Der Philosoph János Kis betrachtet die Parlamentswahl im kommenden Jahr als richtungsweisend in dem „100-jährigen Krieg“ zwischen der Linken und Rechten in Ungarn. Auch schließt er einen erdrutschartigen Wahlsieg der Opposition nicht aus. Presseschau von budapost.de.
In einem Leitinterview mit Jelen äußert sich János Kiss, der Gründungsvorsitzende des mittlerweile aufgelösten Bundes Freier Demokraten (SZDSZ). Seiner Ansicht nach verliert der Fidesz zunehmend an Unterstützung, was den Weg für einen Regimewechsel öffnen würde. Die Linke und Rechte in Ungarn hätten sich in den vergangenen hundert Jahren gegenseitig als Feinde betrachtet, erklärt Kis. Und Feinde könnten eine Demokratie nicht am Leben erhalten. Kis, heute einer der führenden Professoren an der Central European University (CEU), glaubt nicht, dass man mit dem Fidesz Frieden schließen könne. Im Gegenteil, die Regierungspartei müsse immer und immer wieder besiegt werden, bis sie entweder einen radikalen Wandel durchlaufe oder auseinanderfalle. Kis wirft den Regierenden vor, sie würden die Pandemie schlecht handhaben und für den Tod von Tausenden von Menschen verantwortlich sein. Dies, so vermutet Kis, werde die Popularität der Regierungspartei weiter schwächen. Auch wenn der Autor seine einstige Partei und die aktive Politik bereits vor 19 Jahren verlassen hat, benutzt er die erste Person Plural bei seiner Einschätzung der oppositionellen Wahlchancen bei der Parlamentswahl im kommenden Frühjahr: „Wenn wir keine allzu großen Fehler machen“, sagt er, dann könnte das Volk einem Regierungswechsel zunehmend wohlwollender gegenüberstehen. Der Philosoph würde nicht einmal eine Zweidrittelmehrheit gegen den Fidesz ausschließen. „2022 kann alles passieren“, lautet das Fazit von János Kiss.
(Via: budapost.de, Bild: MTI – Zsolt Szigetváry)