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Euro in Ungarn: Würde es sich lohnen?

Daniel Vargha 2022.02.02.

Die Einführung des Euro in Ungarn ist ein lang gehegter Plan bzw. Traum in Ungarn. Die Vorgängerregierungen haben die Einführung stets in die Ferne gerückt, während bei der seit 2010 regierenden Fidesz-KDNP-Koalition sowohl die politische Einigkeit als auch der Wille zur Einführung der Einheitswährung fehlt. Es stellt sich die Frage, ob sich hinter dem Vernachlässigen des Euro nur politische Motivationen stecken oder es dem Land tatsächlich wirtschaftlich mehr Vorteile mitbringt, wenn wir beim Forint bleiben. Natürlich muss die ungarische Wirtschaft auch verschiedene Bedingungen erfüllen, damit die neue Währung eingeführt werden könnte. Wenn die Bedingungen erfüllt würden, hätten wir dann überhaupt das Recht, über ihre Einführung zu entscheiden. 

Die Oppositionsparteien haben die, durch die Euro-Frage gebildete, im Land ständig präsente politische Lücke ausgenutzt und sich bereits im Vorwahlkampf die Einführung der gemeinsamen europäischen Währung versprochen. Der Beitritt zur Eurozone nach einem möglichen Wahlsieg scheint ein Eckpfeiler der gemeinsamen Opposition zu sein.

Von der ungarischen Seite wurde mehrmals eine Reform der Voraussetzungen der Euro-Einführung vorgeschlagen. Die ungarische Zentralbank (MNB) ist der Meinung, dass die Maastricht-Kriterien überprüft werden sollten, um die erfolgreiche Einführung des Euro zu gewährleisten, insbesondere um sicherzustellen, dass die wirtschaftliche Konvergenz im Währungsgebiet fortgesetzt wird.

Mehr als zwei Drittel der Ungarn ist für die Einführung des Euro
Mehr als zwei Drittel der Ungarn ist für die Einführung des Euro

69 Prozent der Ungarn wünschen sich die gemeinsame europäische Währung des Euro.Weiterlesen

In Wirklichkeit ist es so, dass alle EU-Mitgliedstaaten, außer Dänemark, dazu verpflichtet sind, den Euro einzuführen und der Eurozone beizutreten, wenn die sog. Maastricht-Bedingungen erfüllt sind. Der EU-Vertrag räumt Dänemark das Recht ein, dem Euroraum fernzubleiben, auch wenn alle Konvergenzkriterien erfüllt sind (Opt-out). Warum ist das so? Im Jahr 2000 wurde in Dänemark ein Referendum gegen die Einführung des Euro abgehalten. Die Gegner der Einführung argumentierten damals, dass das starke soziale Sicherheitsnetz innerhalb der Eurozone, das durch hohe Steuern aufrechterhalten wurde, geschwächt würde und verschwinden würde.

Fact

EU-Mitgliedstaaten müssen bei Teilnahme an der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) gewisse Kriterien einhalten, die sogenannten EU-Konvergenzkriterien.

  • Das öffentliche Defizit darf nicht mehr als 3 Prozent des BIP betragen
  • Der öffentliche Schuldenstand darf nicht mehr als 60 Prozent des BIP betragen
  • Die Inflationsrate darf maximal 1,5 Prozent über jener der drei preisstabilsten Mitgliedstaaten des Vorjahres liegen
  • Wechselkursstabilität: Der Staat muss mindestens zwei Jahre lang ohne Abwertung am Wechselkursmechanismus II teilgenommen haben. Dabei darf die Währung des Landes nur in einer bestimmten Wechselkursbandbreite (meist 15 %) vom Eurokurs abweichen; bei größeren Abweichungen muss die Zentralbank des Landes intervenieren.
  • Langfristige Zinssätze: Der Zinssatz langfristiger Staatsanleihen darf nicht mehr als 2 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der drei preisstabilsten Mitgliedstaaten liegen.

Die Europäische Kommission und die Europäische Zentralbank überprüfen die Erfüllung dieser Kriterien und können bei Nichteinhaltung ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten.
/Quelle: wikipedia.org, oesterriech.gv.at/ 

Wie ist die Lage in Ungarn? 

