Ein liberaler Medienexperte und ein streitbarer rechtsorientierter Publizist sind gleichermaßen der Meinung, dass Ministerpräsident Viktor Orbán einer Fernsehdebatte mit dem Spitzenkandidaten der Opposition, Péter Marki-Zay, im Vorfeld der für April angesetzten Wahlen nicht zustimmen werde. Presseschau von budapost.de.
In Heti Világgazdaság macht Gábor Polyák geltend, dass die Öffentlichkeit sehr an einem Streitgespräch zwischen den beiden Spitzenkandidaten vor den Wahlen interessiert wäre. Dabei weist er darauf hin, dass eine ähnliche Debatte vor den Vorwahlen der Opposition eine rekordträchtige Einschaltquote verzeichnet habe. Und das, obwohl den oppositionsnahen Sender ATV als damaligem Gasthörer lediglich von ans Kabel angeschlossene Haushalte sehen könnten. Es sei 2021 die am 13. meistgesehene Sendung aller ungarischen Fernsehprogramme gewesen.
Dennoch hält Polyák es für nachvollziehbar, dass der Ministerpräsident nicht bereit sei, einer Debatte mit Márki-Zay zuzustimmen. Eine solche Sendung würde nämlich an sich schon die Botschaft vermitteln, dass er die Wahl durchaus verlieren könne und nicht von Gott oder der Vorsehung zum ungarischen Ministerpräsidenten gemacht worden sei. Außerdem würde eine solche Debatte verdeutlichen, dass der Fidesz über kein Programm verfüge und eine „intuitive Regierungsführung“ praktiziere, so Polyák.
In seinem wöchentlichen Demokrata-Leitartikel notiert András Bencsik, dass Márki-Zay eine leichtgewichtige Persönlichkeit sei und im Falle eines Sieges der Opposition ihn der DK-Vorsitzende Ferenc Gyurcsány niemals zum Ministerpräsidenten wählen lassen würde. Nach einer möglichen Niederlage hingegen wäre er ein farbloser Abgeordneter, hinter dem nicht einmal eine Parlamentsfraktion stünde. Deshalb, so fährt Bencsik fort, hätte Ministerpräsident Orbán gar kein Interesse daran, ihn auf eine gleichberechtigte Ebne zu heben. Öffentliche Debatten neigten dazu, die Positionen der Kandidaten einander anzugleichen. Folglich fände Bencsik es höchst irrational von Seiten des Ministerpräsidenten, würde er einem solchen Fernsehduell zustimmen.
(Via: budapost.de, Titelbild: MTI / Facebook)