Während die Presse im benachbarten Rumänien die ungarische Tageszeitung Magyar Nemzet für deren Verteidigung eines rumänischen Offiziellen lobt, der sogar von seiner eigenen Regierung angegangen wurde, ist ein konservativer Kommentator empört über „Versuche internationaler Gremien, Nationalsprachen zu überwachen“. Presseschau von budapost.de.
Skandal in der Champions League: Vergangene Woche wurde das Spiel zwischen Paris Saint Germain und Istanbul Başakşehir abgebrochen und einen Tag später fortgesetzt, nachdem verschiedene Spieler gegen eine ihrer Meinung nach rassistische Bemerkung des aus Rumänien stammenden vierten Offiziellen protestiert hatten. Dieser hatte zuvor dem Hauptschiedsrichter vorgeschlagen, den türkischen Assistenzcoach für eine gegen ihn selbst gerichtete Beleidigung des Platzes zu verweisen. Als der Referee nachfragte, wen genau er gemeint habe, bekam er die Antwort: „Ala negru“, was auf Rumänisch „der Schwarz(haarig)e“ bedeutet. Das rumänische Schiedsrichterteam wurde sofort nach Hause geschickt. Zudem entschuldigte sich der rumänische Minister für Jugend und Sport und verurteilte seinen Landsmann. Die regierungsnahe ungarische Tageszeitung Magyar Nemzet schrieb daraufhin einen wütenden Kommentar, in dem diejenigen kritisiert werden, die den rumänischen vierten Schiedsrichter beschimpften hatten, ohne zu verstehen, was eigentlich passiert war. Dieser Kommentar stieß in den rumänischen Medien auf ein äußerst positives Echo.
Internationale Gremien sollten den Ungarn oder Rumänen nicht vorschreiben, wie sie in ihrer eigenen Muttersprache zu reden hätten, schreibt István Krómer auf Mandiner. Der Kommentator geht gar nicht darauf ein, ob der Assistent des türkischen Trainers afrikanischer Abstammung war oder nicht. (Wie übrigens auch die den rumänischen Schiedsrichter verurteilenden Medien nicht. Auf den Bildern vom skandalösen Spiel ist jedenfalls keine „schwarze“ Person erkennbar – Anm. d. Red.)
Krómer geht es vielmehr um die Frage, warum man den Vereinigten Staaten in ihrem ständig wechselnden Sprachgebrauch nacheifern sollte. Neger sei sogar noch in den 1950er Jahren völlig akzeptabel gewesen; erst in jüngerer Zeit sei es durch das Wort „schwarz“ ersetzt worden, das nach wie vor verwendet werde, zum Beispiel im Namen der Black Lives Matter-Bewegung. Der politisch korrekte Ausdruck laute jedoch „Afroamerikaner“. Aber, so fragt Krómer, wie stehe es um die Bürger der übrigen Staaten? Sollten sie Schwarze „Afro-Franzosen“ oder „Afro-Deutsche“ nennen? Im Rumänischen und im Ungarischen hätten „néger“ oder „negru“ überhaupt keine beleidigenden Konnotationen, betont der Gastkommentator. Wenn heutzutage jemandem Rassismus vorgeworfen werde, müsse sich der Angesprochene rechtfertigen und könne leicht in Ungnade fallen, kritisiert Krómer.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: