Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow betonte der ungarische Außenminister, Péter Szijjártó, dass die Regierung die Pflicht habe, die Vollversorgung Ungarns auch inmitten der Energiekrise in Europa sicherzustellen. Aus diesem Grund habe man beschlossen, über die in den langfristigen Verträgen festgelegten Mengen hinaus weitere 700 Millionen Kubikmeter Erdgas zu kaufen, was „ob wir wollen oder nicht, ohne Quellen aus Russland nicht möglich wäre.“
Er fügte hinzu, dass die Auffüllung der Gasreserven planmäßig verlaufe und derzeit bei 27,3 Prozent des Jahresverbrauchs liege, verglichen mit dem europäischen Durchschnitt von 17,3 Prozent. „In normalen Zeiten würde dies ausreichen, es würde uns Sicherheit geben, aber wir alle wissen, dass wir nicht in normalen Zeiten leben, also müssen wir uns noch mehr absichern“, betonte Szijjártó.
Der Außenminister erklärte, Ungarn habe alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die zusätzliche Menge zu erhalten und die finanziellen Mittel zu sichern. „Trotz aller Umstände wollen wir sicherstellen, dass niemand in Ungarn in eine unwürdige oder verletzliche Situation gerät, dass es genug Gas für jeden Ungarn, jede ungarische Familie und jedes ungarische Unternehmen gibt“, sagte er.
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Im September letzten Jahres unterzeichnete die Ungarischen Elektrizitätswerke (MVM) einen langfristigen Vertrag mit Gazprom über die Lieferung von 4,5 Milliarden Kubikmetern russischem Gas pro Jahr. Die Vereinbarung hat eine Laufzeit von 15 Jahren und kann nach 10 Jahren ab Beginn der Umsetzung neu ausgehandelt werden.
„Es liegt im Interesse unserer Länder, die im vergangenen Jahr unterzeichneten langfristigen Verträge über den Export von Erdgas aus Russland vollständig umzusetzen. Unsere Kollegen haben uns heute darüber informiert, dass die ungarische Regierung daran interessiert ist, in diesem Jahr zusätzliche Mengen an Erdgas zu kaufen“, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow auf der Pressekonferenz.
Wir werden unverzüglich über diesen Antrag berichten und ihn prüfen,
so der Politiker.
Der Minister erklärte, dass weder Russland noch Ungarn daran interessiert seien, dass Sanktionen ein Hindernis für die bilaterale Zusammenarbeit darstellten. Er schätzte ein, dass die Gespräche in einer Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens geführt wurden und sehr sachlich und praktisch verlaufen sind.
Laut Szijjártó sei ein weiteres Ziel seiner Reise, in Moskau deutlich zu machen, dass Ungarn so schnell wie möglich Frieden in der Ukraine wolle.
Wir bitten alle, ihr Möglichstes zu tun, um den Krieg so schnell wie möglich zu beenden und den Frieden so schnell wie möglich herzustellen. Wir wollen einen sofortigen Waffenstillstand und Friedensgespräche,
unterstrich er.
Abschließend sagte er, dass es dem nationalen Interesse Ungarns zuwiderlaufen würde, wenn die Welt sich wieder in Richtung „Blockbildung“ bewegen würde.
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Sergej Lawrow erklärte, dass Moskau bereit sei, weitere Erklärungen zu den verschiedenen Aspekten der „Sonderoperation“ gegen die Ukraine abzugeben, und erwartet, dass der Westen die Bedrohung durch die Waffenlieferungen an Kiew versteht. Nach Ansicht des russischen Außenministers ist die Position Brüssels und Washingtons sowie der meisten europäischen Hauptstädte von Einseitigkeit geprägt.
Ich hoffe, dass das Leben uns dazu zwingt, die Tatsachen vorurteilsfrei zu betrachten, auf künstlich erfundene Konfrontationstaktiken und -strategien zu verzichten und uns endlich mit unseren europäischen Problemen auseinanderzusetzen,
sagte er.
via mti.hu, Beitragsbild: offizielle Facebook-Seite von Péter Szijjártó