Ein regierungsnaher Kommentator und eine linksorientierte Kollegin bezeichnen die Reaktion des kroatischen Außenministeriums auf die Bemerkung von Ministerpräsident Viktor Orbán, Ungarn könne das russische Erdöl nicht ohne weiteres ersetzen, weil ihm Küste und Häfen weggenommen worden seien, unisono als übertrieben. Presseschau von budapost.de.
Der kroatische Außenminister hat nach Äußerungen von Ministerpräsident Orbán den ungarischen Botschafter in Zagreb einbestellt. In seinem regelmäßigen Interview mit Kossuth Rádió hatte Orbán am vergangenen Freitagmorgen erklärt, dass Ungarn über Pipelines eingeführtes russisches Öl nicht einfach ersetzen könne. „Diejenigen, die ein Meer und Häfen haben, sind in der Lage, Öl mit Tankschiffen zu transportieren. Wenn sie uns nicht weggenommen worden wären, hätten wir auch (ein Meer und einen Hafen)“, so der ungarische Regierungschef in dem Rundfunkinterview. In einer Pressemitteilung interpretierte der kroatische Außenminister den Satz Orbáns als Ausdruck eines „territorialen Anspruchs gegen andere souveräne Länder“.
Mit dem Satz, Ungarn sei seine Küste durch das „Trianon-Diktat“ genommen worden, habe Ministerpräsident Orbán lediglich an eine unbestreitbare historische Tatsache erinnert, notiert Zoltán Veczán auf Mandiner. Der regierungsnahe Kommentator bezeichnet die kroatische Reaktion als deutlich übertrieben. Noch bedauerlicher findet Veczán jedoch, dass sich die einheimische Linke über jede Kritik an der ungarischen Regierung freue und ihr uneingeschränkt zustimme.
Mária Gál von Népszava bezeichnet es als absurd, in die Äußerung von Ministerpräsident Orbán einen territorialen Revisionismus hinein zu interpretieren. Die linke Kommentatorin meint allerdings, dass Orbán unvorsichtig gewesen sei. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges existierten Verschwörungstheorien, die darauf hindeuten würden, dass Ungarn Transkarpatien zurückfordern könnte, erinnert Gál und empfiehlt der Regierung, sie sollte auf die Verwendung historischer Mythen über Großungarn verzichten.
(Via: budapost.de, Titelbild: MTI – Fischer Zoltán)