Ein liberaler Publizist erklärt die Popularität des Fidesz mit einer fortschreitenden Verzweiflung der Wähler. Sein regierungsnaher Kollege notiert, dass der Regimewechsel noch immer nicht abgeschlossen sei, da das kulturelle Leben nach wie vor von linksliberalen Postkommunisten dominiert werde. Presseschau von budapost.de.
Eine Niederlage der Regierung sei solange unwahrscheinlich, wie Ministerpräsident Orbán politisch aktiv bleibe. Diese Ansicht vertritt Zoltán Kovács, Chefredakteur der Wochenzeitung Élet és Irodalom. Der liberale Journalist geht davon aus, dass sämtliche kabinettsinternen Fäden von Ministerpräsident Viktor Orbán gezogen würden. Kovács erklärt den Erfolg der Regierung mit der Fähigkeit Orbáns, seine Basis zu organisieren und zusammenzuhalten, sowie mit dem Umbau des Wahlsystems zugunsten des Fidesz. Das Wahlvolk unterstütze den Fidesz ungeachtet der „undemokratischen Ausrichtung der Regierung, der enormen Korruption und des sinkenden Wohlstands der Durchschnittsungarn“. Zur Begründung schreibt Kovács: Die Menschen hätten die Hoffnung auf Veränderungen verloren und die Regierung habe „ihre Seelen entleert“.
In Magyar Demokrata behauptet András Bencsik, dass der „spirituelle Regimewechsel“ noch immer nicht abgeschlossen sei. 1989 und 1990 hätten binnen einiger Monate politische und juristische Reformen stattfinden können, aber die postkommunistischen Eliten dominierten nach wie vor die Bereiche Kultur und Bildung. Der regierungsnahe Kolumnist zeigt sich allerdings optimistisch, dass die Übernahme der Kultur früher oder später abgeschlossen sein werde und die „aus den späten Kádár-Jahren stammenden“ Eliten ihren Einfluss verlieren würden.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI/Pressestelle des Premiers)