20 Jahre nach seiner Einführung ist der Euro umstritten. Das Freiburger Forschungszentrum „cep“ hat mit einer synthetischen Kontrollmethode analysiert, welche Staaten vom Euro profitiert, welche Einbußen erlitten haben. Aus der Analyse kommt heraus, dass Deutschland von der Euro-Einführung bei weitem am meisten profitiert hat: von 1999 bis 2017 in Höhe von fast 1,9 Billionen Euro. Die größten Verlierer seien Griechenland und Italien.
„Wie hoch wäre das Pro-Kopf-BIP eines bestimmten Euro-Staates, wenn er den Euro nicht eingeführt hätte?“ – lautet die Frage, die von dem Forschungszentrum noch Anfang des Jahres, zum 20. Jubiläum der Einführung der gemeinsamen Währung gestellt wurde.
Die Analyse erinnert gleich daran, dass der Euro seine erste Krise noch im Jahre 2009 erlitten habe. Auf dem Höhepunkt dieser Krise, Mitte 2012 benötigten fünf von damals 17 Euro-Staaten – Griechenland, Irland, Spanien, Portugal und Zypern – Finanzhilfen. Die Situation beruhigte sich erst, als der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi versprach, dass die EZB alles tun werde, um die Währungsunion zu erhalten. Ein Auseinanderbrechen des Euros konnte so gerade noch verhindert werden.
Der Studie zufolge ist das Problem mit dem Euro darauf zurückzuführen, dass einzelne Euro-Staaten ihre Währung nicht mehr abwerten können, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. In der Zeit vor der Euro-Einführung war dies ein übliches Mittel – so „cep“.
Das heißt, dass das Hauptproblem für die Länder es gewesen sei, dass sie in den Jahrzehnten vor der Euro-Einführung ihre Währungen jeweils kräftig abgewertet hätten, womit sie wettbewerbsfähig geblieben seien. Nun müssten sie stattdessen Strukturreformen durchführen, was gerade Italien sehr schwerfällt.
Wie sieht es in Zahlen aus? Die Studie zeigt:
„Deutschland hat von der Euro-Einführung bei weitem am meisten profitiert: von 1999 bis 2017 in Höhe von fast 1,9 Billionen Euro. Dies entspricht rund 23.000 Euro je Einwohner. Daneben … nur noch die Niederlande … Griechenland … in den ersten Jahren … In allen anderen untersuchten Staaten hat der Euro zu Wohlstandseinbußen geführt: in Frankreich in Höhe von 3,6 Billionen Euro, in Italien sogar in Höhe von 4,3 Billionen Euro. Dies entspricht in Frankreich 56.000 Euro, in Italien 74.000 Euro je Einwohner.“
Tabelle 1 zeigt für jeden der untersuchten Euro-Staaten, um wieviel Euro dessen BIP im Jahr 2017 pro Einwohner (Spalte 2) und insgesamt (Spalte 3) höher bzw. niedriger ausgefallen wäre, wenn er den Euro nicht eingeführt hätte.
Die Analyse fokussiert auf Länder, wo genug viel Zeit seit der Einführung des Euros vergangen sind. Daran nahmen sieben der elf Mitgliedstaaten teil, die 1999 die Eurozone gegründet hatten (Deutschland, Niederlande, Belgien, Frankreich, Spanien, Italien, Portugal) und noch Griechenland, das sich zwei Jahre später angeschlossen hat. Aus einem ausführlicheren Länderporträt ergab sich, dass Deutschland mit Ausnahme von 2004 und 2005 jedes Jahr von der Euro-Euinführung profitiert, besonders seit der Euro-Krise.
Als die größten Verlierer der Euro-Einführung bezeichnet die Untersuchung zwar Griechenland und Italien, Frankreich gehört auch zu ihnen.
In beiden untersuchten Staaten hat der Euro zu Wohlstandseinbußen geführt: in Frankreich in Höhe von 3,6 Billionen Euro, in Italien sogar in Höhe von 4,3 Billionen Euro. Dies entspricht in Frankreich 56.000 Euro, in Italien 74.000 Euro je Einwohner.
Zwei Drittel der Ungarn würden Einführung des Euro begrüßen
Die jüngsten Umfragen über eine mögliche Einführung des Euro zeigen ein interessantes Bild: Die Mehrheit der Menschen in Ländern außerhalb der Eurozone würde die Einführung der europäischen Währung begrüßen, bestätigt eine Eurobarometer-Umfrage, die vor kurzem in Brüssel veröffentlicht wurde.
In dem Bericht heißt es, dass die Unterstützung der Befragten für die gemeinsame Währung in Ungarn 66% betrug, die höchste in der Gruppe der sieben Länder. Im Durchschnitt würden 55% der Bevölkerung der Gruppe eine sofortige und 42% eine frühzeitige Einführung des Euro unterstützen, heißt es in dem Bericht. 56% der Befragten in den sieben Ländern gaben an, dass die gemeinsame Währung einen guten Einfluss auf die Volkswirtschaften hat, die bereits der Währungsunion beigetreten sind.
Die Umfrage wurde in Bulgarien, Kroatien, der Tschechischen Republik, Ungarn, Polen, Rumänien und Schweden durchgeführt.
Die Euro-Einführung in Ungarn
Eine mögliche Einführung der europäischen Währung in Ungarn kommt jetzt nicht in Frage, es ist kein Zieldatum festgelegt – dies sagte selbst Ministerpräsident Viktor Orbán Anfang des Jahres. Diesen Stand bestätigte der Gouverneur der Ungarischen Nationalbank auch György Matolcsy schon mehrmals.
(Via: cep.eu, euro-anwaerter.de, Beitragsbild: Pijon – Pixabay)