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„Es gibt eine Nation hier in der Mitte Europas, die der Verkünder von Recht und Gerechtigkeit sein will“

Ungarn Heute 2021.09.06.
FIZETŐS

„Wir können stolz darauf sein, dass es Menschen gibt, die die ungarische Sprache und Kultur auch außerhalb der Landesgrenzen am Leben erhalten“ betonte Professor E. Sylvester Vizi, Präsident der Stiftung Freunde von Ungarn, bei der Geburtstagsfeier des Wiener „Europa Clubs“. Der in Österreich tätige Verein wurde nach 1956 von ungarischen Emigranten gegründet, die aus Angst vor Repressalien des sozialistischen Regimes ins Ausland flohen. András Smuk, Präsident des Klubs, sagte, es sei wichtig, die ungarische Sprache und Kultur weiterzugeben, und nannte den „Nachschub“ äußerst wichtig.

„Wir können stolz darauf sein, dass der ungarische König, der Heilige Stephan, das christliche Ungarn gegründet hat und dass wir eines der wenigen Länder in Europa sind, die auf eine mehr als 1000-jährige Staatlichkeit zurückblicken können“, begann E. Sylvester Vizi seine Rede und fügte hinzu, dass alle, die an der Feier teilnehmen, „froh sein können, dass die Mitglieder des Clubs aus drei Ländern (aus Ungarn, Österreich und der Slowakei) während der Pandemie zusammenkommen können“. Der Club feierte vor zwei Jahren seinen 55. Geburtstag, die Feierlichkeiten mussten wegen der Corona-Pandemie zweimal abgesagt werden. Dieses Jahr konnten sich doch die Mitglieder zwischen den imposanten Mauern von Schloss Petronell, nicht weit von Wien, miteinander treffen.

In seiner Rede betonte Vizi, der auch der ehemalige Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ist, dass es nur wenige Nationen gibt, wie Ungarn, die so viele, herausragende Leistungen in Sport, Kultur und Wissenschaft vorweisen können, und dass „alle Ungarn in der Welt darauf stolz sein können“.

Der Schlüssel zum Erfolg sei, so Vizi, dass sich die Ungarn, die im Laufe der Geschichte ins Ausland gegangen seien, an ihre Gastländer „angepasst“ und deren Gesetze respektiert hätten. Der Professor sprach auch über die Stiftung „Freunde von Ungarn“, die vor 10 Jahren von namhaften Wissenschaftlern, Künstlern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gegründet wurde. Zu ihnen gehörten die Opernsängerin Éva Marton, der Journalist András Oplatka, der Professor Sir George Radda und der Wirtschaftswissenschaftler Sándor Lámfalussy, der auch als „Vater des Euro“ bekannt ist. Die Organisation wurde gegründet, um sicherzustellen, dass die Leistungen der Ungarn weltweit anerkannt und gewürdigt werden. Jedes Jahr reisen Hunderte von Stiftungsmitgliedern aus fast 5 Teilen der Welt nach Hause, um den Zusammenhalt zu feiern, so Vizi.

Leben im Einsatz für Ungarn - Empfänger des „Freund von Ungarn“ Preises 2021
Leben im Einsatz für Ungarn - Empfänger des „Freund von Ungarn“ Preises 2021

Der „Freund von Ungarn“ Preis ist eine renommierte Auszeichnung, mit der die außerordentliche Arbeit von ausgewählten Personen oder Organisationen in der breiten ungarischen Gemeinschaft anerkannt wird. Dieses Jahr wurden zwei Personen und eine Organisation für ihre bemerkenswerte Arbeit nominiert. Die Freunde von Ungarn Konferenz ist ein wichtiges Ereignis für die Freunde von Ungarn Stiftung, dem […]Weiterlesen

Der Präsident verwies auf den ungarischen „Sankt-Stephan-Orden“, den er am 20. August, dem Tag der Staatsgründung, vom Präsidenten János Áder erhielt, und sagte, dass der Grund für diese Auszeichnung auch darin liege, dass „wir jetzt hier sind, um die Nation, unsere Sprache und Kultur am Leben zu erhalten“.

Fact

Der Sankt-Stephan-Orden

Der Sankt-Stephan-Orden ist nach dem weltweit berühmtesten König Ungarns, Stephan I., benannt, dessen Herrschaft vor fast tausend Jahren durch die Festigung der Monarchie, die Gründung des mittelalterlichen Staates Ungarn und die Einführung des Christentums als Staatsreligion gekennzeichnet war.

Der Orden wurde 1764 von Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen und  Herrscherin der Habsburger Herrschaft, gegründet. Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn, Kaiser Joseph II., machten mehrere politische Zugeständnisse, um die Spannungen zwischen Österreich und Ungarn zu verringern, darunter auch die Gründung des Ordens.

Obwohl der Orden bei der Ausrufung der Republik Ungarn im Jahr 1946 aufgelöst wurde, wurde er 2011 als Ungarischer Sankt-Stephan-Orden neu gegründet und ist bis heute der höchste Orden in Ungarn. 

„Die Heimatliebe hängt nicht davon ab, wo man gerade lebt“ sagte Vizi und betonte, die Ungarn sollten immer „sagen, was sie denken“.

„Es gibt hier, in der Mitte Europas eine Nation, die der Verkünder von Recht und Gerechtigkeit sein will“

schloss der Professor.

Professor E. Sylvester Vizi und László Lovász erhalten den ungarischen Sankt-Stephan-Orden, die höchste Auszeichnung Ungarns
Professor E. Sylvester Vizi und László Lovász erhalten den ungarischen Sankt-Stephan-Orden, die höchste Auszeichnung Ungarns

Der Arzt, Neurowissenschaftler, Pharmakologe und Universitätsprofessor E. Sylvester Vizi war von 2002 bis 2008 Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und ist derzeit Vorsitzender des Kuratoriums der Freunde von Ungarn Stiftung, dem Herausgeber unseres Nachrichtenportals.Weiterlesen

András Smuk, Präsident des Europa Clubs, bezeichnete den Regimewechsel als einen entscheidenden Moment im Leben der Organisation, der es ihr ermöglicht habe, sich der gesamten ungarischen Gemeinschaft im Karpatenbecken zu öffnen. Heute sind viele kulturelle Momente im „Felvidék“ (in der heutigen Slowakei), in Kárpátalja (in  der Ukraine), in Vajdaság (Serbien) sowie in Siebenbürgen (Rumänien) auf sie zurückzuführen.

Die Organisation gibt auch Bücher heraus, deren Erlös ungarischen Waisenkindern in Siebenbürgen zugute kommt.

Izabella Jégh, Präsidentin des Stadtrats von Pozsony (Pressburg/Bratislava) CSEMADOK, betonte, dass die im Ausland lebenden Ungarn nach Trianon zwar in ihrer Heimat geblieben seien, aber dennoch in einem anderen Staat leben müssen und dass es einen großen Wert hat, dass sie ihre ungarische Identität über die Grenzen hinaus bewahren konnten.

Anlässlich des Geburtstags des Clubs gab die Internationale Donauphilharmonie ein wunderschönes Konzert.

(Titelbild: MTI – Koszticsák Szilárd)