Die Karwoche, die mit dem Palmsonntag beginnt, ist die Woche der Vorbereitung auf die Erlösung durch das Leiden, den Tod und die Auferstehung des Herren Jesu Christi. Heute ist Karfreitag. Es ist der zweite und traurigste Tag der Heiligen Drei Tage (lat. Sacrum Triduum Pascale). An diesem Tag gedenken die christlichen Kirchen dem Leiden und Sterben Christi. Am Karfreitag findet keine Heilige Messe statt, der Altar ist leer. Die Farbe des Gottesdienstes ist rot. In Ungarn ist Karfreitag seit 2017 ein gesetzlicher Feiertag. Auch zahlreiche Volksbräuche sind mit christlichen Wurzeln mit diesem Tag verbunden.
Der Gottesdienst (wichtig zu betonen: keine heilige Messe, weil an diesem Tag nach der christlichen Tradition Jesus, der ewige Hohepriester selbst das Opfer darstellt. = Gottes Lamm) besteht am Karfreitag aus drei Hauptteilen.
1. Liturgie mit Lesungen 2. Lesung der Passion des Johannes. 3. Allgemeine Bitten (Große Fürbitten), in denen die Kirche für die gesamte Menschheit betet.
Dann kommt der Höhepunkt des Gottesdienstes, die Huldigung des Heiligen Kreuzes. Ursprünglich haben die Christen in Jerusalem das echte Kreuz (an dem der Herr gelitten hat und gestorben ist) verehrt. Außerdem ist dieser Tag für die katholischen Anhänger ein strenger Fastentag.
Am Palmsonntag, als wir des Einzugs Christi in Jerusalem und der Passion gedenken, sind die Kirchen immer voll. In diesem Jahr ist es anders. Wir konnten uns die Liturgie über das Leiden des Herrn nach dem Evangelsiten Matthäus nur von zu Hause anhören. So hat die Karwoche mit einem ungewöhnlich bitteren Gefühl begonnen. Die Fastenzeit, […]Weiterlesen
Die Umwandlung der Hostien fehlt komplett. Bei der Kommunion werden die am Gründonnerstag umgewandelten Hostien gegeben. Es gibt keine Feier der Eucharistie im klassischen Sinne, auf Grund dessen nennen wir den Gottesdienst nur „stumpfe Messe“, auf Lateinisch: missa praesanctificatorum oder missa sicca.
Zu den ältesten „Feierelementen“ des Gottesdienstes an diesem Tag gehören unter anderem der Wegfall der Eröffnungsriten (Pfarrer kommt ohne Begrüßung der Gemeinde hinein und beginnt die Messe „in medias res“), der Gesang oder die Lesung der Passionsgeschichte (Leiden des Herrn) nach Johannes, die Verwendung von Holzklappern anstelle von Glocken und Altarschellen, die Großen Fürbitten und das Fehlen der Musik (Orgel, maximal Gesang ist erlaubt).
Der Aufbau der Liturgie in den evangelischen Gemeinden ist ähnlich am Karfreitag. Es gibt aber einige Unterschiede, wie z.B. die liturgische Farbe, denn bei den Lutheranern ist sie schwarz, in manchen Fällen violett. Auch Blumenschmuck und Kerzen sind nicht üblich, wie bei den Katholiken. Im Mittelpunkt der Feier steht die Passionsgeschichte, die durch Predigten, Gebete und Lieder begangen wird. Hier spielt die Liturgie, die Predigt eine wichtigere Rolle als die Kommunion, die theologisch gesehen eine ganz andere Bedeutung und Gewichtung als in der katholischen Kirche hat.
Ein weiteres wichtiges Element der evangelischen Zeremonie ist die Kirchenmusik in Form von Passionschorälen wie O Haupt voll Blut und Wunden. Aus den Passionsmusiken entwickelte sich später die selbständige Gattung: das Passions-Oratorium. Die berühmtesten Passions-Oratorien wurden vom J.S. Bach geschrieben, der auch selber ein Lutheraner war, der musikalisch sehr viel zur Entwicklung der evangelischen Kirchenmusik beigetragen hat.
Die Karfreitagsfeier in den orthodoxen und katholischen Ostkirchen (byzantinisch und slawisch) beginnt am Donnerstagabend mit dem Morgengottesdienst (Orthros/Utrenja). Dieser Gottesdienst wird von zwölf Lesungen aus den Evangelien charakterisiert. Im Rahmen des Gottesdienstes werden die Passionstexte aus den vier Evangelien gesungen.
