Ein konservativer Kommentator verteidigt den christlichen Geist der Regierungspartei gegen linke Kritiker, während ein anderer die persönlichen Qualitäten des frisch wiedergewählten Parteivorsitzenden Viktor Orbán würdigt. Ein liberaler Kommentator hingegen bezeichnet den Fidesz als eine Partei der Diebe und Dummköpfe. Presseschau von budapost.de.
In Mandiner weist Gergely Szilvay die unter linken Regierungskritikern weit verbreitete Auffassung als haltlos und ignorant zurück, der zufolge der Fidesz nicht wahrhaft christlich sei, weil er Liebe nicht gegenüber allen Menschen zum Ausdruck bringe. Was sie als Christentum bezeichnen würden, sei in Wirklichkeit ein säkularisierter, sentimentaler Humanismus, notiert der Kolumnist. Die Linke stelle sich das Christentum als einen anspruchsvollen elitären Club von Menschen vor, die glauben würden, selbst perfekt zu sein. In Wirklichkeit aber sei das Christentum eine Religion der Sünder, die sich ihrer Sünden bewusst seien und nach deren Überwindung streben würden. Dabei sei ihnen klar, dass es nie ein Paradies auf Erden geben werde. Die christliche Regierungsführung sei daher unvollkommen, aber immer noch viel besser als die von den Aposteln des falschen linken Christentums vertretene globalistische Hippie-Weltanschauung, die aber nie in die Tat umgesetzt würde, schließt Szilvay.
In seinem allwöchentlichen Demokrata-Leitartikel bezeichnet András Bencsik den 29. Fidesz-Parteitag als epochales Ereignis, weil er eine Ära beendet und eine neue eingeläutet habe. Erstmalig habe Parteichef Viktor Orbán von der neuen Fidesz-Generation gesprochen, die jederzeit die Führung übernehmen könne. Zur Zeit jedoch sei Orbán die unumstrittene Leitfigur, die die Regierung durch eine Periode beispielloser Entwicklung geführt habe, so dass in den kommenden Monaten fast alle Generationen an den Früchten dieses Fortschritts teilhaben würden, gibt sich der Chefredakteur der regierungsnahen Wochenzeitung enthusiastisch. Der Ministerpräsident wolle Ungarn nun einen weiteren Schritt voranbringen. Dabei gehe es um den Anschluss an die am weitesten fortgeschrittenen Länder. Dieses Ziel werde schwer zu erreichen sein, räumt Bencsik ein, beendet seinen Leitartikel aber mit der Feststellung, dass „bei ihm nichts unmöglich ist“.
Der einzige Redner, dem man während des Parteitages hätte Beachtung schenken können, sei der Bürgermeister des XVI. Hauptstadtbezirks gewesen. Dieser habe nämlich die Abgeordneten und Minister aufgefordert, ihre Nachbarn zu besuchen und ihnen zu erklären, was im Falle eines Wahlsieges der Opposition auf sie zukommen werde. So äußert sich Árpád W. Tóta in einer extrem zugespitzten Kolumne für das Wochenmagazin Heti Világgazdaság.
Ein Satz seiner Rede sei besonders interessant gewesen: In ihm habe der Bezirksbürgermeister davon gesprochen, dass das Fidesz-Zentrum noch gute Antworten auf unangenehme Fragen werde geben müssen – Fragen, die die Leute bei diesen Besuchen stellen könnten. Tóta geht davon aus, dass diese unangenehmen Fragen mit der Korruption der Regierung zu tun haben dürften und behauptet, dass es auf solche Fragen keine „guten Antworten“ geben könne. Folglich könne die Regierungspartei nur von Trotteln unterstützt werden. Konsequenterweise bezeichnet er den Fidesz als eine „Partei der Dummköpfe“.
(Via: budapost.de, Titelbild: MTI/Koszticsák Szilárd)