Nach Beobachtung eines liberalen Kommentators gibt es ungeachtet des angespannten und ins Persönliche reichenden Streitgesprächs zwischen Klára Dobrev und Péter Márki-Zay keine großen ideologischen Unterschiede zwischen den beiden Kandidaten in der von den Oppositionsparteien abgehaltenen Stichwahl. Ein konservativer Kolumnist meint, die Debatte könne der Opposition helfen, ihre Außenwirkung zu verstärken und ihre Basis zu verbreitern. Presseschau von budapost.de.
In der dritten vom Fernsehen übertragenen Debatte der oppositionellen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten – der ersten innerhalb der aktuell laufenden Stichwahl – waren sich die beiden verbliebenen einig, dass die Opposition Einigkeit beweisen müsse, um den Fidesz im April 2022 besiegen zu können. Auch setzten sich Klára Dobrev und Péter Márki-Zay für eine Aussetzung der Verfassung – zumindest jedoch einiger ihrer Bestimmungen – ein, und zwar auch dann, falls die neue Regierung nicht über die dafür eigentlich erforderliche Zweidrittelmehrheit im Parlament verfügen sollte. Vor dem Streitgespräch hatte Márki-Zay den ehemaligen Regierungschef Ferenc Gyurcsány sowie seine Demokratische Koalition der versuchten Erpressung anderer Oppositionspolitiker bezichtigt. Darüber hinaus behauptete er, dass der Fidesz die Kampagne Dobrevs in der Hoffnung auf ihren Sieg bei den Vorwahlen unterstütze. Dobrev warf Márki-Zay wiederum vor, jeden Tag eine neue Lüge zu verbreiten, und fügte hinzu, dass er die Rhetorik des Fidesz übernommen habe, um Ferenc Gyurcsány – den Ehemann Dobrevs – ins Visier zu nehmen.
Gergely Plankó vom Nachrichtenportal 444 vertritt die Auffassung, dass trotz des angespannten persönlichen Wortwechsels die Visionen der Kandidatin und des Kandidaten doch sehr nahe beieinander lägen. Sowohl Dobrev als auch Márki-Zay würden versprechen, die Korruption der amtierenden Regierung zu untersuchen sowie die Verfassung außer Kraft zu setzen. Der eigentliche Streit zwischen den beiden habe sich darum gedreht, wer von ihnen eher in der Lage sei, den Fidesz im April kommenden Jahres zu besiegen, notiert Plankó abschließend.
Für Ervin Nagy ist die Rivalität zwischen Dobrev und Márki-Zay ein Winkelzug, um die Basis der Opposition zu verbreitern. Der konservative Kommentator beschreibt in einem Beitrag für die regierungsnahe Tageszeitung Magyar Hírlap den Plan der Opposition als Arbeitsteilung zwischen Márki-Zay und Dobrev: Er wolle rechte und gegen Gyurcsány gerichtete Wähler umwerben, während sie die Unterstützung der Opposition an der linken Flanke ausweiten möchte. Nagy ist daher der Meinung, dass ihr im Fernsehen übertragener Disput und heftiger Schlagabtausch den Chancen der Opposition bei den Parlamentswahlen im April nicht schaden könnten.
(Via: budapost.de, Titelbild: Péter Márki-Zay’s Facebook Seite)