Ein regierungsfreundlicher Kommentator befürchtet kriegsähnliche Verhältnisse in Ungarn, sollte es seine Ölimporte aus Russland gemäß den Plänen der Europäischen Kommission reduzieren müssen. Presseschau von Budapost.
Nach Angaben von Außenminister Péter Szijjártó kann Ungarn das geplante europäische Einfuhrverbot für russisches Öl „nicht verantwortungsvoll unterstützen“, da das Land 65 Prozent seines Rohölbedarfs aus Russland beziehe. Regierungssprecher Zoltán Kovács erklärte gegenüber CNN, Ungarn werde für die Ersetzung russischen Öls drei bis fünf Jahre benötigen. Bisher hat Budapest alle fünf EU-Sanktionsrunden gegen den Kreml unterstützt.
Ein Stopp der russischen Öllieferungen würde einen extremen Benzinmangel verursachen, der den Straßenverkehr, die Versorgung mit Konsumgütern sowie die Landwirtschaft praktisch zum Erliegen bringen dürfte, warnt Gergely Kiss in Magyar Nemzet. Selbst wenn Ungarn einen Ersatz für das russische Öl finden könnte, würde es Hunderte Millionen Euro und viel Zeit brauchen, um die speziell für die Verarbeitung von sibirischem Rohöl gebaute Haupt-Raffinerie des Landes umzustellen, so der Kommentator der wichtigsten regierungsnahen Tageszeitung. Ein Verbot von russischem Öl würde Ungarn angesichts kriegsähnlicher Zustände wie leeren Regalen und endlos langen Schlangen vor den Geschäften also viel härter treffen als Russland selbst. „Zum Glück haben die Ungarn eine Regierung gewählt, die das nationale Interesse an die erste Stelle setzt“, gibt sich Kiss erleichtert.
(Via: budapost, Titelbild: MTI/EPA/Szergej Ilnyickij)