Seit Freitag ist bekannt, dass sich Klára Dobrev und Péter Márki-Zay in einer Stichwahl zur Bestimmung des oppositionellen Spitzenkandidaten für die Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr gegenüberstehen werden. Da allerdings lagen die Wochenzeitungen und -magazine bereits an den Kiosken zum Verkauf bereit und konnten daher den Rückzug des Budapester Oberbürgermeisters Gergely Karácsony aus dem Rennen nicht mehr kommentieren. Dessen ungeachtet hatten die meisten von ihnen einiges über das überraschend gute Abschneiden des Bürgermeisters von Hódmezővásárhely anzumerken. Presseschau von budapost.de.
Eines der Opfer von Karácsonys plötzlicher Entscheidung, das Rennen aufzugeben, ist der Chefredakteur von Demokrata. In seinem Wochenleitartikel bezeichnet András Bencsik den OB der Hauptstadt noch als den vorbestimmten Sieger der Vorwahlen und prognostiziert, dass er und Klára Dobrev im nächsten Jahr gemeinsam für das Amt des Ministerpräsidenten und des stellvertretenden Ministerpräsidenten kandidieren würden. Sollte die Opposition die Wahl gewinnen, so spekuliert er, werde Karácsony letztlich auf seinem Posten als Oberbürgermeister von Budapest verbleiben und DK-Chef Ferenc Gyurcsány das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen, während dessen Ehefrau Klára Dobrev zur Außenministerin ernannt werde.
In Mandiner prognostiziert Gergely Szilvay, dass die im Falle eines Wahlsiegs der Opposition zum Ministerpräsidenten oder zur Ministerpräsidentin berufene Person den Forderungen der DK werde nachkommen müssen, da die Partei von Ferenc Gyurcsány die größte Linksfraktion im Parlament stellen werde. Sollte die DK ihren Willen dennoch nicht durchsetzen können, dürfte die Regierung einem von drei Pferden in entgegengesetzte Richtungen gezogenen Karren gleichen, glaubt der Kommentator. Márki-Zay beschreibt Szilvay als zu links für die Rechten und zu rechts für die Linken, so dass er sich zwangsläufig in einem politischen Niemandsland wiederfinden werde.
In ihrem gewohnten Leitartikel auf der ersten Seite räumt Magyar Narancs ein, dass Márki-Zay bei vielen linken Wählern unbeliebt sein könnte. Dennoch fordern die Autoren sie auf, ihn im Falle eines Sieges bei den Vorwahlen rückhaltlos zu unterstützen. Unter normalen Bedingungen werde der Ministerpräsident von der größten Fraktion gewählt, aber wer auch immer die Vorwahlen gewinne, die Anhänger der Opposition müssten das Ergebnis akzeptieren, um die ungleichen Kräfte der Opposition geeint zu halten, mahnen die Redakteure des linksliberalen Wochenmagazins.
In Jelen erklärt Chefredakteur Zoltán Lakner, warum Márki-Zay die Kandidatur Dobrevs nicht unterstütze. Sein Hauptproblem bestehe darin, dass die Demokratische Koalition im Falle ihres Sieges bei den Vorwahlen eine dominierende Position innerhalb des Oppositionsbündnisses einnehmen würde. Ein zweiter Grund, warum sich Márki-Zay als den besseren Kandidaten für einen Sieg über Ministerpräsident Orbán im kommenden Jahr wähnt: Das Image von Klára Dobrev sei untrennbar mit ihrem Ehemann und DK-Vorsitzenden Ferenc Gyurcsány verbunden. Dieser sei bei den unentschlossenen Wählerinnen und Wählern unbeliebt, deren Unterstützung aber für einen Sturz der amtierenden Regierung unerlässlich wäre, erinnert Lakner.
Heti Világgazdaság widmet den Vorwahlen zwei Kolumnen, die sich wiederum in einigen Zeilen mit Márki-Zay befassen. Für Árpád W. Tóta könnte die Integration von Márki-Zay und seinen Anhängern in das Oppositionslager „der Schlüssel zum Sieg sein“. Er hält es für bedeutsam, dass die Opposition den konservativen Wählern eine Alternative zum Fidesz anbiete. Márki-Zay könne diese Aufgabe nicht allein bewältigen, und im Augenblick existiere keine organisierte Bewegung hinter ihm, notiert Tóta.
István Dévényi, Redakteur bei Magyar Hang, mahnt diesmal in Heti Világgazdaság: Er und viele hunderttausend unentschlossene Wähler würden sich nicht von der Opposition vertreten sehen, sollte Klára Dobrev die Vorwahlen gewinnen. Zum Glück stelle Márki-Zay eine Alternative dar, die von Menschen der Mitte wie ihm akzeptiert werden könne. Diese Möglichkeit betrachtet Dévényi als das wichtigste Verdienst der oppositionellen Vorwahlen.
Richárd Szentpéteri Nagy, seines Zeichens ein bekannter Kritiker der Vorwahlen der Opposition, bekräftigt seinen Standpunkt. In 168 Óra notiert der Autor: Die Vorwürfe, die sich die konkurrierenden Persönlichkeiten unweigerlich gegenseitig an den Kopf werfen würden, könnten eine dauerhafte Spaltung des Oppositionsbündnisses verursacht haben. Obwohl die zweite Runde der Vorwahlen noch bis zum Ende der Woche andauere, fordert er die Anhänger sämtlicher Kandidaten bereits jetzt auf, die Wunden, die sie während des Vorwahlkampfes erlitten hätten, allmählich zu vergessen.
(Via: budapost.de, Titelbild: Magyar Hang/Gulyás Luca Borbála)