Die Ausbeutung von Erdwärme ist im Gegensatz zu anderen Heizsystemen absolut schadstofffrei und nicht an Wetter oder Jahreszeiten gebunden.Weiterlesen
Die größte geothermische Anlage in der Europäischen Union in Szeged, die im Mai letzten Jahres übergeben wurde, liefert Wärme für Wohnungen, Unternehmen und andere Gebäude, berichtet euronews. Das Projekt wurde von der Stadtverwaltung auf Anregung des örtlichen Fernwärmeunternehmens in Angriff genommen, indem das gasbetriebene Heizsystem in ein geothermisches System umgewandelt wurde.
Insgesamt werden bereits mehr als 27 000 Haushalte in Szeged mit Wärme und Warmwasser versorgt.
Damit ist Szeged nach Reykjavík die Stadt mit der zweithöchsten geothermischen Energieversorgung auf dem Kontinent und die erste in der EU.
Tamás Medgyes, operativer Direktor des Wärmeversorgers, erklärte, dass im Winter die Luft in Szeged sehr schlecht sei. Der größte Verursacher von Kohlenstoffemissionen in der Stadt sei das Fernwärmesystem, dass seit 40 Jahren Erdgas verwendet. In den letzten zwei bis drei Jahren hat man dieses gasbasierte System auf Geothermie umgestellt.
Mit einem Netz von 27 Bohrungen, 16 Heizwerken und 250 Kilometern Verteilungsrohren nutzt das neue System die Wärmeenergie unter der Erdoberfläche, um sie in warme Luft umzuwandeln. Dazu müssen die Ingenieure Bohrungen vornehmen, um heißes geothermisches Wasser zu finden. „Geothermisches Wasser ist eine besondere Art von Wasser, das von der Erde erhitzt wird. Es nimmt die Wärme des geologischen Gebiets auf. Und wenn wir es aus dem ursprünglichen Gebiet herausholen, können wir dieses Wasser für verschiedene Zwecke nutzen“, erklärt Tamás Ézsiás, Projektleiter bei MedWater.
Das geothermische System kostete rund 70 Millionen Euro, von denen 23 Millionen Euro aus dem Kohäsionsfonds der Europäischen Union finanziert wurden. Das System versorgt etwa die Hälfte der Stadt Szeged, mehr als 27 000 Haushalte und über 400 öffentliche Gebäude mit Wärme und Warmwasser. Wenn der Plan zur Halbierung des Gasverbrauchs realisiert wird, rechnet das Heizungsunternehmen
mit einer Reduzierung der Kohlendioxidemissionen um rund 30 000 Tonnen pro Jahr.
„Bei sehr kaltem Wetter schalten wir das Gas nicht ganz ab, aber bei schönem Wetter, wie jetzt, schalten wir auf Erdwärmeheizung um. Wir ersetzen also derzeit 100 % des Gases“, so Tamás Medgyes.
Eine Einwohnerin aus Szeged berichtete, dass sie von der Umstellung nichts bemerkt hätten. „Weder die Wohnung noch die Eigentumswohnung mussten renoviert werden. Der Vertreter der Wohnanlage hatte darauf hingewiesen, dass Bohrungen zu erwarten seien, aber wir haben keine entsprechenden Anzeichen bemerkt“, sagte sie gegenüber dem Portal.
Experten zufolge könnte das Modell von Szeged auch in anderen Städten umgesetzt werden, da etwa 25 % der EU-Bevölkerung in Gebieten mit ausreichenden geothermischen Ressourcen leben. „Dies ist auch ein Modellprojekt. Es ist auch für viele andere Städte interessant. (..) Wir haben Besucher aus dem Ausland, aus Serbien, Rumänien und sogar aus Westeuropa, die kommen, um zu lernen, was wir hier tun“, so der Betriebsleiter des Wärmeversorgers.
Nicht zuletzt wird das Projekt in Szeged dazu beitragen, die Energieressourcen zwischen Ungarn und der EU besser zu verteilen und die Abhängigkeit von russischen Gasimporten zu verringern. „Die Fernwärme in Szeged basiert, wie die meiste Fernwärme in Ungarn und sogar in Osteuropa, auf fossilen Brennstoffen. In Szeged ist es Erdgas. Es ist importiertes Gas. Es ist also nicht ungarisch, sondern wird aus Russland importiert. Ursprünglich war dies ein Umweltprojekt, aber jetzt ist es wegen der Versorgungssicherheit, insbesondere wegen des Krieges und der Energiekrise, zu einer Priorität geworden.
Was also als Umweltprojekt begann, ist jetzt auch ein Projekt für die Versorgungssicherheit“,
fügte Tamás Medgyes hinzu.
Attila Steiner, Staatssekretär für Energie im Ministerium für Technologie und Industrie, erklärte in Szeged, dass Ungarn ein sehr gutes geothermisches Potenzial habe, und die Regierung damit begonnen hat, eine nationale Strategie zu entwickeln. Milliarden von Euro an Erdgasverbrauch könnten durch geothermische Energie ersetzt werden, wenn die Infrastrukturinvestitionen getätigt werden. Ziel der Regierung sei es, anderen Städten wie Szeged die Möglichkeit zu geben, das geothermische Potenzial für Fernwärme oder sogar Stromerzeugung zu nutzen, so der Politiker.
via euronews.com, Beitragsbild: Facebook/Cédrus Liget – Szeged