Auf der ganzen Welt feiert man den "Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" am 27. Januar, da genau an diesem Tag 1945 das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit wurde. Weiterlesen
Ungarische, vatikanische und israelische Diplomaten waren bei der ersten Vorführung eines neuen Dokumentarfilms über das Leben der in Ungarn geborenen Holocaust-Überlebenden Edith Bruck am Dienstagabend im ungarischen Kulturinstitut in Rom vertreten. Auch Papst Franziskus schickte eine Botschaft zu diesem Anlass.
Vor der Premiere sagte Edith Bruck, dass sie seit Jahrzehnten in die Schulen gehe, weil junge Menschen wissen müssen, was passiert sei und wie. Damit soll sichergestellt werden, dass so etwas nie wieder geschieht, und zwar nirgendwo.
Das größte Problem bestehe ihrer Meinung nach darin, dass die Erinnerungen und das Zeugnis innerhalb der Familien verschwunden sind, „die Welt ist innerhalb und außerhalb der Familien geteilt, es gibt keine Kommunikation in der Welt der Kommunikation.“
Zu ihrer engen Beziehung zu Papst Franziskus sagte sie, dass sie ihm vor dem Besuch des Kirchenoberhaupts in Budapest im vergangenen Jahr ungarische Gedichte vorlas, die sie ins Italienische übersetzt hatte.
„Ich bin sicher, dass ich vor seinem geplanten Besuch in Ungarn in diesem Jahr noch einmal mit ihm sprechen werde“,
sagte Edith Bruck.
Im Laufe des Abends wurde ein Brief von Papst Franziskus verlesen, in dem er schreibt, dass Edith Bruck trotz ihres Leidens die Schönheit des Lebens, die Würde, die Geschwisterlichkeit und den interreligiösen Dialog verkündet.
Der 60-minütige Dokumentarfilm Edith wurde mit Unterstützung der Union der Jüdischen Gemeinden in Italien (UCEI), der Shoah-Museumsstiftung in Rom, des Vatikanischen Dikasteriums für Kultur und Bildung, des Bürgermeisteramtes in Rom und des Ungarischen Instituts der italienischen Hauptstadt, Collegium Hungaricum, gedreht.
Der Film beginnt mit Ausschnitten aus einem früheren ungarischen Dokumentarfilm des Regisseurs László B. Révész aus dem Jahr 1982, der den Titel Der Besuch trägt: Edith Bruck kehrte an den Ort ihrer Kindheit in Tiszakarád zurück, von wo sie und ihre Familie deportiert worden waren. Im Alter von dreizehn Jahren wurde sie nach Auschwitz-Birkenau und in andere Lager geschickt, die nur sie und ein Bruder überlebten.
Der neue Dokumentarfilm verfolgt Edith Brucks Leben von ihren Jahren in Israel bis zu ihrer Übersiedlung nach Italien im Jahr 1954, ihrer Ehe mit dem italienischen Regisseur Nelo Risi, ihrer literarischen und filmischen Arbeit und ihrer Verbundenheit mit Rom, das sie als ihre Heimat betrachtet.
Edith Bruck hat die Werke von Attila József, Miklós Radnóti und Gyula Illyés ins Italienische übersetzt.
Ihre Holocaust-Erinnerungen Verlorenes Brot, die 2021 mit dem italienischen Literaturpreis Premio Viareggio ausgezeichnet wurden, erschienen 2022 auf Ungarisch.
Edith Bruck ist auch in Italien als Holocaust-Überlebende und Intellektuelle bekannt: Im Januar 2021 veröffentlichte sie in der Tageszeitung des Heiligen Stuhls L’Osservatore Romano ihre Erinnerungen und wurde von Papst Franziskus in ihrem Haus in Rom besucht. Damals dankte das Kirchenoberhaupt Edith Bruck für ihr Zeugnis über die Nazizeit. Letztes Jahr, ebenfalls am Gedenktag, trafen sie sich im Gästehaus St. Martha im Vatikan, wo der Papst wohnt.
Der Dokumentarfilm Edith (Regie: Michele Mally, nach einem Thema von Edith Bruck und Giovanna Boursier, Drehbuch: Giovanna Boursier, 3D Productions, 2023) wird am Mittwochabend im italienischen Fernsehen La7 ausgestrahlt.
Via MTI Beitragsbild: Liceo raffaello Facebook