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Hagia Sophia in Istanbul

Im zweiten Teil unserer Serie über ungarische Denkmäler in der Türkei besuchen wir die größte und bekannteste Stadt des Landes, Istanbul. In der knapp zwanzig Millionen Einwohner zählenden Metropole haben seit der byzantinischen Zeit ungarische Persönlichkeiten gelebt und gewirkt – eine Tatsache, die den türkischen Einwohnern offenbar mehr bewusst ist als den Ungarn selbst.

Bosporus, Istanbul. Foto: Hungary Today

Die Stadt, die sich über die Straße des Bosporus von Europa nach Asien erstreckt, ist eine pulsierende Metropole mit einer jahrtausendealten Geschichte, und es wäre unmöglich, alle bemerkenswerten Kontakte mit den „Magyaren“ aufzuzählen. Wir werden jedoch einen Blick auf die spektakulärsten historischen Denkmäler werfen, über die sich einige unserer Leser informieren oder die sie in Zukunft vielleicht sogar besuchen möchten.

Die Saint-Benoit-Schule. Foto: Hungary Today

Das Kloster St. Benedikt (Saint Benoit) im Zentrum Istanbuls war für mehr als eineinhalb Jahrhunderte die Ruhestätte eines der größten Namen der ungarischen Geschichte. Nach seinem Tod im Jahr 1735 in Tekirdağ (Rodostó) wurden die sterblichen Überreste von Fürst Franz II. Rákóczi in die kleine Kirche im Inneren des mittelalterlichen Klosters übertragen.

Die Rákóczi-Kapelle. Foto: Hungary Today

Seine sterblichen Überreste wurden hier zusammen mit denen seiner Mutter Helena Gräfin von Serin (Zrínyi Ilona) aufbewahrt. Mit Erlaubnis des Habsburger Kaisers Franz Joseph wurden ihre sterblichen Überreste schließlich 1904 in das Gebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie überführt. Heute befinden sich ihre Gräber im gotischen Dom von Kaschau (Kassa, Košice, heute Slowakei).

Foto: Hungary Today

Die katholische St. Benedikt-Kirche. Foto: Hungary Today

Als Nächstes steht die Erinnerung an einen der wichtigsten Beiträge der Ungarn zu Istanbul auf dem Programm. Unzählige Male wurde die Stadt durch Brände verwüstet, Menschenleben und unersetzliche historische Denkmäler fielen den Flammen zum Opfer. Lernen Sie Graf Eduard (Ödön) Széchenyi kennen, oder Széchenyi Pascha, wie er hier genannt wird.

Porträt des Grafen Eduard Széchenyi. Foto: Hungary Today

Der junge Eduard zog im Alter von 21 Jahren nach Pest, wo er in fast allen Bereichen des Verkehrswesens arbeitete. 1862 reiste er zur Weltausstellung nach London, wo er bei einem Besuch der Londoner Feuerwehr mit der organisierten Brandbekämpfung in Berührung kam. Nach der Weltausstellung bemühte sich Széchenyi den Brandschutz in Ungarn zu organisieren, und 1863 wurde der Budapester Verein der Freiwilligen Feuerwehr gegründet. Graf Ödön Széchenyi wurde der erste Präsident des Ungarischen Nationalen Feuerwehrvereins, der in den frühen 1870er Jahren gegründet wurde. Bereits 1869 schlug er die Einrichtung einer städtischen Berufsfeuerwehr vor.

Eingang zum Feuerwehrmuseum. Foto: Hungary Today

Als er im Juni 1870 in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, weilte, war er gerade nach einem verheerenden Brand angekommen. Die Botschaften besuchten den türkischen Hafen, um eine reguläre Feuerwehr zum Schutz der Stadt zu organisieren. Da Széchenyi vor Ort war, bot er seine Hilfe bei der Einrichtung von Berufs- und Freiwilligenfeuerwehren nach ungarischem Vorbild an. Anfang 1874 drängten die ausländischen Botschaften bereits sehr stark auf die Einrichtung einer Feuerwehr, und ihr Kandidat war Széchenyi, dessen Name zu diesem Zeitpunkt in ganz Europa bekannt war. Der Sultan beauftragte Széchenyi, unter seiner Organisation eine türkische Feuerwehr nach ungarischem Vorbild zu gründen. Unter schwierigen Umständen und mit vielen Vorurteilen, Schwierigkeiten und finanziellen Problemen belastet musste er eine Mannschaft zusammenstellen und die Feuerwehr ausrüsten. Er baute eine Feuerwache und einen Übungsplatz. Die Arbeit nahm so viele Jahre in Anspruch, dass der Graf schließlich in Konstantinopel blieb.

