Vor allem in den letzten zwei Monaten des Jahres stiegen die Preise infolge der steigenden Inflation.Weiterlesen
Telex hat die Preise von Produkten in ungarischen und italienischen Lidl-Filialen in den beiden Ländern verglichen. Ein typischer Einkaufskorb kostet in Italien mehr, aber einige Produkte sind dort bis zu 30 Prozent billiger.
Das Phänomen wurde bereits von G7 behandelt, die anhand ihrer eigenen Einkaufslisten österreichische, britische und französische Aldi- und Lidl-Filialen mit ihren heimischen Geschäften verglichen.
Aufgrund von Preis-Schwankungen ist es schwierig, einen genauen Überblick über den Euro-Kurs zu bekommen, aber die Preise italienischer Produkte wurden zu einem Kurs von 357 HUF in Forint umgerechnet.
Telex hat einen Einkaufskorb mit 27 Produkten zusammengestellt. Dabei wurde versucht, die Wochenendeinkäufe einer durchschnittlichen ungarischen Familie als Ausgangspunkt zu nehmen, wobei die Lebensmittel, die ihrer Meinung nach zu wenig genutzt werden, saisonabhängig oder teuer sind, aus der ursprünglichen Liste gestrichen wurden. Außerdem konnten sie keine Produkte vergleichen, die nur in einem Land erhältlich sind.
Der Preis eines Warenkorbs liegt in Ungarn bei 16.731 HUF (weniger als 50 Euro) und in Italien bei 21.582 HUF (60 Euro), ein Unterschied von 30 Prozent. Dieser Unterschied ist größtenteils auf die Fleischprodukte zurückzuführen.
Nimmt man Hühnerbrust, Schweinekoteletts und Salami aus dem Warenkorb heraus, liegt der Preis in Ungarn bei nur 12.555 Forint (35 EUR), in Italien dagegen bei 14.366 (40 EUE). Dies ist ein Unterschied von nur 16 %.
Die ursprüngliche Liste von Telex enthielt 41 Produkte. Darunter gibt es einige Produkte, die in Italien deutlich teurer sind als hier.
Einige davon sind auf kulturelle Unterschiede zurückzuführen (z. B. essen die Italiener nicht so viel Brot wie die Ungarn), andere haben andere Preise für große Marken (z. B. Milka, Coca-Cola), und es gibt große Unterschiede bei verderblichen, arbeitsintensiven Lebensmitteln (Fleisch, Gemüse, einige Früchte).
Die obige Liste zeigt, dass Brot in Italien dreimal so viel kostet wie in Ungarn. Auch bei Hühnerbrust und Zwiebeln ist der Preisunterschied mehr als doppelt so groß, wofür keine andere Erklärung gefunden werden konnte, als dass sie anderswo nicht so häufig gegessen werden wie in Ungarn. Einen Preisunterschied gibt es auch zwischen Coca-Cola und Milka-Schokolade, die internationale Marken sind.
Der Unterschied zwischen Dosenbohnen und Dosentomaten beträgt 30 Prozent oder mehr und es gibt keine offensichtliche Erklärung dafür. Es ist verständlich, dass Olivenöl, Spaghetti und Mortadella, die in der italienischen Küche unverzichtbar sind, in Italien billiger sind, aber auch bei den Milchprodukten gibt es einen auffälligen Unterschied.
Der Warenkorb kostet in Ungarn insgesamt weniger, aber es gibt noch andere Faktoren zu berücksichtigen.
Ungarische Preise viel höher, wenn man die Löhne berücksichtigt
Der letzte offiziell verfügbare durchschnittliche Nettolohn in beiden Ländern stammt aus dem Jahr 2020. In jenem Jahr lag er in Italien bei 1.770 Euro pro Monat, was nach heutigem Wechselkurs 631.890 Forint entspricht, in Ungarn dagegen bei 268.405 Forint pro Monat, was den 1770 Euro gegenüber mehr als 750 Euro entspricht. In Ermangelung aktuellerer Daten wurden diese von Telex verglichen.
Ein durchschnittlicher Wochenendeinkauf bei Lidl kostet in Ungarn also 6,16 % des durchschnittlichen monatlichen Nettolohns, in Italien dagegen nur 3,41 %.
Höhere Mehrwertsteuer in Ungarn nicht der einzige Grund für schlechteres Verhältnis zwischen Einkaufskosten und Monatslohn
In Ungarn wird, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf fast alles eine rekordverdächtige Mehrwertsteuer von 27 Prozent erhoben, ausgenommen sind lediglich Fleisch, Eier und Milch. In Italien hingegen werden auf Lebensmittel in der Regel zwischen 4 und 10 Prozent Mehrwertsteuer erhoben, nur auf Produkte wie Toilettenpapier und Coca-Cola werden die vollen 22 Prozent fällig.
Von den 16.532 Forint (46 Euro), die in Ungarn im Einkaufskorb liegen, gehen 2.675 Steuern (fast 8 Euro) oder 16,2 Prozent des Geldes, das wir bezahlen, an den Staat. In Italien sind es 1.662 Forint (weniger als 5 Euro) von 21.582 (mehr als 60 Euro) oder 7,7 Prozent der Rechnung. Insgesamt zahlen die Ungarn also im Verhältnis mehr als doppelt so viel Steuern zu Hause wie die Italiener.
Höhere Mehrwertsteuer in Ungarn nicht alleinige Erklärung für Preisunterschiede
Ein Nettovergleich des Warenkorbs zeigt einen noch größeren Preisunterschied: Zieht man die Steuer ab und betrachtet nur, was Lidl für diese Produkte berechnet, ergibt sich ein Betrag von 13 857 Forint (weniger als 40 Euro) gegenüber 19 920 (mehr als 55 Euro), also ein Unterschied von 44 %. In Italien verlangt Lidl also fast eineinhalb Mal so viel für die gleichen Produkte.
(Via: Hungary Today, Titelbild: László Róka/MTVA)