Während Außenminister Péter Szijjártó seine europäischen Amtskollegen auffordert, alles zu unterlassen, was die Ost-West-Konfrontation im Hinblick auf die Ukraine verschärfen könnte, meint ein linker Kolumnist, die Gefahr eines Krieges sei so real wie seit der Kubakrise 1962 nicht mehr. Seine regierungsfreundliche Kollegin dagegen wirft Kiew das Schüren von Hysterie vor. Presseschau von budapost.de.
Die europäische Geopolitik habe einen Punkt erreicht, an dem die Spannungen leicht explodieren könnten, warnt Róbert Friss in Népszava. Russland stehe dem Westen mit einer Mischung aus Erpressung, militärischer Aufrüstung und Bluff gegenüber, um seinen Einflussbereich zu erweitern. Friss sieht in der Erklärung des ungarischen Außenministers eine an die Europäische Union gerichtete Drohung und fordert ihn auf, Partei zu ergreifen, da das Schicksal Ungarns von dieser Entscheidung abhängen könnte.
Mariann Őry von Magyar Hírlap hingegen geht davon aus, dass die ukrainische Regierung Hysterie über die Gefahr einer russischen Invasion schüre, um damit ihre eigene Position zu festigen. Sie schließt einen russischen Einmarsch nicht völlig aus, hält ihn aber nur für möglich, falls die ukrainische Seite die im Osten des Landes gelegenen „Republiken“ angreifen sollte. (Gemeint sind die Städte Lugansk und Donezk, die von der dortigen russischsprachigen Mehrheit regiert werden – Anm. d. Red.) Die Kommentatorin glaubt nicht, dass Amerika in diesem Fall die Ukraine verteidigen würde. Im Hinblick auf Ungarn kommt Őry zu dem Schluss, dass es im Falle einer militärischen Ost-West-Konfrontation nur auf der Verliererseite stehen könne.
(Via: budapost.de, Titelbild: MTI – Tamás Kovács)