Ungarn könnte die Rolle eines „Eisbrechers“ zwischen Russland und dem Westen einnehmen, sagte Ministerpräsident Viktor Orbán am Freitag in seinem gewöhnlichen Interview mit dem staatlichen Kossuth-Radio. In Bezug auf seinen jüngsten Besuch beim russischen Präsidenten Wladimir Putin erklärte Orbán, „Ungarn will gute Beziehungen zu Russland unterhalten und gleichzeitig Mitglied der NATO und der Europäischen Union sein, wodurch sich das ungarische Modell völlig von den meisten EU-Ländern unterscheidet.“ Der Ministerpräsident sprach außerdem über die Epidemie sowie über die angebliche Absicht der EU, „eine staatliche Organisation ähnlich dem römisch-deutschen Reich aufzubauen“.
Orbán bezeichnete seinen Moskau-Besuch erneut als „eine Friedensmission“ und wies darauf hin, dass nach seinem Treffen mit Putin auch der deutsche Bundeskanzler und der französische Präsident in naher Zukunft Moskau besuchen werden. Der Premierminister betonte zugleich, dass die Ziele der Regierung erreicht werden konnten, da „gute Vereinbarungen zu russisch-ungarischen Fragen getroffen wurden“. Das Treffen hat sich jedoch auf die militärischen Spannungen zwischen der Ukraine und Russland konzentriert.
Und da unser Land Mitglied der NATO und der EU ist, sind wir Teil dieses Konflikts
sagte er.
Related article
Orbán: "Mit russischem Gas können Versorgungsrechnungen niedrig gehalten werden"Nach einem fünfstündigen Gespräch mit Präsident Wladimir Putin am Dienstag in Moskau erklärte Ministerpräsident Viktor Orbán, dass die Gespräche über eine Erhöhung der langfristigen russischen Gaslieferungen an Ungarn um eine Milliarde Kubikmeter pro Jahr vorankommen können.Weiterlesen
Es gibt auch andere Länder, die dies versuchen, zum Beispiel Deutschland und Russland, die gute Wirtschaftsbeziehungen zueinander haben, erklärte Orbán und fügte hinzu, dass auch die Franzosen ihre Beziehungen zu Russland nach ihrem eigenen Modell aufbauen.
Wenn die Situation eisig wird, braucht man Länder wie Ungarn, denn wir sind in der Lage, das Eis zu brechen. Wir werden noch lange, lange Gespräche mit dem russischen Präsidenten führen
betonte Orbán.
Die Gespräche dauerten fünf Stunden, und es ist schwierig, so lange „vernünftig“ zu sein, sagte der Premierminister und fügte hinzu, dass „während wir ein sehr schlechtes Verhältnis zur Sowjetunion hatten, wir jetzt doch eine bessere Zusammenarbeit mit den Russen aufbauen können“.
Laut Orbán kamen die Ausländer unter den linken Regierungen immer ins Land, um etwas wegzunehmen, während sie jetzt Kapital und Investitionen nach Ungarn bringen wollen.
Ungarn ist ein souveränes Land und es hat in der internationalen Politik Gewicht.
Ziel ist es weiterhin, so Orbán, Energieunabhängigkeit für Ungarn zu schaffen, und dazu braucht Ungarn den Bau des Kernkraftwerks Paks 2 und eine große Solarinvestition, die die Regierung bereits vorbereitet hat.
Russisches Gas ist der Schlüssel zur Aufrechterhaltung des ungarischen Energiesystems
Der Außen- und Handelsminister hat über 4,5 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr für fünfzehn Jahre mit den Russland vereinbart und die Möglichkeit, diese Menge um eine weitere Milliarde zu erhöhen.
