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Delta-Variante und hohe Zahl ungeimpfter Personen könnten zur vierten Welle führen, warnen Experten

Ungarn Heute 2021.07.15.

Die Coronaviruszahlen verschlechtern sich in vielen Gebieten Europas. Obwohl sich die Infektionsrate in Ungarn noch nicht verschlechtert hat, wurde die Delta-Variante bereits entdeckt und eine steigende Anzahl inländischer Experten warnen vor einer vierten Welle in der Zukunft. Viele zeigen auf die Millionen von Menschen, die noch nicht geimpft sind, während andere die Regierung kritisieren.

Wie wir bereits berichteten, ist die Delta-Variante schon in Ungarn aufgetaucht. Gleichzeitig hat sich die Impfkampagne scheinbar verlangsamt, da die Zahl der neuen Impfungen selten über 10.000 pro Tag beträgt. Mehrere europäische Länder verzeichnen eine steigende Anzahl an Infektionen, was viele führende ungarische Experten dazu veranlasst, sich Sorgen zu machen und die Menschen dazu drängen, sich impfen zu lassen.

Virologe Ferenc Jakab zum Beispiel, warnte, dass niemand Illusionen bezüglich eines Endes der Pandemie haben sollte, da wegen der hohen Zahl an Ungeimpften in Ungarn eine vierte Welle im Anmarsch sein könnte. Der Professor, der Ungarns Coronavirus- Forschungsarbeitsgruppe leitet, wies auf die Delta-Variante als Ursache für die nächste Welle hin, die wahrscheinlich stärker als die erste, aber milder als die dritte sein wird und Ungarn vor dem Herbst erreichen wird. „Es gibt einen eindeutigen Grund zur Sorge,“ sagte Jakab und wies auf Israel hin, wo die Infektionszahlen trotz einer hohen Impfrate ansteigen.

Gábor Vattay, Leiter der Abteilung für Physik komplexer Systeme an der ELTE Universität, sagt einen neuen Ausbruch bis September voraus, wenn die Zahlen „ungefähr zehnmal so hoch wie heute sein werden“. Er glaubt auch, dass viele Menschen im Ausland Urlaub machen werden, nachdem die Beschränkungen gelockert wurden, was die Ausbreitung des Virus beschleunigen könnte. Er sagt, dass Ungarn immer noch einen Vorsprung von zwei Monaten hat, es dann aber dieselben Tendenzen wie in England, Israel oder Portugal geben wird. Er betonte, dass die Impfung das Sterberisiko auf ein fünftel oder zehntel verringert. Auf der anderen Seite wäre eine vierte Welle seiner Meinung nach die Letzte und die Sterblichkeitsrate wäre danach ähnlich einer saisonalen Grippe.

Rektor der Semmelweis Universität (SOTE) Béla Merkely sagte eine etwas weniger negative Situation voraus. Obwohl er auch von einer vierten Welle ausgeht, bedürfte es keiner weiteren Beschränkungsmaßnahmen, sagt er. Offensichtlich sind praktisch nur die Menschen betroffen, die nicht geimpft sind, sagt er voraus. Jedoch gibt es immer noch eine relativ große Anzahl an über 60-Jährigen, die ihre erste Impfung noch vor sich haben. Laut Merkely gibt es immer noch viel Zeit bis zum Ausbruch der vierten Welle, genug um die drei Millionen Ungarn zu impfen, die noch überzeugt werden müssen.

Toxikologe Gábor Zacher sagt, dass, als gerade 5,5 Millionen Menschen geimpft wurden, die Regierung sich offenbar nicht mehr auf die Pandemie konzentriert, was das Erreichen der Herdenimmunität erschweren könnte. Er sagt, dass die Regierung nun eine neue Impfkampagne starten sollte, statt einer nationalen Konsultation, mit Fokus auf abgegrenzte Orten. Er empfiehlt auch, den Urlaub in Ungarn zu verbringen und sagt voraus, dass sich die heutigen Zahlen Anfang September verzehnfachen werden. „Es wird eine vierte Welle geben, die Frage ist nur wann und wie,“ sagte er.

Pharmazeut Szabolcs Dobson stimmt zu, dass die Delta-Variante zu einer vierten Welle führen könnte. Er sagt, dass die Impfrate bedeutend ist, dies aber eine vierte Welle nicht verhindern wird, wie die Beispiele anderer Länder zeigen. In Bezug auf kürzlich veröffentlichte internationale Beispiele der Intervention (z.B. in Frankreich und Israel), kritisierte er die Regierung und sagte, dass „…wie in Ungarn üblich, wir nichts über die Details der staatlichen Verteidigungspläne wissen, sie aber sagten, es existiere eine,“ fügte er hinzu.

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Eine Reihe von Regierungsbeamten, darunter Miklós Kásler, Minister für Humanressourcen, sprachen vor kurzem ebenfalls von der Möglichkeit einer vierten Welle. Wie wir bereits berichteten, wurde in der vergangenen Woche eine neue Impfkampagne für ältere Menschen ins Leben gerufen. Und der Kanzleramtsminister schloss die Möglichkeit nicht aus, die Voraussetzung eines Immunitätszertifikats für bestimmte Dienste wieder einzuführen.

Via Hungary Today; Titelbild MTI/Attila Balázs