Foto: Hungary Today

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Selbst im hohen Alter ging Graf Séchenyi noch zu Bränden und kümmerte sich um deren Löschung. Er wurde von mehreren türkischen Sultanen geehrt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Beförderungen. Er soll der erste Christ gewesen sein, der den Titel eines Paschas erhielt, ohne zum Islam konvertieren zu müssen.

Foto: Hungary Today

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Eduard Széchenyi starb im Jahr 1922 und wurde in Istanbul begraben. Jedes Jahr an seinem Todestag versammeln sich Istanbuler Feuerwehrleute an seinem Grab, um seinen Dienst an der Stadt zu würdigen.

Der Khedivenpalast, Istanbul. Foto: Hungary Today

In den grünen Vororten der Stadt, mit Blick auf das Meer, kann man noch immer die Sommerresidenz des türkischen Vizekönigs von Ägypten Abbas II. (1892-1914), den Khedivenpalast, besuchen. Die ungarische Verbindung zum Palast besteht darin, dass die zunächst heimliche ungarische Ehefrau von Sultan Abbas, Djavidan Hanum, geborene May (Marianna) Török von Szendrő, die Entwicklung des Palastes bis hin zur Innenausstattung überwachte. Sie entwarf auch die Gestaltung der Gärten, einschließlich der Anpflanzung der Bäume, des Rosengartens und der gewundenen Waldwege.

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Der nächste Punkt auf unserer Tour war das Liszt-Institut, das als ungarisches Kulturzentrum in Istanbul dient. Auf seiner Website https://www.turkmagyarizi.com/magyar.html listet das Institut die wichtigsten ungarischen Denkmäler auf. Das Institut bietet eine Vielzahl von Kulturprogrammen für seine türkischen und anderen Besucher an, von der Organisation von gastronomischen Erlebnissen bis hin zu Kunstausstellungen und Sprachkursen. Aufgrund der zahlreichen historischen Verbindungen und der gegenwärtigen positiven Beziehungen zwischen Ungarn und der Türkei kann das Institut mit starker Rückendeckung arbeiten, sein Direktor und seine Mitarbeiter suchen jedoch ständig nach neuen Wegen, um die ungarische Kultur in einer sich schnell verändernden Gesellschaft zu präsentieren.

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Wie bereits berichtet, feiern wir dieses Jahr den 200. Geburtstag unseres Nationaldichters Sándor Petőfi. Das Institut begeht diesen Jahrestag derzeit mit einer Ausstellung von Gemälden des türkischen Künstlers Haydar Özay.

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In der Eingangshalle des Liszt-Instituts befindet sich neben dem allgegenwärtigen Rubik-Würfel auch eine Ausstellung von Grafiken, die die Heldentaten des bekannten Volkshelden János Háry aus der von Zoltán Kodály komponierten Oper darstellen. Die Geschichte beschreibt die Heldentaten eines Bauernjungen, der zum Soldaten wird und die napoleonische Armee besiegt.

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Es gibt zahlreiche Spuren unseres Zusammenlebens, aber auch von Kriegen, die wir gegeneinander geführt haben, wie die Szenen auf einigen Gemälden im Harbiye-Militärmuseum zeigen.

Die Eroberung der Burg von Buda (Ofen) durch osmanische Truppen im Jahr 1541.

Foto: Hungary Today

„Friede dem Vaterland, Friede der Welt“, lautet die Inschrift in ungarischer Sprache hinter einer Kanone aus dem 19. Jh.

Foto: Hungary Today

Eine Büste des österreichisch-ungarischen Kaisers Franz Joseph mit einem aus Schusswaffen gefertigten Möbelstück, das der habsburgische Herrscher dem Sultan Abdülhamid II. schenkte.

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Die Schlacht von Mohács (1526), wie sie der Maler Stanisław Chlebowski dargestellt hat, ist einer der tragischsten Momente der mittelalterlichen ungarischen Geschichte, der Beginn einer Reihe von Fremdherrschaften, die praktisch bis zum Ende des Ersten Weltkriegs andauerten.