In der griechischen Zeremonie wird zum Höhepunkt die 15. Antiphon gesungen. Der Text der ersten Strophe der 15. Antiphon lautet:
„Heute hängt am Holz, der die Erde über den Wassern aufgehängt hat. Mit einem Kranz aus Dornen wird umwunden der König der Engel. Lügenhaft wird mit Purpur verhüllt, der den Himmel mit Wolken verhüllt. Schläge hat empfangen, der im Jordan den Adam befreite. Mit Nägeln wurde befestigt der Bräutigam der Kirche. Mit einer Lanze wurde durchbohrt der Sohn der Jungfrau. Wir verehren deine Leiden, Christus. Zeige uns auch deine herrliche Auferstehung!“
/Quelle: Wikipedia/
Die nächsten Gottesdienste, die schon am Freitagmorgen gefeiert werden, sind die „königlichen Stunden“. Bei ihnen wird in der griechischen Tradition der Kruzifixus vom Kreuz abgenommen und in ein weißes Tuch gehüllt. In der Vesper kommt es zur feierlichen Auslegung des Grabtuchs Christi (=epitaphios oder plaschtschanica). Am Karfreitag wird ebenso keine Eucharistie -wie bei der katholischen Kirche- gefeiert. Dieser Tag ist in den orthodoxen Kirchen strenger Fastentag.
Der Karfreitag wurde 2017 in Ungarn zum gesetzlichen Feiertag erklärt.
In Ungarn gibt es auch viele Volksbräuche, die mit dem Karfreitag verbunden sind. Die ersten Spuren des Festes gehen auf das 4. und 5. Jahrhundert zurück. Ihre Rituale wurden bereits im 8. und 9. Jahrhundert festgelegt; auch sie betonen die Verehrung und Anbetung der Trauer und des Kreuzes. Obwohl er in der frühen Kirche nicht als Festtag galt, weil er ein Fastentag war, wurde er im Laufe der Jahrhunderte des Christentums mit zahlreichen vorchristlichen Bildern, Glaubensvorstellungen und Bräuchen in Verbindung gebracht, die sich auf den Frühlingsanfang bezogen. Bis in die letzten Jahrzehnte war das bekannteste davon das Baden in der Morgendämmerung: Gegen 2 bis 3 Uhr morgens gingen die jungen Leute an den Bach, um sich zu waschen. An einigen Orten wurden die Tiere aus dem Bach getränkt, an anderen wurden die Pferde im Fluss gebadet. Dies symbolisiert die Reinigung. Es war ein weit verbreiteter Glaube, dass derjenige, der sich im Flusswasser wäscht, gesund und nicht krank wird, keine Augenschmerzen hat und bei der Arbeit flink wird. Von Mädchen wurde erwartet, dass sie sich waschen, um schön zu sein und keine Sommersprossen zu bekommen.
Die magische Kraft des Flusswassers wurde auch an vielen Stellen erklärt, weil Jesus in Begleitung von Soldaten in den Fluss Cedron geworfen und so geheiligt werden sollte. Aus diesem Grund wird das Wasser, in das man vor Sonnenaufgang eingetaucht wird, manchmal „goldenes Wasser“ genannt.
Im christlichen Mittelalter wurden am Karfreitag Lagerfeuer angezündet, um der Morgendämmerung zu gedenken, als Jesus vor Pilatus gebracht wurde, und die Diener und Soldaten ein Feuer anzündeten und sich daran wärmten.
In Felsőpetény wurde vor dem Ersten Weltkrieg am Karfreitagabend neben der Kirche ein Feuer entzündet, in Erinnerung an die Nachtwache am Feuer, als das Grab Jesu bewacht wurde. Mancherorts wurde an diesem Tag der Brauch der „Pilatusverbrennung“ ausgeübt. Der Brauch bestand darin, eine Stroh- oder Stoffpuppe zu schlagen und zu verbrennen, die Pilatus darstellte (der nach dem Evangelium Jesus kreuzigen ließ). In einigen Fällen wurde auch Judas mit einer solchen Puppe symbolisiert.
(Beitragsbild: Papst Franziskus am Karfreitag 2021, MTI/EPA/ANSA pool/Angelo Carconi)