandhalten, Lockdown und Beschränkungen für Geschäfte.
Es gibt dafür noch weitere Gründe: Einerseits das Angebot – In offiziell geschlossenen Geschäften, Restaurants, Kinos usw. kann man kein Geld ausgeben. Auf der anderen Seite hingegen hat die Pandemie dazu geführt, dass viele Menschen ihren Arbeitsplatz verloren haben (oder zumindest ihre Gehälter gesunken sind), und die Unsicherheit veranlasst die Haushalte dazu, ihre Ausgaben zu kürzen und zu sparen.
Weniger Kleidung, mehr Kommunikation
Der Verbrauch der privaten Haushalte ist also im Jahr 2020 in allen Mitgliedstaaten zurückgegangen, wobei der stärkste Rückgang mit 22 % in Malta zu verzeichnen war. Auch die kroatischen, spanischen und griechischen Haushalte mussten einen Verbrauchsrückgang von über 15 % hinnehmen. Die Slowakei und Dänemark führen die Liste mit einem Rückgang von rund 2 % an, gefolgt von Litauen und Polen.
Der Konsum der ungarischen Haushalte schrumpfte um 4,6 %, was nicht allzu schlecht ist. Zumindest ist dieser Wert viel besser als der EU-Durchschnitt
Es gibt große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten in Bezug auf die unterschiedlichen Produkte, wobei die Verbrauchsausgaben für alkoholische Getränke in einigen Mitgliedstaaten (z. B. Irland und Spanien) deutlich ansteigen und in anderen (vor allem Kroatien) deutlich zurückgehen. Auch dies ist natürlich auf unterschiedliche Maßnahmen und die allgemeine Wirtschaftslage oder aber auf soziale Faktoren zurückzuführen. In Ungarn sind die Konsumausgaben für alkoholische Getränke übrigens um 3,7 % gestiegen, was keineswegs herausragend hoch ist.
Die Ausgaben für Bekleidung gingen deutlich zurück, und auch für Kultur, Unterhaltung und Verkehr gaben die Haushalte deutlich weniger aus. Dagegen stiegen die Ausgaben für Kommunikationsdienstleistungen sowie für die Einrichtung und Instandhaltung von Wohnungen.
Die Pro-Kopf-Ausgaben der ungarischen Haushalte beliefen sich auf 6680 Euro und waren damit noch niedriger als die der rumänischen Haushalte. Nur die Bulgaren liegen hinter uns. Natürlich geben die Ungarn ihre Ausgaben größtenteils nicht in Euro, sondern in Forint aus, während die Rumänen in Lei zahlen. Ein Vergleich der Ausgaben in Euro ist also nur bedingt aussagekräftig.
(Via: infostart.hu, hvg.hu, Titelbild (Illustration) MTI/Szigetváry Zsolt)