Ein linker Kommentator ist der Meinung, dass die ungarische Regierung nach der Forderung von Präsident Putin, die NATO solle sich aus Osteuropa zurückziehen, nicht länger zwischen den Fronten stehen könne. Ein regierungsfreundlicher Kommentator wirft denjenigen Verrat vor, die sich an die Seite der Ukraine gestellt haben. Presseschau von budapost.de.
Nach Einschätzung von Népszava-Autor Róbert Friss könne die ungarische Regierung angesichts der Forderung des russischen Präsidenten, die NATO müsse sich aus den Ländern des ehemaligen Warschauer Paktes zurückziehen, nicht länger zwischen Ost und West herum lavieren. Sie könne auch nicht versuchen, gute Beziehungen zu Russland zu unterhalten, während sie gleichzeitig Mitglied der NATO und der EU sei. Der linke Publizist fordert die ungarische Regierung zu einem Appell Richtung Moskau auf, wonach Russland die territoriale Integrität der Ukraine zu respektieren habe. Damit würde sie demonstrieren, dass sie Teil des Westens sei und nicht erneut der russischen Interessensphäre zugehören wolle.
Kristóf Trombitás notiert: „Eine Parteinahme für die Ukraine ist Verrat.“ In einem Beitrag für das regierungsnahe Portal Pesti Srácok äußert der Kolumnist Verständnis dafür, dass viele Ungarn starke gegen Russland gerichtete Gefühle hegten. Doch sollte sich die Politik an den gegenwärtigen Realitäten orientieren und nicht an historischen Klagen. Russland sei kein imperialer kommunistischer Staat mehr, sondern ein Land des Ostens, das „Normalität“ und konservative Werte gegen „all den aus dem Westen stammenden Müll“ verteidige.
Was die geopolitische Krise angeht, so stimmt Trombitás mit Präsident Putin darin überein, dass die NATO mit ihrer zu weiten Ausdehnung Richtung Osteuropa ihr Versprechen gebrochen habe. Folglich sei es absolut keine Überraschung, dass Russland die Ukraine zumindest als Pufferstaat behalten wolle. Sich auf die Seite der Ukraine zu schlagen, sollte als Verrat betrachtet werden, da eine solche Haltung Ungarns Interesse an einer sicheren Gasversorgung aus Russland sowie die Anliegen der Magyaren in der Karpaten-Ukraine gefährde, die von der ukrainischen Regierung systematisch unterdrückt würden, so Trombitás abschließend.
(Via: budapost.de, Titelbild: MTI/Kreml)