Das Jahresende verlief aus Sicht der Inflation viel besser als erwartet.Weiterlesen
Europas größte Volkswirtschaft steckt in Schwierigkeiten und zieht die Region mit in den Abgrund. Ungarn kann den Ausbruch schaffen, indem es seine Verteidigungsindustrie entwickelt und Investitionen aus dem Fernen Osten in Elektroautos anlockt, schreibt Világgazdaság.
Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist eine große Herausforderung für die exportabhängigen Länder Mitteleuropas. Jahrelang war die regionale Zusammenarbeit mit der deutschen Automobilindustrie ein großer Motor für die Staaten der Region. Nun aber ist die deutsche Lokomotive ins Stocken geraten und die Wachstumsaussichten der Region verschlechtern sich.
Verschärft wird die Situation durch geopolitische Risiken, vor allem den Krieg in der Ukraine, aber auch der Konflikt im Nahen Osten und der zunehmende Protektionismus beeinträchtigen die deutschen Exporte. So könnte beispielsweise die industrielle Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich für Ungarn einen Durchbruch darstellen.
Die wirtschaftlichen Turbulenzen im wichtigsten Handelspartner der Region und die anhaltende Schwäche des Automobilsektors bergen das Risiko eines weiteren wirtschaftlichen Abschwungs in der Mittel- und Osteuropäischen Region,
sagte Dawn Holland, Direktorin für Wirtschaftsforschung bei Moody’s Analytics, gegenüber Reuters.
Mitteleuropa wurde im vergangenen Jahr von einer Inflationswelle heimgesucht, die die Zentralbanken dazu zwang, ihre Leitzinsen auf ein 20-Jahres-Hoch anzuheben, was einen starken Rückgang der Reallöhne zur Folge hatte, der beispielsweise in Ungarn durch eine sinkende Inflation und einen Zinssenkungszyklus der Zentralbank bereits wieder ausgeglichen wurde. In der Tschechischen Republik hingegen sind die Reallöhne seit acht Quartalen in Folge gesunken.
Deutsche Unternehmen erwirtschafteten 2021 in Mitteleuropa einen Jahresumsatz von rund 250 Milliarden Euro und beschäftigten direkt rund eine Million Menschen, so die Daten der Bundesbank. Die Tschechische Republik ist für ein Drittel ihrer Exporte von Deutschland abhängig, Ungarn für ein Viertel seiner Exporte, und die deutsche Beziehung macht 20 Prozent der slowakischen Exporte aus, so eine Analyse von S&P Global. Polen ist weniger exponiert, hat einen großen Inlandsmarkt und die polnischen Exporte sind weniger von der Automobilherstellung abhängig.
Das ungarische Unternehmen für Maschinenbau und Automatisierung DGA Kft, das Stahlkonstruktionen, geschweißte Komponenten und maßgeschneiderte Maschinen herstellt, hat eine 50-prozentige Kapazitätserweiterung zwischen 2023 und 2025 geplant, um die erwartete Nachfragesteigerung auf der Grundlage von Rückmeldungen der Kunden zu decken.
Diese (höhere) Nachfrage hat sich verflüchtigt,
sagte Tamás Tornai, Geschäftsführer der Holdinggesellschaft, die DGA kontrolliert. Dennoch wird das Unternehmen seinen Kapazitätsausbau fortsetzen, um die boomende Verteidigungsindustrie zu bedienen.
Die deutsche Automobilindustrie hat nicht nur mit der Schwäche des US-amerikanischen und des europäischen Marktes zu kämpfen, sondern auch mit den anhaltend hohen Energiekosten und der weltweiten Umstellung auf Elektromobilität. Innerhalb Mitteleuropas ist Ungarn führend bei Investitionen in die Herstellung von Batterien und Elektroautos, insbesondere durch chinesische Kapitalzuflüsse, und positioniert sich als Treffpunkt für Investoren aus Ost und West.
Aufgrund dem Rückgang der Nachfrage nach Autos infolge von Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit versucht das Unternehmen Alap Europa, das Qualitätsmanagement und andere Dienstleistungen für Kunden in der Automobil-, Luft- und Raumfahrt- und Elektronikindustrie anbietet, den Abschwung auf den westeuropäischen Märkten durch einen Anstieg der Aufträge von asiatischen Kunden auszugleichen. Otto Danek, Vizepräsident des tschechischen Exporteursverbands, sagte, dass der Sektor ab der zweiten Hälfte des Jahres 2023 aufgrund der Schwäche in Deutschland eine starke Verlangsamung erleben könnte.
Ein relativ geringer Rückgang der Nachfrage aus dieser Region wird sich stark auf das gesamte Exportsegment auswirken,
sagte Danek. „Wir sind auf der Suche nach neuen Märkten, vorzugsweise in Europa (…), aber man kann einen solchen Ausfall nicht in sechs Monaten ausgleichen“, fügt er hinzu.
Die anhaltende Schwäche Deutschlands ist eines der Hauptrisiken, die wir für die mittel- und osteuropäische Region sehen,
sagte Karen Vartapetov, Senior Analyst bei S&P Global und leitender Analyst für Sovereign Ratings in Mittel- und Osteuropa und den GUS-Staaten. Dies könnte das mittelfristige Wachstum in Mittel- und Osteuropa beeinträchtigen und die ohnehin schon schwierigen Pläne zur Haushaltskonsolidierung weiter erschweren, fügte er hinzu.
via vg.hu, Beitragsbild: pixabay