Der ungarische Notenbankchef, György Matolcsy erklärte kürzlich, dass Ungarn der Eurozone beitreten wird, sobald die Währung ausreichend entwickelt ist. Matolcsy sagte, dass die meisten Mitgliedsstaaten bisher mit der gemeinsamen EU-Währung verloren haben. Das ist eine Seite der Geschichte. Die andere Seite ist leider noch trauriger. Ungarn erfüllt keine von den Kriterien.

75 Jahre lang hat der Forint die Hyperinflation gestoppt und die Wirtschaft stabilisiert. Der Forint war ein professionelles, finanzielles Projekt im Gegensatz zum Euro, der ein politisches, machtbasiertes Unternehmen ist. Nach 2010 ermöglichte der Forint die neue Erfolgsgeschichte der ungarischen Wirtschaftspolitik. Der Forint verteidigte sich gegen den 2012 erfolgten Angriff auf das politische und finanzielle System Ungarns, der sich gegen Sondersteuern und andere Maßnahmen richtete und zu Herabstufungen führte, betonte der Notenbankchef.

Im Jahr 2013 gelang es dem Forint, die ungarischen Finanzen zu retten. Der Forint war die Grundlage für eines der effizientesten Steuersysteme in der EU, die ungarische Steuerwende. Der Forint hat die Unabhängigkeit der Zentralbank erst ermöglicht, ohne die eine geldpolitische Wende nicht möglich gewesen wäre. Der Forint war auch in der Vergangenheit in der Lage, die Inflation zu dämpfen, und der Forint wird auch jetzt in der Lage sein, die Inflation zu dämpfen, meinte Matolcsy.

Die Maastricht-Kriterien waren bereits 1992 in Kraft, aber viele Länder erfüllten sie nicht, und immer häufiger erfüllten Länder einige von ihnen nicht. Nach Ansicht von Matolcsy sollte es ein Maastricht 2 geben, das die Länder einhalten können.

Der Euro wurde ebenfalls in einem Wettstreit mit dem Dollar geboren, aber der Euro hat die Schlacht verloren, so dass es sich nicht lohnt, diesen Kampf fortzusetzen.

Es lohnt sich nicht, mit dem Geld zu spielen, um es zu einem späteren Zeitpunkt zu einer vollwertigen Weltwährung zu machen

sagte Matolcsy.

Der Euro ist noch keine vollwertige Währung, er hat noch viele Entwicklungsstufen vor sich. Der Beitritt Ungarns sollte zu einem Zeitpunkt erfolgen, zu dem der Euro voll entwickelt ist. Die meisten Mitglieder der Eurozone haben mit dem Euro verloren, so der Notenbankchef.

Und wenn die Mehrheit der Mitgliedstaaten mit dem Euro verloren hat, dann hat die Eurozone als Ganzes, ja ganz Europa, mit dieser Währung verloren. Letztlich haben auch Deutschland und die Niederlande mit dem Euro verloren, weil ihre Partner, ihre Märkte, durch die Einführung des Euro geschwächt wurden. Vorerst haben diejenigen gewonnen, die der Eurozone ferngeblieben sind: Dänemark, Schweden, das Vereinigte Königreich und die Tschechische Republik haben besser abgeschnitten als ihre wirtschaftliche Konkurrenten.

Wann wird Ungarn den Euro haben? Zuerst müssen wir die Kriterien erfüllen, und erst dann können wir entscheiden, ob es sich lohnt, ob es sich nicht lohnt, und ob wir die ansonsten obligatorische Währung überhaupt wollen. Die Dänen haben schon einmal eine Entscheidung getroffen, und vielleicht haben sie im Gegensatz zu den Griechen das Richtige getan.

Mehr als zwei Drittel der Ungarn ist für die Einführung des Euro 

Aus einer kürzlich durchgeführten Umfrage ging es heraus, dass sich 69 Prozent der Ungarn die gemeinsame europäische Währung des Euro wünschen, dies ist eine zweithöchste Zustimmung nach Rumänien (75 Prozent). Eurobarometer unteruschte Länder, die den Euro noch nicht als Währung verwenden, nämlich Bulgarien, die Tschechische Republik, Kroatien, Ungarn, Polen, Rumänien und Schweden. In sechs Ländern befürchtet die Mehrheit der Befragten Preissteigerungen nach der Einführung des Euro. Eine Ausnahme bildet nur Ungarn, wo die Mehrheit der Meinung ist, dass die Währungsumstellung nicht unbedingt zu höheren Preisen führen würde.

(Quellen: porfolio.hu, napi.hu, ec.europa.eu, Beitragsbild: Dániel András Vargha)