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Holocaust-Gedenktag: Papst empfing ungarischstämmige Überlebende Edith Bruck

Ungarn Heute 2022.01.28.
FIZETŐS

Papst Franziskus hat am Holocaust-Gedenktag am Donnerstag die ungarische Schriftstellerin Edith Bruck im Vatikan empfangen, die den Holocaust als Kind überlebte. Es war jedoch nicht ihre erste Begegnung. Auf der ganzen Welt feiert man den „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ am 27. Januar, da genau an diesem Tag 1945  das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit wurde. 

Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat die 90-jährige Schriftstellerin im Haus der heiligen Martha empfangen. Beim einstündigen Treffen haben sie betont, dass es sehr wichtig sei, die Lehre aus der Vergangenheit den Jugendlichen weiterzugeben, damit dieselben Tragödien nicht wieder passieren.

Papst Franziskus besucht ungarische Holocaust-Überlebende
Papst Franziskus besucht ungarische Holocaust-Überlebende

Papst Franziskus hat Edith Bruck, eine ungarischen Schriftstellerin, die den Holocaust überlebt hat, in ihrem römischen Haus persönlich besucht, teilte das Büro des Heiligen Stuhls am Samstag mit. Während des einstündigen Besuchs sprachen die beiden über die Zeit, die Bruck in den Konzentrationslagern verbracht hatte, sowie über die Ängste und Hoffnungen der Gegenwart und die […]Weiterlesen

Papst Franziskus hat die Schriftstellerin im Februar letzten Jahres in ihrer Wohnung in Rom aufgesucht, um sich im Namen der Menschheit bei ihr für die Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg zu entschuldigen.

Edith Bruck wurde 1931 im ostungarischen Tiszakarád in eine jüdischen Familie geboren, ihre gesamte Familie wurde im Zweiten Weltkrieg deportiert. Sie wurde in mehrere Konzentrationslager untergebracht, darunter in Auschwitz, Dachau und Bergen-Belsen. Ihre Mutter starb in Auschwitz, ihr Vater in Dachau. Die seit 1955 in Italien lebende Schriftstellerin wurde 2021 bei der Vergabe des Strega-Preises für ihr Buch „Verlorenes Brot“ zu einer der fünf besten Schriftsteller Italiens gewählt. Im Juli wurde sie für die Verbreitung und den Schutz der italienischen Sprache zur Vizepräsidentin der italienischen Sprachgesellschaft Dante Alighieri ernannt, und im August ist sie eine der Gewinnerinnen des Literaturpreises Viareggio-Repaci geworden.

„Meine Bücher sind alle unter Schmerzen entstanden“, sagt sie über sich selbst. Ihr erstes Buch „Chi ti ama così“ („Wer liebt dich so“) ist ein Geständnis über ihre Kindheit, den Krieg, das Lager, die Flucht. Es wurde sogar als „das Tagebuch der Anna Frank, die überlebt hat“ bezeichnet. Nach zwanzig Jahren fühlte sie sich stark genug, um in ihr Heimatdorf zurückzukehren. Dieser Besuch ist in einer Erzählung festgehalten (die auch verfilmt wurde), die zusammen mit zwei anderen Erzählungen in „Due stanze vuote“ („Zwei leere Räume“) veröffentlicht wurde. Sie hat zahlreiche Romane und Kurzgeschichten geschrieben und die Werke mehrerer ungarischer Autoren ins Italienische übersetzt, darunter Attila József, Miklós Radnóti und Gyula Illyés.

Nach dem Leben im Lager suchte sie einen Ort, an dem sie sich niederlassen konnte, und Israel schien die Lösung zu sein, wo viele Überlebende in jenen Jahren eine Heimat fanden. Im Jahr 1948, im Alter von sechzehn Jahren und bereits verheiratet, wählte sie Israel als ihre Heimat, wo sie bis 1954 lebte. Dann zog sie nach Italien und wurde Schriftstellerin.

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Die Vereinten Nationen haben 2005 den 27. Januar zum internationalen Gedenktag der Opfer des Holocaust ernannt, weil das KZ Auschwitz an diesem Tag im Jahre 1945 befreit wurde.

(Titelbild: MTI/EPA/Vatikanpresse)