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Die ungarische Verteidigungsindustrie steht vor einem Meilenstein

Ungarn Heute 2024.02.16.

Lynx KF41A

Die Verteidigungsindustrie ist in Ungarn nicht unbekannt, auch wenn das Segment bis Anfang der 2000er Jahre im Wesentlichen am Boden lag. Die Wende kam dann Ende des Sommers 2020, und seither erlebt die Rüstungsindustrie eine Renaissance, berichtet Világgazdaság.

Vor drei Jahren habe der ungarische Staat mit Rheinmetall, dem weltweit führenden deutschen Rüstungsunternehmen, einen Vertrag über die heimische Produktion von Schützenpanzern unterzeichnet, erinnert das Portal. Wenige Wochen später, am 9. September 2020, wurde beschlossen, dass die ungarischen Streitkräfte im Rahmen eines Programms im Wert von zwei Milliarden Euro, mit 218 Lynx-Fahrzeugen ausgestattet werden sollen. Davon werden 172 in Zalaegerszeg von der Rheinmetall Hungary Zrt. gefertigt. Die restlichen 46 gepanzerten Infanteriefahrzeuge werden in Deutschland gebaut.

Der erste Schützenpanzer wurde im Oktober 2022 ausgeliefert, aber noch wichtiger ist, dass der erste in Zalaegerszeg produzierte Lynx KF41A Ende Dezember letzten Jahres vom Band gelaufen ist.

Der erste in Zalaegerszeg produzierte Lynx KF41A (Foto: Facebook/Honvédelmi Minisztérium)

Die Investitionen in die Verteidigungsindustrie werden also langsam produktiv, so dass laut Világgazdaság die Produktion der ungarischen Verteidigungsindustrie in einigen Jahren 1 Prozent des nationalen BIP ausmachen könnte.

Experten halten dies für eine absolut realistische Erwartung. In Anbetracht der bereits angekündigten Kapazitäten ist die Verteidigungsindustrie in der Lage, kurzfristig einen solchen Beitrag zum BIP zu leisten. Wir sprechen von einer Reihe von Waffenfabriken und Produktionsanlagen, Forschungs- und Entwicklungsbasen, und es werden noch weitere folgen:

  • Zalaegerszeg – Ketten- und Radfahrzeuge,
  • Várpalota – Munition und Sprengstoffe,
  • Kaposvár – Integration zusätzlicher Radar- und Waffensysteme,
  • Győr – gepanzerte Kampffahrzeuge,
  • Kiskunfélegyháza – Handfeuerwaffen,
  • Gyula – Komponenten für zivile und militärische Hubschrauber,
  • Nyírtelek – Radare,
  • Szeged – Lasertechnik vor allem für zivile Zwecke.

Kriegsfabriken in Ungarn (Karte erstellt von Ungarn Heute; leere Karte: Wikipedia/Hunyadym)

Der Anteil von 1 Prozent mag auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen, wertmäßig ist er jedoch enorm hoch.

Gegenwärtig wird das gesamte nationale Produkt auf 75-80.000 Milliarden Forint (193-206 Mrd. Euro) geschätzt, erinnert das Portal. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, das ungarische BIP bis zum Ende des Jahrzehnts, d. h. bis 2030, auf 160.000 Milliarden Forint (411 Mrd. Euro) zu verdoppeln.

Dies würde auch bedeuten, dass der Anteil der Verteidigungsindustrie von 1 Prozent weit über 1.000 Milliarden Forint (2,6 Mrd. Euro) liegen würde.

Foto: honvedelem.hu

Die Entwicklung der Rüstungsindustrie ist nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht unumgänglich, sondern auch eine reine Souveränitätsfrage, erinnert Világgazdaság. Schließlich verleiht eine gut bewaffnete, moderne Armee der Vertretung der ungarischen Interessen unbestreitbar mehr Gewicht. Die Tatsache, dass die Landesverteidigung aus ungarischen Kapazitäten geleistet werden kann, ist besonders positiv, da sie letztlich die Möglichkeit schafft, die Kampffähigkeit aufrechtzuerhalten, selbst wenn die militärisch-industriellen Lieferketten unterbrochen werden.

Eine Schlüsselfrage sei, wie in Ungarn produzierte Militärtechnologie auf internationale Märkte und Verkaufsplattformen gebracht werden könne,

schreibt das Portal. Dies ist eine Schlüsselfrage im Hinblick auf die Rentabilität der Investitionen, denn in Kreisen der Entscheidungsträger ist es eine bekannte Weisheit, dass jeder Forint, der für die militärische Entwicklung ausgegeben wird, sich durch die Verteidigungsindustrie mindestens verdoppeln sollte.

Der Staat ist hier in einer guten Position, da er seine Subventionen nicht nur durch Gewinne, sondern auch durch Steuern und Beschäftigung wieder hereinholen kann.

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via vg.hu, Beitragsbild: Facebook/Honvédelmi Minisztérium