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Budapost: Ungarn führt strenges Grenzregime ein

Ungarn Heute 2020.09.01.

Nachdem die Regierung ab 1. September strikte Einreisevorschriften verhängt hat, fragen sich Kommentatoren aller Couleur, ob Ungarn tatsächlich eine zweite Welle der Coronavirus-Pandemie werde vermeiden können. Presseschau von budapost.de. 

Angesichts wieder vermehrt auftretender Corona-Infektionen hat die ungarische Regierung drastische Einreisevorschriften verhängt. Damit soll die Ausbreitung der zweiten Pandemiewelle eingedämmt werden. Vorgesehen ist, dass ab dem 1. September von wenigen Ausnahmen abgesehen ausländische Staatsbürger nicht mehr nach Ungarn einreisen dürfen. Aus dem Ausland zurückkehrende ungarische Staatsbürger müssen sich einer zweiwöchigen Quarantäne unterziehen, es sei denn, sie legen zwei negative Coronavirus-Tests vor. Diese müssen in Ungarn und im Mindestabstand von 48 Stunden vorgenommen worden sein. Am Sonntag war die Zahl der innerhalb von 24 Stunden als neu infiziert getesteten Personen auf den Rekordwert von 292 gestiegen.

Zsombor Kunetz kritisiert die Regierung für die Schließung der ungarischen Grenzen. Patienten in ungarischen Krankenhäusern dürften deutlich wahrscheinlicher mit dem Coronavirus infiziert werden als ins Ausland reisende Personen, notiert der liberale Kolumnist auf 444. Laut Kunetz hat die Regierung die Einreisebeschränkungen erlassen, um zu suggerieren, dass die Pandemie eine externe Bedrohung darstelle und die Ungarn nicht für ihre Ausbreitung verantwortlich seien. Die angekündigten Maßnahmen zielten darauf ab, das stark vom Tourismus abhängige Budapest zu bestrafen, argwöhnt der Autor und resümiert: Alles in allem dürften die Beschränkungen die Ausbreitung des Virus nicht aufhalten und eher Schaden anrichten.

In einem Beitrag des Finanz- und Wirtschaftsportals Portfolio vertreten Gergely Csiki und József Hornyák die Auffassung, dass die Regierung neben der Beschränkung von Grenzübertritten noch weitere interne Maßnahmen ergreifen sollte, um die ungarische Wirtschaft zu schützen. Sollten die Ungarn die Vorkehrungen zur Eindämmung des Virus nicht wirklich ernst nehmen, könne seine Verbreitung auch nicht eingedämmt werden, so die Finanzexperten. Sie fordern die Regierung auf, eher früher als später kleinere Restriktionen zu verhängen – anstatt zu warten, bis das ganze Land wieder in den Lockdown gehen und die Wirtschaft erneut heruntergefahren werden müsse.

Bálint Botond von Pesti Srácok lobt das Kabinett für seine Coronavirus-Maßnahmen. Der regierungsfreundliche Kommentator glaubt, dass Ungarn die Ausbreitung des Virus aufgrund seiner hierzulande geltenden Normen „der geschlossenen Gesellschaft“ besser kontrollieren könnte als die meisten übrigen Staaten Europas. Botond fordert die Ungarn auf, sie mögen weiterhin auf genügenden Abstand sowie andere vorbeugende Maßnahmen achten, um das Virus in Schach halten zu können.

(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI/Zoltán Máthé)