In Westeuropa gehen die Gasspeicher aus und sie können nicht genug Gas kaufen, weil sie keinen langfristigen Vertrag haben. Ungarn kann seine Energiepreise durch das Abkommen mit Russland schützen
Ungarn ist auf dem Weg, das erste Land in Europa zu werden, das seine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bis zum Jahr 2030 auf höchstens 10 Prozent des Energiemixes reduziert
betonte der Ministerpräsident. Laut Orbán sei Ungran „schon jetzt ein Klima-Champion“.
Auf die Frage, ob es möglich sein wird, Sputnik-Impfstoffe in Ungarn zu produzieren, sagte Orbán, dass „wir kurz davor stehen“. Beide Seiten haben den Willen dazu, aber rechtlich ist es keine einfache Frage. Voraussetzung dafür ist, dass der Standort unserer Impfstofffabrik in Debrecen bis Ende des Jahres betriebsbereit sein muss.
Wir bauen in Debrecen eine Fabrik, in der alle in Ungarn verwendeten Impfstoffe hergestellt werden können
so Orbán.
Ihm zufolge werden Sputnik und Sputnik Light in der Welt sehr gefragt sein, schon heute mehr, als die Russen produzieren können. Deshalb suchen sie nach Produktionsstätten. „Falls die Epidemie weitergeht können wir gemeinsam mit ihnen Sputnik-Impfstoffe produzieren“.
Related article
EU-Kommission: EU-Gelder werden bis Korruptionsbekämpfung zurückgehaltenWie wir bereits berichtet haben, hat die Europäische Union beschlossen, Polen und Ungarn die Mittel zur Bekämpfung des Coronavirus vorzuenthalten.Weiterlesen
EU will ein Imperium aufbauen, Ungarn will die Nationen beibehalten
Orbán sagte auch, dass Brüssel seine eigenen Befugnisse ausweiten wird, solange die Mitgliedstaaten dies tolerieren. Ihm zufolge haben viele Bürokraten die Vorstellung, dass die EU eine staatliche Organisation ähnlich dem römisch-deutschen Reich werden sollte. Laut Orbán sei es doch immer im Interesse der Ungarn gewesen, kein Imperium auf dem Kontinent zu errichten.
Unser Interesse ist es, ein Europa der Nationen zu erhalten
Der Ministerpräsident sagte, Brüssel erpresse Ungarn nun, indem es Mittel des Wiederaufbaufonds zurückhalte und versuche, uns dazu zu bringen, bestimmte Gesetze zu ändern, z. B. das Gesetz zum Schutz von Kindern.
Coronavirus: „Ich schlage nicht vor, die Sektkorken knallen zu lassen“
Abschließend sagte der Premierminister zur Lage der Epidemie: „Ich sehe, dass die Unruhe und die große Angst allmählich nachlassen, aber gleichzeitig müssen wir immer noch vernünftig sein: „Ich schlage nicht vor, dass wir den Champagnerkorken schon jetzt knallen lassen“, denn Omikron ist immer noch präsent.
Related article
Kanzleramtsminister: "Impfpässe werden bis zum 1. Mai schließlich auch mit zwei Impfungen gültig sein""Weder Brüssel noch die EU-Mitgliedsstaaten haben die bestehenden Reisebestimmungen aufgrund des Auftretens der Omikron-Variante verschärft, und die Regierung will nicht, dass die Ungarn strengeren Regeln unterworfen sein würden als andere EU-Bürger" begründete Gergely Gulyás die Entscheidung.Weiterlesen
Es ist zwar nicht so schädlich wie die früheren Varianten, so Orbán, sollte aber nicht auf die leichte Schulter genommen werden, weshalb Impfungen nach wie vor wichtig sind. Der Impfstoff steht zur Verfügung und das Virus wird schwächer, was die derzeitige Situation für die Menschen erträglicher macht. Aus diesem Grund konnten wir die Frist für die Ausstellung des Impfausweises bis zum 1. Mai verlängern, so Orbán schließlich.
(Via: mti.hu, magyarnemzet.hu, Titelbild: MTI – Fischer Zoltán)