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Die Schlacht von Mohács muss einen unauslöschlichen Eindruck im türkischen Geschichtsbewusstsein hinterlassen haben, wie ein weiteres, mehrere Meter langes Wandgemälde im Museum beweist.

Yedikule Festung. Foto: Hungary Today

Einige derjenigen, die sich der osmanischen Herrschaft widersetzten, waren zu Gast in der Burg der Sieben Türme in Istanbul, die auch als Festung Yedikule bekannt ist. Unter den ungarischen Gefangenen sind die berühmtesten Michael Szilágyi (Onkel von König Matthias Hunyadi), Gregor Bornemissza und Paul Béldi. Der letzte ungarische Gefangene in den Sieben Türmen war zwischen 1698 und 1699 Graf Anton Esterházy de Galántha, kaiserlicher Hussaren-Kommandant.

Einer der Kerker der Festung Yedikule. Foto: Hungary Today

Das wahrscheinlich älteste und größte Denkmal mit ungarischem Bezug in Istanbul ist das ehemalige Pantokrator-Kloster, das heute als Molla-Zeyrek-Moschee dient. Das imposante byzantinische Gebäude verbirgt eine unerwartete Verbindung zu einer unserer größten Königstöchter.

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Die Kirche wurde von einer byzantinischen Kaiserin ungarischer Herkunft in Auftrag gegeben. Die Heilige Eirene (Piroska oder auch Priska, 13. August 1088-1134) war eine ungarische Prinzessin aus der Arpaden-Dynastie, die erstgeborene Tochter des Heiligen Ladislaus (1046-1095), König von Ungarn und dessen Gemahlin Adelheid von Schwaben. Sie war die Ehefrau des byzantinischen Kaisers Johannes II. Komnenos.

Piroska, wurde 1095 im Alter von sieben Jahren zu einer Waise. Im Alter von 16 Jahren zwangen die Interessen des Landes sie zu einem schwierigen Schritt: 1104 (oder 1105) wurde sie mit dem byzantinischen Kronprinzen Johannes II. Komnenos verlobt. Um die Ehe zu vollziehen, musste Piroska zum orthodoxen Glauben konvertieren, worin sie den Namen Eirene (Irene) erhielt. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor. Am byzantinischen Hof empfing Piroska häufig Pilger und Gesandte aus Ungarn ins Heilige Land, kehrte ihrer Heimat nie den Rücken und vermittelte mehrfach zwischen dem Königreich Ungarn und dem Byzantinischen Reich.

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Es ist bekannt, dass sie eines der wichtigsten Klöster von Byzanz (Konstantinopel), das Pantokrator-Kloster, und das daneben errichtete Krankenhaus mit 50 Betten gegründet hat. Letzteres war das Vorbild für den Bau von Krankenhäusern im mittelalterlichen Europa. Sie starb in Kleinasien, als sie ihren Mann auf einem seiner Feldzüge begleitete.

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Das Pantokrator-Kloster wurde auf einer großen Ebene mit Terrassen auf dem Hügel mit Blick auf das Meer und das Goldene Horn errichtet. Es wird angenommen, dass das Gebäude von Kaiser Komnenos nach dem Tod von Eirene im Jahr 1124 fertiggestellt wurde. Der Architekt des Gebäudes ist als Nikeforos bekannt. Das daneben errichtete Krankenhaus hatte schätzungsweise fünfzig Betten und war in fünf Bereiche unterteilt, darunter eine Bibliothek, ein Altersheim, eine medizinische Schule, eine Apotheke und eine natürliche Quelle.

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Geschichtsinteressierte, die der gemeinsamen türkisch-ungarischen Geschichte auf der Spur sind, werden allein in Istanbul genug zu sehen bekommen. Wir für unseren Teil setzen unseren Bericht weiter östlich, in der Nähe der Stadt Izmit, fort.

Ungarische Denkmäler in der Türkei - Teil I.
Ungarische Denkmäler in der Türkei - Teil I.

In den Fußstapfen derer, die für Ungarn Respekt und Bewunderung gewonnen haben.Weiterlesen

Via Hungary Today Beitragsbild: Hungary Today